Cronin, Justin
den Fersen
und starrte herüber. Während Peter noch hinausschaute, erschienen zwei weitere
Virais aus dem Dunkeln; sie kamen auf der Straße heran und nahmen vor der
Feuerwache die gleiche wachsame Haltung ein. Ein Dreierschwarm.
»Was tun die da?«, flüsterte Peter.
»Hocken bloß da«, sagte Hollis. »Bewegen sich
manchmal ein bisschen hin und her, kommen aber nie näher heran.«
Peter trat von der Luke zurück.
»Glaubst du, sie wissen, dass wir hier drin
sind?«
»Der Laden ist dicht, aber nicht luftdicht. Das
Pferd können sie sicher riechen.«
»Sara, geh und wecke Alicia«, sagte Peter. »Aber
sei leise. Es ist besser, wenn die andern weiterschlafen.«
Er trat wieder ans Fenster. Nach einer Weile
fragte er: »Wie viele, sagst du, sind es?«
»Drei«, antwortete Hollis.
»Na, jetzt sind es sechs.«
Peter trat beiseite, damit Hollis hinausschauen
konnte. »Das ist nicht gut«, sagte Hollis.
»Wo sind die schwachen Stellen?« Alicia war da.
Sie entsicherte ihr Gewehr und spannte den Hahn, und sie bemühte sich, dabei
kein Geräusch zu machen. Dann hörten sie es - einen dumpfen Schlag über ihnen.
»Sie sind auf dem Dach.«
Michael kam taumelnd aus dem Hinterzimmer.
Stirnrunzelnd und mit schlaftrunkenem Blick starrte er sie an. »Was ist hier
los?«, fragte er zu laut.
Alicia legte einen Finger an die Lippen und
zeigte warnend zur Decke.
Wieder kamen Aufprallgeräusche von oben. Peter
spürte sie im Bauch wie die weiche Explosion einer Bombe. Die Virais suchten
einen Weg ins Gebäude.
Etwas kratzte an der Tür.
Sie hörten den dumpfen Schlag von Fleisch gegen
Metall, von Knochen gegen Stahl. Es war, als testeten die Virais das Material
und erprobten seine Stärke vor dem letzten Rammstoß. Er presste den Kolben an
die Schulter und hielt sich schussbereit, als Amy in sein Gesichtsfeld trat.
Später sollte er sich fragen, ob sie schon die ganze Zeit im Raum gewesen war,
versteckt in einer Ecke, und stumm zugesehen hatte. Sie trat an die Barrikade.
»Amy, zurück ...«
Dann kniete sie vor der Stahlwand nieder und
legte die flachen Hände dagegen. Ihr Kopf war gesenkt, und ihre Stirn berührte
das Metall. Wieder schlug etwas von außen dagegen, aber sanfter jetzt,
irgendwie suchend. Amys Schultern bebten.
»Was macht sie da?«
Sara antwortete. »Ich glaube, sie ... sie
weint.«
Niemand rührte sich. Auf der anderen Seite der
Tür war nichts mehr zu hören. Endlich stand Amy auf und drehte sich zu ihnen
um. Ihr Blick war in unbestimmte Ferne gerichtet, und sie schien sie alle nicht
zu sehen.
Peter hob die Hand. »Weckt sie nicht auf.«
Stumm sahen sie zu, als Amy sich abwandte und,
immer noch wie entrückt, auf die Tür zum hinteren Zimmer zuging. Jetzt kam
Mausami heraus; sie hatte bis zuletzt geschlafen. Anscheinend ohne sie zu bemerken,
ging Amy an ihr vorbei. Sie hörten das Knarren des rostigen Bettgestells, als
sie sich wieder hinlegte.
»Was ist los?«, fragte Mausami. »Was starrt ihr
mich alle so an?«
Peter ging zur Luke und drückte das Gesicht an
den Rahmen. Es war so, wie er es erwartet hatte: Draußen regte sich nichts. Die
Straße lag leer im Mondlicht.
»Ich glaube, sie sind weg.«
Alicia runzelte die Stirn. »Warum sollten sie
einfach so abziehen?« Er fühlte sich seltsam ruhig. Die Krise war vorbei, das
wusste er. »Sieh nach.«
Alicia hängte sich das Gewehr über die Schulter
und trat an die Öffnung. Sie reckte den Hals und versuchte, ihr Gesichtsfeld
hinter der schmalen Luke zu verbreitern.
»Er hat recht«, meldete sie. »Da draußen ist
nichts.« Sie drehte sich um und sah Peter mit zusammengekniffenen Augen an.
»Wie ... brave Haustiere?«
Er schüttelte den Kopf und suchte nach dem
richtigen Wort. »Eher wie Freunde, glaube ich.«
»Würde mir bitte jemand sagen, was hier los ist?«, rief Mausami.
»Ich wünschte, ich wüsste es«, sagte Peter.
Bei Tagesanbruch zogen sie die Stahltür wieder
hoch. Überall sahen sie die Spuren der Kreaturen im Staub. Niemand hatte viel
geschlafen, aber Peter spürte trotzdem, wie neue Energie ihn durchströmte. Er
fragte sich, woher sie kam, aber dann wusste er es. Sie hatten ihre erste Nacht
draußen in den Darklands überlebt.
Hollis breitete die Landkarte auf einem
Felsblock aus und ging die Route durch.
»Hinter Twentynine Palms geht's hier weiter
durch offenes Wüstengelände ohne richtige Straßen. Um den Bunker zu finden,
gibt es einen Trick - hier in dieser Bergkette im Osten. Da sind zwei
auffallende Gipfel
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