Cronin, Justin
Jimmy!«
»Hör zu, ich hab's versäumt, okay? Es war eine
Menge los. Und Finn und Rey muss ja nichts zugestoßen sein.«
Sanjay nahm sich einen Moment Zeit, um
durchzuatmen und sich wieder zu fassen. Peter sah ihm an, dass er außer sich
vor Wut war.
»Danke, Peter. Wir werden darüber beraten.«
Es gab nichts weiter zu sagen. Peter trat hinaus
auf den Flur. Ian stand noch da, wo er ihn verlassen hatte; mit verschränkten
Armen lehnte er an der Wand.
»Das mit Lish hast du vermutlich gehört, hm?«,
fragte Ian. »Ja.«
Ian zuckte die Achseln. Seine Haltung hatte sich
gelockert. »Hör zu, ich weiß, du bist mit ihr befreundet. Aber irgendwie
geschieht es ihr ganz recht. Einfach so über die Mauer zu gehen.«
»Und das Mädchen?«
Ian stutzte. Wut sprach aus seinem Blick, und er
runzelte die Stirn. »Was soll schon mit ihr sein? Ich habe ein Kind, Peter. Was interessiert
mich irgendein Walker?«
Peter antwortete nicht. Ian hatte allen Grund,
wütend zu sein.
»Du hast recht«, sagte er schließlich. »Es war
dumm.«
Ians Miene wurde milder. »Hey«, sagte er, »die
Leute sind aufgebracht, das ist alles. Tut mir leid, dass ich wütend geworden
bin. Niemand sagt, es ist deine Schuld.«
Aber das ist es, dachte Peter. Das ist es.
Kurz nach Tagesanbruch hatte Michael die Antwort
gefunden. 1432 Megahertz: natürlich.
Die Frequenz war offiziell »nicht zugewiesen«,
weil sie es in Wirklichkeit doch gewesen war - nämlich dem Militär. Ein
digitales Kurzstreckensignal mit einem Zyklus von neunzig Minuten auf der
Suche nach seinem Mainframe.
Und die ganze Nacht hindurch war das Signal
immer stärker geworden. Jetzt war es praktisch vor der Haustür.
Die Verschlüsselung wäre kein Problem. Knifflig
wäre es, den Handshake zu finden - mit anderen Worten, genau die Antwort zu
senden, die den Transmitter des Signals, wo und was immer er sein mochte, dazu
veranlassen würde, sich mit dem Mainframe zu verbinden. Wenn ihm das gelänge,
brauchte er nur noch die Daten heraufzuladen.
Wonach also suchte das Signal? Wie lautete die
digitale Antwort auf die Frage, die es alle neunzig Minuten stellte?
Er dachte über etwas nach, das Elton gesagt
hatte, kurz bevor er zu Bett ging. Jemand
ruft uns.
Und dann ging ihm ein Licht auf.
Er wusste, was er brauchte. Das Lichthaus war
voll von allem möglichen Schrott, der in Tonnen oder auf den Regalen lagerte,
und er wusste von mindestens einem BlackBerry aus Beständen der Army. Die
Dinger enthielten ein paar alte Lithium-Akkus, die immer noch zu gebrauchen
waren - nicht mehr als ein paar Minuten, aber mehr brauchte er nicht. Er
arbeitete schnell, und er behielt die Uhr im Auge und wartete darauf, dass das
Neunzig-Minuten-Intervall verging, damit er das Signal auffangen könnte.
Undeutlich nahm er wahr, dass draußen irgendein Tumult im Gange war, doch es
scherte ihn nicht weiter. Er könnte den Black-Berry in den Computer
einstöpseln, das Signal abgreifen, die eingebettete ID erfassen und die Daten
direkt bearbeiten.
Elton schnarchte auf seiner durchgelegenen
Pritsche im hinteren Teil der Baracke, träumte seine schmutzigen Träume und
ließ Michael in Ruhe arbeiten. Verflucht noch mal, wenn der Alte nicht bald mal
badete, wusste Michael nicht mehr, was er machen sollte. Die ganze Bude stank
nach alten Socken.
Es war beinahe Halbtag, als er schließlich
fertig war. Wie lange hatte er gearbeitet, fast ohne von seinem Stuhl
aufzustehen? Nach der Sache mit Mausami war er zu aufgeregt gewesen, um zu
schlafen, und lieber ins Lichthaus zurückgegangen. Das war vielleicht zehn
Stunden her. Sein Arsch fühlte sich an, als habe er mindestens so lange hier
gesessen. Und er musste dringend pinkeln. Er verließ den Schuppen zu schnell,
und das grelle Tageslicht traf seine Augen unvorbereitet.
»Michael!«
Jacob Curtis, Gabes Junge. Michael sah, wie er
schwerfällig den Weg heraufgelaufen kam und mit den Armen fuchtelte, und er
holte tief Luft, um sich zu wappnen. Der Junge konnte nichts dazu, aber mit
Jacob zu reden konnte eine Strapaze sein. Bevor Gabe krank geworden war, hatte
er ihn manchmal ins Lichthaus gebracht und Michael gefragt, ob der Junge sich
irgendwie nützlich machen könne. Michael hatte sein Bestes getan, aber
eigentlich kapierte Jacob nicht viel. Man konnte ganze Tage damit verplempern,
ihm die einfachsten Aufgaben zu erklären.
Er kam vor Michael zum Stehen, stützte die Hände
auf die Knie und keuchte atemlos. Trotz seiner Körpergröße waren
Weitere Kostenlose Bücher