Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
Vom Netzwerk:
gut
verpackt in festen Kisten und trocken. Und nicht nur Gewehre. Auch Pistolen
und Mörser. Maschinengewehre und Granaten. Eine ganze Halle mit Fahrzeugen,
sogar zwei Panzer. Die schweren Waffen konnten sie nicht bewegen, und die
Fahrzeuge liefen nicht mehr, aber die Gewehre hatten ihr Vater und Onkel Willem
mit dem Karren zum Kraftwerk gebracht - insgesamt drei Fuhren, bis Onkel
Willem gestorben war.
    »Und warum hat er niemandem etwas davon
erzählt?«, fragte Peter.
    »Er hat es erzählt - unserer Mutter und auch ein
paar anderen. Und er ist ja nicht allein geritten, weißt du. Ich nehme an, der
Colonel wusste Bescheid. Wahrscheinlich auch Old Chou. Und Zander musste davon
wissen, denn er hat sie hier gebunkert.«
    »Aber nicht Sanjay«, warf Alicia ein.
    Theo schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Glaub mir,
Sanjay wäre der Letzte gewesen, dem mein Vater etwas davon gesagt hätte. Nichts
gegen Sanjay. Er macht einen guten Job. Aber er war immer ganz entschieden
gegen die Ritte, besonders nachdem Raj getötet worden war.«
    »Stimmt«, sagte Arlo. »Er war einer von den
dreien.«
    Theo nickte. »Ich glaube, es ist Sanjay immer
gegen den Strich gegangen, dass sein Bruder mit unserem Vater reiten wollte.
Ich habe es nie ganz verstanden, aber es gab aus irgendeinem lange
zurückliegenden Grund böses Blut zwischen ihnen. Und nachdem Raj getötet worden
war, wurde es noch schlimmer. Sanjay brachte den Haushalt gegen unseren Vater
auf, wählte ihn als Oberhaupt ab und machte Schluss mit den Langen Ritten.
Unser Vater zog sich zurück und fing an, allein zu reiten.«
    Peter hielt den Schnapsbecher unter die Nase.
Der scharfe Dunst brannte ihm in den Nasenlöchern. Er stellte den Becher wieder
auf den Tisch. Es war schwer zu sagen, was ihn mehr deprimierte - dass sein
Vater ihm dieses Geheimnis vorenthalten hatte, oder dass Theo es getan hatte.
    »Warum haben sie die Gewehre überhaupt
versteckt?«, fragte er. »Statt sie einfach auf den Berg zu bringen?«
    »Und wie sollte es dann weitergehen? Überleg
doch, Bruder. Wir alle haben euch da draußen gehört. Nach meiner Zählung habt
ihr sechsunddreißigmal geschossen, um - wie viele? - zwei Virais zu töten? Und
wie viele waren es insgesamt? Diese Gewehre hätten ungefähr eine Jahreszeit
gereicht, wenn er sie einfach der Wache ausgehändigt hätte. Die Leute hätten
auf ihren eigenen Schatten geschossen. Verflucht, die halbe Zeit hätten sie
wahrscheinlich aufeinander geschossen.
Ich glaube, davor hatte er die größte Angst.«
    »Wie viele sind noch da?«, fragte Alicia.
    »In dem Bunker? Ich weiß es nicht. Ich war nie
da.«
    »Aber du weißt, wo er ist.«
    Theo nahm einen Schluck Schnaps. »Ich weiß,
worauf du hinauswillst. Und du kannst gleich wieder aufhören. Unser Vater - na
ja, er hatte Flausen im Kopf. Peter, das weißt du genauso gut wie ich. Er
konnte einfach nicht akzeptieren, dass wir als Einzige übrig sind, dass da
draußen niemand mehr ist. Er dachte, wenn er andere finden könnte, und wenn sie
Gewehre hätten ...« Er ließ den Satz in der Schwebe.
    Alicia richtete sich auf. »Eine Armee«, sagte
sie und schaute in die Runde. »Das war's, nicht wahr? Er wollte eine Armee
aufstellen. Gegen die Smokes.«
    »Und das ist sinnlos«, sagte Theo, und Peter
hörte die Bitterkeit in der Stimme seines Bruders. »Sinnlos und verrückt. Die
Army hatte Gewehre, und was ist
aus ihr geworden? Ist sie je zu uns zurückgekommen? Mit ihren Gewehren und
Raketen und Hubschraubern? Nein, sie ist nicht zurückgekommen, und ich sage
dir, warum nicht: Weil die Soldaten alle tot sind.«
    Alicia ließ sich nicht beirren. »Ich finde die
Idee trotzdem fabelhaft.«
    Theo lachte bitter. »Dass es dir gefallen würde, habe ich mir gedacht.«
    »Und ich glaube auch nicht, dass wir allein
sind«, legte sie noch einen drauf. »Es gibt noch
andere so wie wir. Irgendwo da draußen.«
    »Ach ja? Warum bist du da so sicher?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich bin's einfach.«
    Theo starrte stirnrunzelnd in seinen Becher und
ließ den Schnaps eine Weile kreisen. »Glaub, was du willst«, sagte er leise.
»Dadurch wird es nicht wahr.«
    »Unser Vater hat es auch geglaubt«, sagte Peter.
    »Ja, das hat er, Bruder. Und es hat ihn das Leben
gekostet. Ich weiß, dass wir darüber nicht sprechen, aber es ist die Wahrheit.
Wenn man auf der Mauer steht, um ihm bei seiner Rückkehr den Gnadentod zu
geben, wird einem so manches klar, glaub mir. Unser Vater ist nicht da rausgeritten,
um seinem

Weitere Kostenlose Bücher