Cronin, Justin
Neugier
umher, als sei sie nicht ganz sicher, was sie von all dem halten sollte.
»Wenn es hier ist, dann ist es gut versteckt.«
Sara richtete sich auf und strich eine schweißfeuchte Haarsträhne aus dem
Gesicht. »Michael, bist du sicher?«
»Ja, ganz sicher. Dann muss es in ihr sein.«
»In ihrem Körper?«
»Es dürfte dicht unter der Oberfläche sitzen.
Wahrscheinlich unter der Haut. Such nach einer Narbe.«
Sara dachte darüber nach. »Also, das tue ich
nicht vor Zuschauern. Peter und Michael, dreht euch um. Lish, komm her.
Vielleicht brauche ich dich.«
Peter nutzte den Augenblick, um an den Vorhang
zu treten und hinauszuspähen. Ben und Galen standen noch draußen, zwei
verschwommene Gestalten mit dem Rücken zum Fenster. Wie viel Zeit mochten sie
noch haben? Sicher würde bald jemand kommen - Sanjay oder Old Chou oder Jimmy.
»Okay, ihr könnt euch wieder umdrehen.«
Das Mädchen saß mit gesenktem Kopf auf der
Bettkante. »Michael hatte recht. Ich brauchte nicht lange zu suchen.« Sara hob
das wirre Haar hoch und zeigte es ihnen: ein deutlich erkennbarer weißer Strich
unten am Nacken, nicht mehr als zwei Zentimeter lang, und darüber die
verräterische Wölbung eines körperfremden Gegenstands.
»Man kann die Ränder fühlen.« Sara drückte mit
dem Finger an die Wölbung, um es ihnen zu zeigen. »Wenn da nicht noch mehr
dranhängt, sollte es sauber herauskommen.«
»Wird es ihr wehtun?«, fragte Peter.
Sara nickte. »Aber es wird schnell gehen. Und es
ist nichts im Vergleich zu dem, was sie letzte Nacht durchgemacht hat. Als ob
man einen großen Splitter entfernt.«
Peter setzte sich auf das Bett und sah das
Mädchen an. »Sara muss etwas unter deiner Haut herausschneiden. Eine Art
Sender. Ist das okay?«
Ein banges Flackern huschte über ihr Gesicht.
Dann nickte sie.
»Aber sei vorsichtig«, sagte Peter zu Sara.
Sara ging zu dem Instrumentenschrank und kam mit
einer Schale, einem Skalpell und einer Flasche Alkohol zurück. Sie tränkte ein
Tuch mit dem Alkohol und reinigte die Umgebung der Narbe. Dann setzte sie sich
wieder hinter das Mädchen, schob das Haar beiseite und nahm das Skalpell aus
der Schale.
»Das wird jetzt ein bisschen wehtun.«
Mit einem Strich zog sie die Skalpellklinge an
der Narbe entlang. Wenn das Mädchen Schmerz empfand, ließ sie es nicht
erkennen. Ein einzelner Blutstropfen erschien in der Wunde, lief den schlanken
Nacken herunter und verschwand im Hemd. Sara betupfte die Wunde mit dem Tuch
und deutete mit dem Kopf auf die Schale.
»Jemand muss mir die Pinzette geben. Aber die
Zinken nicht berühren.«
Das übernahm Alicia. Sara schob die Pinzette in
die klaffende Öffnung in der Haut und hielt das blutgefärbte Tuch darunter.
Peter konzentrierte sich so sehr auf diesen Vorgang, dass er fühlen -
tatsächlich in den Fingerspitzen fühlen - konnte, wie die Enden der Pinzette
den Gegenstand erfassten. Mit einer langsamen Bewegung zog Sara ihn heraus, einen
dunklen Schatten, den sie auf das Tuch legte. Sie hielt es hoch, damit Michael
es sehen konnte.
»Ist es das, was du suchst?«
Es war eine kleine, längliche Scheibe aus
irgendeinem glänzenden Metall. Der Rand war umgeben von winzigen,
wimpernartigen Drähten mit Perlen an den Spitzen. Alles in allem, fand Peter,
sah das Ding aus wie eine plattgedrückte Spinne.
»Das ist ein Sender?«, fragte Alicia.
Michael runzelte die Stirn. »Ich bin nicht
sicher«, gestand er.
»Du bist nicht sicher? Erst machst du die Pferde
scheu und dann weißt du nicht, was das da ist?«
Michael polierte den Gegenstand mit einem
sauberen Lappen und hielt ihn ins Licht. »Na ja, es ist so etwas wie ein
Sender. Deshalb wahrscheinlich diese Drähte.«
»Und wie kommt es in sie hinein?«, fragte
Alicia. »Wer könnte so etwas getan haben?«
»Vielleicht sollten wir sie fragen, was es ist«, schlug Michael vor.
Aber als er ihr das blutbefleckte Tuch mit dem
Gegenstand zeigte, schaute das Mädchen nur verwirrt drein. Peter hatte den
Eindruck, dieses Ding aus ihrem Nacken war ihr ebenso ein Rätsel wie allen andern.
»Glaubst du, die Army hat es ihr eingepflanzt?«,
fragte er.
»Könnte sein«, sagte Michael. »Er hat auf einer
Militärfrequenz gesendet.«
»Aber durch bloßes Anschauen kannst du es nicht
erkennen.«
»Peter, ich weiß nicht mal, was es sendet. Nach
allem, was ich weiß, kann es das Alphabet hersagen.«
Alicia zog die Stirn kraus. »Warum sollte es das
Alphabet hersagen?«
Michael überging diese Frage
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