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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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fragte Theo.
    »Ja, das ist das Komische. Wie Zander sagte. Da
waren keine. Zumindest keine, die in meine Nähe kamen. Ab und zu nachts habe
ich sie gesehen, draußen im Tal. Aber sie haben mich in Ruhe gelassen. Sie
jagen nicht gern in den Turbinenfeldern. Zander dachte immer, die Propeller
machen sie verrückt. Vielleicht hat das damit was zu tun. Ich weiß es nicht.« Der
Junge schwieg. Peter sah, dass die Erschöpfung nach diesen Strapazen ihn
übermannte. »Als ich mich dran gewöhnt hatte, war es sogar ganz friedlich.
Zander habe ich danach nicht mehr gesehen. Ich konnte ihn hören, wie er unten
am Mast herumschlurfte. Aber er hat mir nie geantwortet. Da dachte ich, am
besten warte ich, bis die Ablösung da ist, und versuche dann, irgendwie
wegzukommen.«
    »Und dann hast du uns gesehen.«
    »Glaub mir, ich habe mir die Lunge aus dem Hals
geschrien, aber ihr wart wahrscheinlich zu weit weg, um mich zu hören. Zander
war weg. Das Maultier auch, die Virais müssen es weggeschleift haben. Ich hatte
kein Wasser mehr, und kein Mensch würde mich im östlichen Sektor suchen kommen.
Also beschloss ich, runterzuklettern und hierherzurennen. Ungefähr einen
Kilometer von hier tauchten dann plötzlich überall Smokes auf. Ich dachte, das war's, jetzt bin ich erledigt.
Ich versteckte mich unter dem Sockel eines Windrads und wartete eigentlich nur
noch auf den Tod. Aber aus irgendeinem Grund blieben sie auf Abstand. Ich weiß
nicht, wie lange ich da unten gelegen habe. Jedenfalls war, als ich dann
rausguckte, kein Smoke weit und breit zu sehen. Ich wusste, dass das Tor
inzwischen geschlossen war, aber ich dachte wohl, ich würde schon irgendwie
reinkommen.«
    Arlo sah Theo an. »Das kapiere ich nicht«, sagte
er. »Wieso haben sie ihn in Ruhe gelassen?«
    »Weil sie ihm gefolgt sind«, sagte Alicia. »Das
haben wir vom Dach aus gesehen. Vielleicht wollten sie ihn als Köder benutzen,
um uns hinauszulocken? Seit wann tun sie das?«
    »Keine Ahnung.« Theos Miene verhärtete sich, und
er saß steif auf seinem Stuhl. »Hört mal zu. Ich bin froh, dass Caleb nichts
passiert ist, versteht mich da nicht falsch. Aber das war eine saudumme Aktion
von euch beiden. Wenn dieses Kraftwerk vom Netz geht, wenn die Lichter
ausgehen, dann war's das für alle. Ich
weiß nicht, warum ich euch das erklären muss, aber anscheinend ist es nötig.«
    Peter und Alicia schwiegen. Theo hatte recht. Wenn
Peters Schuss nur ein paar Zentimeter nach links oder nach rechts gegangen
wäre, dann wären sie jetzt wahrscheinlich alle tot. Es war ein Glückstreffer
gewesen, und das wusste er.
    »Aber das alles erklärt nicht, wie Zander sich
infiziert hat«, fuhr Theo fort. »Oder was er sich dabei gedacht hat, als er
Caleb oben auf dem Mast in Ruhe ließ.«
    »Zum Teufel damit.« Arlo schlug sich mit den
flachen Händen auf die Knie. »Mich interessiert vor allem, was es mit diesen
Gewehren auf sich hat. Wie viele sind es?«
    »Zwölf Kisten unten an der Treppe«, sagte
Alicia. »Und noch mal sechs auf dem Kriechspeicher unter dem Dach.«
    »Und genau da werden sie auch bleiben«, erklärte
Theo.
    Alicia lachte. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »O doch. Sieh dir doch an, was beinahe passiert
wäre. Kannst du ganz ehrlich behaupten, ihr wärt ohne diese Gewehre da
hinausgegangen?«
    »Vielleicht nicht. Aber wegen der Gewehre ist
Caleb noch am Leben. Und du kannst sagen, was du willst, ich bin froh, dass wir
ihn da weggeholt haben. Und das sind nicht einfach Gewehre, Theo. Die Dinger sind nagelneu.«
    »Das weiß ich«, sagte Theo. »Ich habe sie
gesehen. Ich weiß alles darüber?«
    »Ach ja?«
    Er nickte. »Selbstverständlich.«
    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Alicia
beugte sich über den Tisch. »Und wem gehören sie?«
    Aber Theo richtete seine Antwort an Peter. »Sie
haben unserem Vater gehört.«
     
    Und in den letzten Stunden der Nacht erzählte
Theo die Geschichte. Caleb hatte sich schlafen gelegt, weil ihm vor Müdigkeit
die Augen zufielen, und Arlo hatte den Schnaps herausgeholt, wie sie es
manchmal nach einer Nacht auf der Mauer taten. Er goss zwei Fingerbreit in
jeden Becher.
    Östlich von hier liege ein alter Stützpunkt des
Marine Corps, erklärte Theo, ungefähr zwei Tagesritte weit entfernt. Er heiße
Twentynine Palms. Das Meiste davon ist nicht mehr da, sagte er. Fast alles
versandet. Man erkennt kaum noch, dass da mal was war, wenn man nicht weiß, wo
man suchen muss. Ihr Vater hatte die Waffen in einem Bunker gefunden,

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