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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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Kram?«
    »Muss ich ja.« Caleb reichte ihm die Platine
schulterzuckend zurück. »Für die Turbinensteuerung werden Pion-Prozessoren
benutzt. Unsere sind für den Militäreinsatz gehärtet, aber im Grunde sind es
die Gleichen. Sie sind unverwüstlich und superschnell. Sechzehn Gigahertz ohne
Übertakten.«
    Peter sah Theos Gesichtsausdruck. Sein Bruder
hatte auch keine Ahnung, was das bedeutete. »Tja, Michael will so was haben.«
    »Das hättest du früher sagen sollen. Wir haben
jede Menge davon im Kraftwerk.«
    Alicia lachte. »Ich muss sagen, du überraschst
mich, Caleb. Du klingst wie Akku. Ich wusste nicht mal, dass Schrauber lesen
können.«
    Caleb drehte sich im Sattel zu ihr um, aber wenn
er beleidigt war, ließ er es nicht erkennen. »Machst du Witze? Was soll man
denn hier unten sonst tun? Zander hat sich dauernd in die Bibliothek
geschlichen, um neue Bücher zu holen. Da stehen Kisten über Kisten im Werkzeugschuppen.
Und nicht bloß technisches Zeug. Der Kerl hat einfach alles gelesen. Er meinte,
Bücher wären interessanter als Leute.«
    Einen Augenblick lang schwiegen alle.
    »Habe ich was Falsches gesagt?«, fragte Caleb.
     
    Die Bibliothek lag in der Nähe der Empire Valley
Outlet Mall am Nordrand der Stadt, ein gedrungenes, kastenförmiges Gebäude,
umgeben von hartem Boden, aus dem hohe Unkrautbüschel wuchsen. Im Schutz einer
Tankstelle stiegen sie ab. Theo nahm das Fernglas aus der Satteltasche und
betrachtete das Gebäude.
    »Ziemlich versandet. Aber die Fenster über dem
Erdgeschoss sind noch intakt. Sieht aus, als wäre alles dicht.«
    »Kannst du hineinsehen?«, fragte Peter.
    »Die Sonne ist zu hell, und die Fenster
spiegeln.« Er reichte Alicia das Fernglas und wandte sich an Caleb. »Bist du
sicher?«
    »Dass Zander oft hier war?« Der Junge nickte.
»Ja, natürlich.«
    »Warst du mal mit ihm da?«
    »Ist das dein Ernst?«
    Alicia war über einen Container auf das Dach der
Tankstelle geklettert, um besser sehen zu können. »Und?«, fragte Theo.
    Sie nahm das Fernglas ab. »Du hast recht, die
Sonne ist zu grell. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass da was drin ist,
bei so vielen Fenstern.«
    »Das hat Zander auch immer gesagt.« Caleb
nickte.
    »Das kapiere ich nicht«, sagte Peter. »Wieso ist
er allein hierhergekommen?«
    Alicia sprang vom Dach herunter. Sie klopfte
sich die Hände an ihrem T-Shirt ab und strich sich eine schweißfeuchte
Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich denke, wir sollten mal nachsehen. Es ist
mitten am Tag. Eine bessere Gelegenheit finden wir nicht.«
    Warum bin ich nicht überrascht?, fragte
Theos Blick. Er sah Peter an. »Wofür stimmst du?«
    »Seit wann stimmen wir ab?«
    »Seit eben. Wenn wir es tun, müssen alle
einverstanden sein.«
    Peter versuchte, Theo am Gesicht abzulesen, was
er wollte. Er spürte das Gewicht einer Herausforderung in Theos Frage. Warum
denn das?, dachte er. Warum jetzt?
    Er nickte zustimmend.
    »Okay, Lish.« Theo griff nach seinem Gewehr. »Du
hast deine Smoke-Jagd.«
    Sie ließen Caleb bei den Pferden zurück und
näherten sich dem Gebäude in lockerer Formation. Die Sandwehen reichten bis an
die Fenster hinauf, aber der Vordereingang oben an der kurzen Treppe war frei.
Die Tür ließ sich mühelos öffnen, und sie traten ein. Am anderen Ende des
Eingangsflurs war eine zweite Flügeltür. An der Wand gleich hinter der Tür hing
ein schwarzes Brett mit lauter Zetteln, verblichen, aber immer noch lesbar:
    Auto zu verkaufen, '14er Nissan Serata, wenig
Meilen ... Abnehmen? Fragen Sie mich!... Babysitter gesucht, für nachmittags
und gelegentlich abends, Auto erforderlich ... Geschichten für Kinder, dienstags
und donnerstags, 10:30-11:30. Und größer als alle
andern war ein gelbes Blatt, das sich an den Rändern rollte:
     
    Vorsicht!
    Bleiben Sie in gut
beleuchteten Bereichen. Melden Sie jegliches Anzeichen einer Infektion. Lassen
Sie keine Fremden ins Haus. Verlassen Sie die sicheren Zonen nur auf Anweisung
eines Regierungsbeamten.
     
    Sie gingen weiter und kamen in einen großen
Lesesaal, hell erleuchtet durch hohe Fenster, die zum Parkplatz hinausgingen.
Es war stickig heiß hier drin. Hinter dem Ausleihetisch saß eine Leiche.
    Die Frau - Peter sah, dass es eine Frau war -
hatte sich anscheinend erschossen. Die Waffe, ein kleiner Revolver, lag noch in
ihrer Hand, die in den Schoß gefallen war. Die Leiche war braun wie Leder, und
die ausgetrocknete Haut der Frau spannte sich straff über die Knochen. Das
Einschussloch in der

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