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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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endgültig. Doch die
Wahrheit war alles, was er hatte.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Was heißt nein?«
    »Nein, ich habe das Tor nicht geöffnet.«
    Old Chou entspannte sich sichtlich. »Danke,
Peter.« Sein Blick wanderte über die Gruppe. »Wenn niemand mehr etwas ...«
    »Moment«, sagte Sanjay.
    Peter spürte die plötzliche Anspannung. Sogar
Walter schien aufzuwachen. Jetzt kommt's, dachte Peter.
    »Jeder hier weiß, dass du mit Alicia befreundet
bist«, sagte Sanjay. »Sie vertraut dir. Stimmt das?«
    Peter nickte.
    »Hat sie dir in irgendeiner Weise zu verstehen
gegeben, dass sie dieses Mädchen kennt? Sie vielleicht schon einmal gesehen
hat?«
    Es war wie ein Schlag in die Magengrube. »Wie
kommst du darauf?«
    Sanjay warf den andern einen Blick zu, dann nahm
er wieder Peter ins Visier. »Es könnte Zufall sein oder auch nicht, weißt du. Ihr
drei seid als Letzte vom Kraftwerk zurückgekommen. Und was ihr da erzählt habt,
erst über Zander und dann über Theo ... na ja, du musst zugeben, es hört sich
ziemlich seltsam an.«
    Jetzt konnte Peter seinen Zorn nicht länger
zügeln. »Glaubst du, wir haben das alles geplant? Ich
habe meinen Bruder da unten verloren. Wir konnten von Glück sagen, dass wir
lebend zurückgekommen sind.«
    Es war wieder sehr still geworden. Sogar Dana
musterte ihn jetzt mit offenem Misstrauen.
    »Also, und nur für das Protokoll«, sagte Sanjay,
»du behauptest, du kennst diesen Walker nicht. Du hast dieses Mädchen nie
gesehen.«
    Es ging überhaupt nicht um Alicia, begriff er
plötzlich. Es ging um ihn.
    »Ich habe keine Ahnung, wer sie ist«, sagte er.
    Sanjay schaute ihm auffällig lange ins Gesicht.
Dann nickte er. »Danke, Peter. Wir wissen deine Offenheit zu schätzen. Du
kannst gehen.« Einfach so. Es war vorbei. »Das war's?«
    Sanjay hatte sich bereits in die Papiere vor ihm
vertieft. Er blickte auf und runzelte die Stirn, als sei er überrascht, Peter
immer noch im Zimmer zu sehen. »Ja. Vorläufig.«
    »Ihr werdet nichts weiter ... mit mir machen?«
    Sanjay zuckte die Achseln. Er war mit seinen
Gedanken schon woanders. »Was sollen wir mit dir machen?«
    Peter empfand eine unerwartete Enttäuschung.
Beim Warten draußen hatte er sich mit Alicia und Hollis verbunden gefühlt, sie
hatten ein gemeinsames Interesse am Ergebnis dieses Hearings gehabt. Jetzt war
jeder für sich.
    »Wenn es sich so abgespielt hat, wie du sagst,
trifft dich keine Schuld. Die Schuld hat Caleb. Soo hat gesagt - und Jimmy
stimmt ihr zu -, dass die Sache mit deinem Bruder eine Belastung für dich ist,
die man auf alle Fälle mit berücksichtigen sollte. Nimm dir noch ein paar Tage
frei. Danach werden wir sehen.«
    »Und was ist mit den andern?«
    Sanjay zögerte. »Vermutlich gibt es keinen
Grund, es dir nicht zu sagen. Bald wissen es sowieso alle. Soo Ramirez hat
ihren Rücktritt als First Captain angeboten, und der Haushalt hat dieses
Angebot mit einigem Widerstreben angenommen. Sie war nicht auf ihrem Posten,
als der Angriff kam, und trägt deshalb einen Teil der Schuld. Jimmy ist neuer
First Captain. Und Hollis ist vorläufig vom Dienst auf der Mauer suspendiert.«
    »Und Lish?«
    »Alicia ist aufgefordert worden, den Dienst bei
der Wache zu quittieren. Sie ist der Schwerarbeit zugeteilt worden.«
    »Du machst Witze.« Von allem, was passiert war,
konnte Peter diese Entscheidung am wenigsten nach vollziehen. Alicia als
Schrauberin? Das war einfach unvorstellbar.
    Sanjay zog tadelnd seine buschigen Brauen hoch.
»Nein, Peter. Ich versichere dir, ich mache keine Witze.«
    Peter wechselte einen kurzen Blick mit Dana:
Hast du davon gewusst? Ja, sagten ihre Augen.
    »Wenn das alles ist...«, sagte Sanjay.
    Peter ging zur Tür, doch dann kamen ihm plötzlich
Zweifel, und er drehte sich noch einmal um.
    »Was ist mit dem Kraftwerk?«
    Sanjay seufzte müde. »Was soll damit sein,
Peter?«
    »Wenn Arlo tot ist, sollten wir dann nicht
jemanden hinunterschicken?«
    Als er ihre verdatterten Gesichter sah, hatte er
im ersten Moment den Eindruck, er habe etwas Falsches gesagt und sich im
letzten Augenblick doch noch selbst belastet. Aber dann ging ihm ein Licht auf:
Sie hatten nicht daran gedacht.
    »Ihr habt nicht gleich bei Tagesanbruch jemanden
hingeschickt?«
    Sanjay drehte sich zu Jimmy um, und der zuckte
sichtlich ertappt die Achseln. »Jetzt ist es zu spät«, sagte er leise. »Bis zum
Einbruch der Dunkelheit ist das nicht mehr zu schaffen. Wir müssen bis morgen
warten.«
    »Himmel noch mal,

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