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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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Orange.
     
    43
     
    Als sie in Joshua Valley ankamen, hatten sie nur
noch wenige Minuten Zeit, und als sie die Feuerwache erreichten, war es fast
dunkel. Die Feuerwache stand am Westrand der Stadt, ein gedrungenes,
viereckiges Gebäude mit einem Betondach und zwei großen Garagentoren an der
Straßenseite, die mit Zementblöcken zugemauert waren. Hollis führte sie an die
Rückseite, wo ein von dichtem Unkraut überwucherter Wassertank stand. Das
Wasser, das aus der Pumpe kam, schmeckte nach Rost und Erde. Alle tranken
gierig davon und ließen es sich über den Kopf rauschen. Noch nie, dachte Peter,
hatte Wasser so gut geschmeckt.
    Sie versammelten sich im Schatten des Gebäudes,
und Hollis und Caleb stemmten die Bretter los, mit denen der Hintereingang
vernagelt war. Hollis rannte einmal gegen die Tür, und sie brach aus den
verrosteten Angeln. Ein Schwall von abgestandener Luft wehte heraus, dicht und
warm wie menschlicher Atem. Hollis hob sein Gewehr auf.
    »Wartet hier.«
    Peter lauschte seinen hallenden Schritten, als
Hollis im dunklen Innern verschwand. Er war seltsam unbesorgt. Nachdem sie
jetzt so weit gekommen waren, erschien es ausgeschlossen, dass die Feuerwache
ihnen den Schutz für die Nacht verweigern würde. Hollis kam zurück.
    »Alles klar«, sagte er. »Es ist heiß da drin,
aber es wird gehen.«
    Sie folgten ihm in eine große, hohe Garage. Die
Fenster waren ebenfalls mit Zementblöcken verschlossen, und nur durch die
schmalen Belüftungsschlitze am oberen Rand drang ein gelblicher Schimmer von
schwindendem Tageslicht. Es roch nach Staub und Tieren. An den Wänden häufte sich
bunt zusammengewürfeltes Werkzeug und Baumaterial: Zementsäcke, Plastiktröge
und mörtelverkrustete Kellen, eine Schubkarre und aufgerollte Seile und
Ketten. Die Buchten, in denen die Fahrzeuge gestanden hatten, waren leer. Die
Garage war jetzt als behelfsmäßiger Stall eingerichtet; es gab ein halbes
Dutzend Boxen, und an den Wänden hing Sattelzeug. An der hinteren Wand führte
eine Holztreppe ins Nichts hinauf - das Obergeschoss war verschwunden.
    »Hinten sind Schlafplätze«, sagte Hollis. Er war
in die Knie gegangen und goss etwas aus einem Plastikcontainer in eine Laterne.
Peter sah die blassgoldene Farbe der Flüssigkeit und erkannte den Geruch: kein
Alkohol, sondern Petroleum, Benzin oder eher noch Paraffin. »Komfortabel wie
zu Hause. Es gibt auch eine Küche und ein Bad. Aber kein fließendes Wasser,
und der Kamin ist zugemauert.«
    Alicia führte das Pferd herein. »Was ist mit
dieser Tür?«
    Hollis zündete die Laterne mit einem Streichholz
an, drehte den Docht herunter und reichte sie Mausami, die neben ihm stand.
»Hightop, hilf mir mal.«
    Hollis nahm zwei Schraubenschlüssel und gab den
einen Caleb. An einem der Balken über der Tür hing eine Barrikade aus dicken,
in schweres Holz gefassten Metallplatten an den Ketten eines Flaschenzugs. Sie
ließen sie herunter und verschraubten sie in den Einlassfächern. Die Tür war
versiegelt.
    »Und jetzt?«, fragte Peter.
    Er zuckte die Schultern. »Jetzt warten wir bis
morgen früh«, sagte Hollis. »Ich kann die erste Wache übernehmen. Du und die
andern, ihr solltet schlafen.«
    Im hinteren Zimmer waren die Betten, von denen
Hollis gesprochen hatte: ein Dutzend Matratzen auf ausgeleierten Sprungrahmen.
Eine zweite Tür führte in die Küche, und dahinter lagen der Waschraum und die
Klos. Unter einem zerbrochenen Spiegel waren eine Reihe rostfleckiger
Waschbecken und gegenüber vier Toilettenkabinen. Sämtliche Fenster waren
verrammelt. Eine der Toilettenschüsseln war herausgerissen worden und lag
vornübergekippt wie ein Betrunkener in der hinteren Ecke. An ihrem Platz stand
jetzt ein Plastikeimer, und auf dem Boden daneben lag ein Stapel Zeitschriften.
Peter nahm die oberste in die Hand: Newsweek. Auf
der Titelseite war das verschwommene Foto eines Virais. Das Bild erschien
seltsam abgeflacht, als sei es aus großer Entfernung und gleichzeitig aus
nächster Nähe aufgenommen worden. Das Biest stand in einer Art Nische vor einem
Gerät mit einem kleinen Bildschirm und der Aufschrift GELDAUTOMAT. Peter wusste
nicht, was es war, aber er hatte so ein Ding schon in der Mall gesehen. Hinter dem
Viral lag ein einzelner Schuh auf dem Boden. Die knappe Bildunterschrift
lautete: IST DAS DENN DIE MÖGLICHKEIT!
    Er ging mit Alicia in die Garage zurück. »Wo
sind die restlichen Vorräte?«, fragte er Hollis.
    Hollis zeigte ihm, wo die Bodenbretter hochzuheben
waren.

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