Cronin, Justin
Oberfläche.«
Mindestens fünfzehn Meter in pechschwarzer
Dunkelheit mit Amy auf dem Arm eine Leiter hinauf. Wolgast wusste nicht, wie er
das schaffen sollte.
»Es muss noch einen anderen Weg geben.« Lear
schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen.«
Er nahm Amy, während Wolgast in den Gang
hineinkroch. Im Sitzen und mit eingezogenem Kopf würde er Amy um die Taille
fassen und mitziehen können. Er rutschte rückwärts hinein, bis er die Beine ausstrecken
konnte, Lear legte Amy dazwischen. Sie schien jetzt am Rande des Bewusstseins
zu schweben. Durch ihr dünnes Hemd spürte Wolgast noch immer die Wärme des
Fiebers auf ihrer Haut.
»Denken Sie daran, was ich gesagt habe. Zehn
Meter.«
Wolgast nickte.
»Sehen Sie sich vor.«
»Was hat diese Männer umgebracht?«
Aber Lear antwortete nicht. »Passen Sie gut auf
sie auf«, sagte er nur.
Wolgast rutschte los; mit einem Arm umschlang er
Amys Taille, mit dem andern zog er sich immer tiefer in den Schacht. Erst als
die Klappe sich hinter ihm schloss, begriff er, dass Lear nie die Absicht
gehabt hatte, mitzukommen.
Die Glühstäbe waren jetzt überall, im ganzen
Chalet. Richards hörte die Schreie und die Schüsse. Er steckte ein paar
Extra-Magazine aus seinem Schreibtisch ein und lief die Treppe hinauf zu Sykes
Büro. Das Zimmer war leer. Wo war Sykes?
Sie mussten einen Sicherheitsring bilden und die
Glühstäbe darin einschließen. Mit erhobener Waffe verließ er Sykes' Büro.
Etwas bewegte sich durch den Korridor.
Es war Sykes. Als Richards ihn erreichte, saß er
auf dem Boden und lehnte an der Wand. Seine Brust hob und senkte sich wie die
eines Kurzstreckenläufers, und sein Gesicht glänzte von Schweiß. Er
umklammerte seinen Unterarm; aus einem breiten Riss direkt über dem Handgelenk
strömte das Blut. Seine Pistole, eine .45er, lag neben der nach oben zeigenden
Hand auf dem Boden.
»Sie sind überall«, sagte Sykes und schluckte.
»Warum hat er mich nicht umgebracht? Der Schweinehund hat mir ins Gesicht
gesehen.«
»Welcher war es?«
»Wen interessiert das, verdammt?« Sykes zuckte
die Achseln. »Ihr Kumpel. Babcock. Was ist das mit euch beiden?« Ein Zittern
ging durch seinen Körper. »Mir geht's nicht gut«, sagte er und übergab sich.
Richards sprang zurück, aber nicht schnell
genug. Der Geruch von Galle stieg herauf, und noch etwas anderes, etwas Elementares,
Metallisches wie umgepflügte Erde. Richards spürte die Nässe durch Hose und
Socken. Ohne Sykes anzusehen, wusste er, dass das Erbrochene mit Blut gemischt
war.
»Fuck!«
Er richtete die Pistole auf Sykes.
»Bitte«, sagte Sykes, und er meinte, bitte ja,
oder vielleicht, bitte nein, aber so oder so, dachte Richards, tat er ihm einen
Gefallen, als er die Waffe auf Sykes' Brust richtete, auf den idealen Punkt. Er
drückte ab.
Lacey sah, wie der Erste aus einem der oberen
Fenster kam. So schnell! Schnell wie das Licht! Wie würde ein Mensch sich
bewegen, wenn er aus Licht wäre! Im Handumdrehen war er vorüber, schnellte sich
vom Dach in die Höhe, flog über das Gelände hinweg und landete hundert Meter
weiter in einer Baumgruppe. Ein mannsgroßer Blitz von pulsierender
Leuchtkraft, kometengleich.
Sie hatte den Alarm gehört, als der Lastwagen
auf das Gelände fuhr. Die beiden Männer vorn in der Kabine hatten kurz
debattiert - sollten sie einfach wieder wegfahren? Lacey hatte den Augenblick
genutzt, um hinten hinauszuspringen und geduckt in den Wald zu laufen. Dort
hatte sie den Dämon gesehen, der aus dem Fenster geflogen kam. Die Baumwipfel,
in denen er landete, fingen sein Gewicht erschauernd auf.
Lacey sah es kommen.
Der Fahrer ließ die Heckklappe des Lastwagens
herunter. Artillerie, hatte der Posten gesagt: Gewehre? Der Laster war voller
Gewehre.
Die Baumwipfel schwankten wieder. Ein grüner
Streifen schoss auf den Mann herunter.
Oh!, dachte Lacey. Oh! Oh!
Dann kamen noch mehr aus dem Gebäude, flogen aus
Fenstern und Türen und erhoben sich in die Höhe. Zehn, elf, zwölf. Und Soldaten
überall, rennend, schreiend und schießend, aber ihre Kugeln bewirkten nichts;
die Dämonen waren zu schnell, oder die Kugeln waren harmlos für sie. Die
Dämonen fielen auf die Soldaten, und einer nach dem andern starb.
Deshalb war sie gekommen - um Amy vor den
Dämonen zu retten.
Schnell, Lacey. Schnell.
Sie trat unter den Bäumen hervor.
»Halt!«
Lacey erstarrte. Sollte sie die Hände heben? Der
Soldat kam aus dem Wald hinter ihr, wo er sich versteckt hatte. Ein guter
Junge,
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