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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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Kopf vom
schweißfeuchten Kissen und schaute an sich hinunter. Offenbar hatte er das
Laken im Schlaf vom Bett gezogen und zu einem Strick zusammengedreht, den er
quer über den Leib gelegt hatte und fest mit beiden Händen umklammerte.
    »Sanjay, was ist los mit dir? Warum redest du
so?«
    Ihr Gesicht war immer noch über ihm, aber er
konnte sich nicht darauf konzentrieren. Es blieb unscharf. »Mir geht's gut. Ich
war nur müde.«
    »Aber jetzt bist du nicht mehr müde.«
    »Nein. Ich glaube nicht. Aber vielleicht schlafe
ich noch ein bisschen.«
    »Jimmy war hier. Er will wissen, was wegen dem
Kraftwerk passieren soll.«
    Das Kraftwerk. Was war damit?
    »Was soll ich ihm sagen, wenn er wiederkommt?«
    Jetzt fiel es ihm ein. Jemand musste zum
Kraftwerk hinunterreiten und die Anlage sichern - was immer da im Gange sein
mochte.
    »Galen«, sagte er.
    »Galen? Was ist mit ihm?«
    Aber ihre Frage erreichte ihn nur nebelhaft.
Seine Augen hatten sich wieder geschlossen. Glorias Gesicht löste sich auf, und
ein anderes trat an seine Stelle: das Gesicht eines Mädchens. So klein. Ihre
Augen. Etwas war mit ihren Augen.
    »Was ist mit Galen, Sanjay?«
    »Es wäre gut für ihn, meinst du nicht?«, hörte
er jemanden sagen. Ein Teil seiner selbst war noch in diesem Raum, aber der
andere, der träumende Teil, war es nicht mehr. »Sag ihm, er soll Galen
schicken.«
     
    32
     
    Die Stunden vergingen, und es wurde Nacht.
    Von Michael hatten sie noch nichts gehört.
Nachdem die drei das Krankenrevier verlassen hatten, waren sie
auseinandergegangen. Michael war ins Lichthaus zurückgekehrt, Peter und Alicia
hatten sich zum Trailerpark geschlichen, wo sie im Schutze eines
ausgeschlachteten Wohnwagens auf Caleb aufpassten für den Fall, dass Sam und
Milo zurückkommen sollten. Sara war bei dem Mädchen geblieben. Vorläufig
konnte man nur abwarten.
    Der Trailer, in dem sie sich versteckten, stand
zwei Reihen weit vom Gefängnis entfernt, weit genug, um unentdeckt zu bleiben
und trotzdem die Tür im Auge zu behalten. Es hieß, die Trailer seien von den
Erbauern hinterlassen worden, und sie hätten dort die Arbeiter untergebracht,
die Mauer und Flutlichtanlage errichtet hätten. Solange Peter zurückdenken
konnte, hatte niemand mehr dort gewohnt. Die Innenverkleidung hatte man beinahe
vollständig herausgerissen, um an Rohre und Kabel heranzukommen, die Armaturen
hatte man abmontiert und anderswo verwendet. Im hinteren Teil hatte eine
Matratze auf einer Art Sockel gelegen, durch eine Falttür vom Rest getrennt,
und am anderen Ende stand ein winziger Tisch mit zwei Bänken, die mit sprödem
Vinyl bezogen waren. Aus den Rissen in den Polstern quoll vertrockneter
Schaumstoff, der zu Staub zerbröselte, wenn man ihn berührte.
    Alicia hatte ein Kartenspiel mitgebracht, um die
Zeit zu vertreiben. Zwischen den einzelnen Partien rutschte sie nervös auf der
Bank hin und her und schaute durch das Fenster zum Gefängnis hinüber. Dale und
Sunny waren nicht mehr da. Die Ablösung bestand aus Gar Phillips und Hollis
Wilson, der offenbar beschlossen hatte, doch nicht aus dem Dienst
auszuscheiden. Irgendwann am späten Nachmittag war Kip Darrell gekommen und
hatte ihnen etwas zu essen gebracht. Sonst hatten sie niemanden gesehen.
    Peter verteilte neue Karten. Alicia wandte den
Blick vom Fenster, nahm ihr Blatt vom Tisch und warf einen kurzen Blick darauf.
Dann runzelte sie die Stirn.
    »Warum gibst du mir solchen Schrott?«
    Sie sortierte ihre Karten, während Peter das
Gleiche tat, und kam dann mit einem roten Buben heraus. Peter bediente und
konterte mit einer Pik Acht.
    »Passe.«
    Peter hatte kein Pik mehr; er musste eine Karte
ziehen. Alicia schaute wieder aus dem Fenster.
    »Hör auf damit, ja?«, sagte er. »Du machst mich
nervös.«
    Alicia antwortete nicht. Peter musste vier
Karten ziehen, bis er die Farbe bedienen konnte, und jetzt hatte er die Hand
hoffnungslos voll. Er spielte eine Zwei und sah, dass Alicia mit einer Herz
Zwei die Farbe wechselte und vier Karten hintereinander ablegte. Die letzte war
eine Dame, die ihn wieder zu Pik zurückbrachte.
    Wieder musste er ziehen. Er ahnte, dass sie jede
Menge Pik auf der Hand hatte, aber er konnte nichts tun. Er spielte eine Sechs
und musste zusehen, wie sie mehrere Karten ablegte, mit einer Neun zu Karo wechselte
und den Rest ihres Blattes ausspielte.
    »Das machst du immer, weißt du?«, sagte sie und
schob die Karten zusammen. »Du eröffnest immer mit deiner schwächsten Farbe.«
    Peter

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