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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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sich schlafend.«
Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht spricht sie ja mit euch. Ich bringe kein
Wort aus ihr heraus.«
    Peter hörte das alles wie von Weitem, als komme
es aus einem anderen Zimmer. Er war näher an das Bett herangetreten. Das
Mädchen beobachtete ihn wachsam über seine Knie hinweg. Eine wirre Haarsträhne
war ihr über die Augen gefallen, und sie wirkte auf ihn wie ein ängstliches kleines
Tier. Er setzte sich auf die Bettkante und sah sie an.
    »Peter.« Das war Sara. »Was ... machst du da?«
    »Du bist mir gefolgt. Nicht wahr?«
    Ein winziges Nicken, fast unmerklich. Ja,
ich bin dir gefolgt.
    Er hob den Kopf. Sara stand am Fußende und
starrte ihn an.
    »Sie hat mich gerettet«, sagte Peter. »In der
Mall, als die Virais angriffen. Sie hat mich beschützt.« Er richtete den Blick
wieder auf das Mädchen. »Das stimmt doch, nicht wahr? Du hast mich beschützt.
Du hast sie weggeschickt.«
    Ja. Ich habe sie weggeschickt.
    »Du kennst sie?«,
fragte Sara.
    Er zögerte. Nur mit Mühe brachte er die
Geschichte im Kopf zusammen. »Wir waren unter einem Karussell. Theo war nicht
mehr da. Die Smokes kamen, und ich dachte, nun ist alles vorbei. Und dann ist
sie ... auf mich gestiegen.«
    »Sie ist auf dich gestiegen.«
    Er nickte. »Ja, auf meinen Rücken. Als wollte
sie mich abschirmen. Ich weiß, ich erzähle es nicht richtig, aber so ist es
gewesen. Ehe ich wusste, was los war, waren die Smokes verschwunden. Sie führte
mich durch einen Gang zu einer Treppe, die zum Dach hochging. So bin ich da
rausgekommen.«
    Einen Moment lang sagte Sara gar nichts.
    »Ich weiß, es klingt merkwürdig.«
    »Peter, warum hast du das niemandem erzählt?«
    Er hob ratlos die Schultern. Er hatte keine
Entschuldigung, zumindest keine gute. »Ich hätte es tun sollen. Aber ich war
nicht mal sicher, dass es wirklich passiert war.«
    »Und was ist, wenn Sanjay davon erfährt?«
    Das Mädchen hatte das Gesicht langsam über die
Barrikade der Knie gehoben. Sie musterte ihn, erforschte sein Gesicht mit einem
dunklen, wissenden Blick. Das Gefühl der Wildheit war immer noch da, ein tierhaft
nervöses Zucken in ihren Bewegungen, ihrer Haltung. Aber in den paar Minuten,
seit sie hier waren, hatte sich etwas verändert. Die Angst war spürbar weniger
geworden.
    »Er erfährt es nicht«, sagte Peter.
    »O mein Gott«, sagte eine Stimme hinter ihnen.
»Es stimmt also.« Alle drehten sich um. Michael stand vor dem Vorhang. »Akku,
wie bist du reingekommen?«, zischte Alicia. »Und sprich nicht so laut.«
    »Genau wie ihr. Ich habe gesehen, wie ihr hinter
das Haus gegangen seid.« Michael trat vorsichtig an das Bett heran und starrte
das Mädchen an. Er hielt etwas in der Hand. »Im Ernst - wer ist das?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Sara. »Ein Walker.«
    Michael schwieg, und sein Blick war
unergründlich. Aber Peter sah, wie sein Verstand arbeitete und schnelle
Berechnungen anstellte. Plötzlich schien ihm der Gegenstand bewusst zu werden,
den er in der Hand hielt.
    »Heilige Scheiße. Heilige Scheiße. Das erklärt es. Genau wie Elton gesagt hat.«
    »Wovon redest du?«
    »Das Signal. Das Geistersignal.« Er brachte sie
mit erhobener Hand zum Schweigen. »Nein, Moment ... wartet. Ich glaube es nicht! Alle bereit?« Sein Gesicht erstrahlte in einem
triumphierenden Lächeln. »Es geht los.«
    Und im selben Augenblick begann das Gerät, das
er in der Hand hielt, zu summen.
    »Akku«, sagte Alicia, »was ist das?«
    Er hielt es hoch, um es ihnen zu zeigen. Ein
BlackBerry.
    »Ich bin hergekommen, weil ich es euch sagen
wollte«, erklärte Michael. »Dieses Mädchen? Der Walker? Sie ruft uns.«
     
    Der Sender musste irgendwo an ihrem Körper sein,
erläuterte Michael. Wie er aussehen mochte, konnte er nicht genau sagen. Groß
genug, um eine Stromquelle zu enthalten, aber mehr wusste er nicht.
    Ihr Rucksack war samt Inhalt ins Feuer
gewandert. Damit blieb nur das Mädchen selbst als Quelle des Signals. Sara
setzte sich zu ihr auf das Bett und erklärte ihr, was sie tun solle, und sie
bat das Mädchen, ganz stillzuhalten. Sara begann bei den Füßen und strich
langsam an ihrem Körper herauf, berührte behutsam jede Fläche und betastete
ihre Arme und Beine, die Hände und den Hals. Dann stand sie auf, trat hinter
das Mädchen ans Kopfende und zog die Finger langsam durch das verfilzte Nest
ihrer Haare. Das Mädchen ließ alles brav über sich ergehen; sie hob Arme und
Beine, als Sara sie darum bat, und ihr Blick wanderte mit neutraler

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