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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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hergebracht?«, fragte er Theo eines
Abends, nachdem die Gruppe vom Turbinenfeld zurückgekommen war. Ein Stapel
Bücher türmte sich neben seiner Koje.
    Theo stand am Waschbecken und wusch sich das
Gesicht. »Ich glaube, die sind schon lange hier. Ich weiß nicht, ob Zander
besonders gut lesen konnte. Deshalb hat er sie wohl ins Lager gestellt. Ist was
Gutes dabei?«
    Peter hielt das Buch hoch, das er gerade las: Moby
Dick oder Der Wal. »Ehrlich gesagt, ich bin
nicht mal sicher, ob es wirklich Englisch ist. Ich habe heute fast den ganzen
Tag für eine Seite gebraucht.«
    Sein Bruder lachte erschöpft. »Lass mich mal
deinen Knöchel sehen«, sagte Theo und setzte sich auf die Bettkante. Behutsam
nahm er Peters Fuß in beide Hände und drehte ihn im Gelenk. Seit der Nacht des
Angriffs hatten die beiden kaum ein Wort miteinander gesprochen. Aber
eigentlich waren alle ziemlich schweigsam.
    »Na, sieht ja schon besser aus.« Theo rieb sich
das Stoppelkinn. Er war hohläugig vor Erschöpfung. »Die Schwellung ist
zurückgegangen. Glaubst du, du kannst reiten?«
    »Ich würde kriechen, um hier rauszukommen, wenn
es sein müsste.«
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück brachen
sie auf. Arlo hatte sich bereit erklärt, bei Rey und Finn zu bleiben, bis die
nächste Ablösung käme. Caleb hatte auch bleiben wollen, aber Theo redete es ihm
aus: Wenn Arlo hier sei, und solange sie innerhalb des Elektrozauns blieben,
sei ein vierter Mann unnötig. Und Caleb habe mehr als genug getan.
    Eine andere Frage betraf die Gewehre. Theo
wollte sie lassen, wo sie waren, doch Alicia fand, es sei unvernünftig, sie
allesamt hier zu lassen. Sie wüssten immer noch nicht, was mit Zander passiert
sei und warum die Smokes Caleb nicht umgebracht hätten, obwohl sie Gelegenheit
dazu gehabt hatten. Schließlich fanden sie einen Kompromiss: Sie würden bewaffnet
zurückreiten, aber die Gewehre dann vor der Befestigungsmauer verstecken. Die
restlichen Waffen würden hierbleiben.
    »Ich bezweifle, dass ich sie brauche«, sagte
Arlo, als die Gruppe aufsaß. »Wenn hier Smokes auftauchen, quatsche ich sie
einfach tot.« Aber auch er trug ein Gewehr über der Schulter. Alicia hatte ihm
gezeigt, wie man es lud und reinigte, und sie hatte ihn im Hof ein paarmal
schießen lassen. »Allmächtiger!«, hatte er mit seiner dröhnenden Stimme gerufen
und mit dem nächsten Schuss das Ziel vom Zaunpfahl fliegen lassen. »Das ist ja
unglaublich!« Theo hatte recht, dachte Peter: Wenn man so ein Gewehr einmal
hatte, wollte man es nicht mehr loslassen.
    »Sei vorsichtig, Arlo«, mahnte Theo. Die Pferde,
die seit Tagen keine Bewegung mehr gehabt hatten, warteten ungeduldig darauf,
dass es losging. Sie tänzelten unter ihnen und stampften mit den Hufen im
Staub. »Irgendetwas stimmt nicht. Bleibt innerhalb des Zauns, und schaltet ihn
jeden Abend ein, bevor ihr die ersten Schatten seht. Okay?«
    »Keine Sorge, Cousin.« Arlo grinste durch seinen
Bart und sah Finn und Rey an. Die beiden versuchten gar nicht erst, ihre
Verzweiflung zu verhehlen: Arlo und seinen Geschichten würden sie nicht
entkommen. Wahrscheinlich würde er irgendwann sogar noch mit Singen anfangen,
Gitarre hin oder her. Der Schlüssel, den sie Zanders Leiche abgenommen hatten,
hing nun an Arlos Hals. Theo hatte den anderen.
    »Ach, kommt schon, Jungs«, rief Arlo den beiden
zu und klatschte in die Hände. »Kopf hoch. Das wird bestimmt ganz lustig werden.«
Doch als er an Theos Pferd herantrat, wurde seine Miene plötzlich ernst. »Tu
das in deinen Beutel«, sagte er leise und reichte Theo ein zusammengefaltetes
Blatt Papier. »Für Leigh und das Baby, falls etwas passiert.«
    Theo steckte das Blatt ein, ohne es anzusehen.
»Zehn Tage. Bleibt drinnen.«
    »Zehn Tage, Cousin.«
    Sie ritten davon. Ohne den Karren konnten sie
einfach querfeldein Kurs auf Banning nehmen und ihren Weg so um ein paar
Kilometer abkürzen. Niemand sprach. Sie sparten ihre Kräfte für den weiten
Ritt, der vor ihnen lag.
    Als sie sich dem Stadtrand näherten, zügelte
Theo sein Pferd.
    »Jetzt hätte ich es fast vergessen.« Er schob
die Hand in seine Satteltasche und holte das seltsame Ding heraus, das Michael
ihm vor sechs Tagen am Tor in die Hand gedrückt hatte. »Weiß jemand noch, was
das ist?«
    Caleb trieb sein Pferd zu ihm heran, nahm Theo
das Board ab und betrachtete es. »Das ist ein Motherboard. Ein
Intel-Prozessor, Serie Pion. Siehst du die Neun? Daran kann man es erkennen.«
    »Du verstehst was von diesem

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