Cronin, Justin
hier Sachen finden, die wir jetzt gebrauchen können, zum
Beispiel Walkie-Talkies. Michael glaubt, er kann zwei davon in Gang bringen,
wenn es Akkus gibt, die ihre Ladung noch halten können. An das Lager grenzt
eine Art Nische, die wir »Büro« nennen. Da stehen lauter Schreibtische und
Computer, die nicht mehr funktionieren, und Regale mit Aktenordnern und Handbüchern,
und da haben wir die Inventarlisten gefunden - unzählige Seiten mit allem - von
Gewehren und Mörsern bis zu Hosen und Seife. (Ich hoffe, die Seife finden wir
bald.) Neben jedem Artikel steht ein Haufen Zahlen und Buchstaben, und
dieselben Zahlen und Buchstaben stehen auf den Regalen, aber nicht immer.
Manchmal macht man eine Kiste auf und denkt, es sind Decken oder Batterien
drin, aber dann sind es Schaufeln oder noch mehr Gewehre. Amy hilft uns, und
obwohl sie immer noch nicht gesprochen hat, ist mir heute klargeworden, dass
sie die Listen genauso gut lesen kann wie alle andern. Ich weiß nicht, warum
ich deshalb überrascht war, aber ich war es.
Tag 6
Michael und Caleb arbeiten immer noch an den
Humvees. Michael sagt, zwei kann er wahrscheinlich reparieren, aber sicher ist
er immer noch nicht. Er sagt, das Problem ist überall da, wo Gummi ist; das
meiste davon ist rissig und spröde. Aber noch nie habe ich Michael so glücklich
gesehen, und alle glauben, er wird es hinkriegen.
Gestern habe ich im medizinischen Lager eine Bestandsaufnahme
gemacht. Vieles dort ist nicht mehr verwendbar, aber es gibt ein paar Sachen,
die ich gebrauchen kann - richtiges Verbandmaterial und Schienen und sogar eine
Blutdruckmanschette. Ich habe Mausamis Blutdruck gemessen; er war 120 zu 80,
und ich habe ihr gesagt, sie soll mich jeden Tag daran erinnern, dass ich ihn
messe, und sie soll viel Wasser trinken. Sie sagt, das würde sie wohl gern,
aber dann müsste sie alle fünf Minuten pinkeln.
Heute Morgen ist Hollis mit uns allen in die
Wüste hinausgegangen, um uns zu zeigen, wie man schießt und wie man eine
Granate wirft. Hier ist so viel Munition, dass er meinte, es wäre okay, und
alle müssten wissen, wie es geht. Also haben wir eine Zeitlang mit Gewehren
auf Steinhaufen geschossen und Granaten in den Sand geworfen, und jetzt
klingeln mir die Ohren von dem Lärm. Hollis glaubt, das Gelände im Süden ist
voller Minen, und niemand soll da hingehen. Ich nehme an, er meinte
hauptsächlich Alicia, denn sie reitet frühmorgens mit dem Pferd dort hinaus, um
zu jagen, bevor es zu heiß wird. Aber bis jetzt hat sie nur zwei Hasen
gebracht, die wir gestern Abend gekocht haben. Peter hat ein Kartenspiel
gefunden, und gestern Abend haben wir alle zusammen gespielt, auch Amy, die
öfter gewonnen hat als alle andern, obwohl niemand ihr die Regeln erklärt
hatte. Ich nehme an, sie hat es einfach durch Zusehen gelernt.
Echte Lederstiefel! Wir tragen jetzt alle welche
- außer Caleb, der immer noch seine Sneakers hat. Sie sind ihm viel zu groß,
aber er sagt, das macht nichts, er findet, sie sehen gut aus, und er glaubt,
sie bringen ihm Glück, weil er nicht gestorben ist, seit er sie trägt.
Vielleicht finden wir noch eine Kiste mit Glück bringenden Sneakers?
Tag 7
Noch immer keine Fortschritte bei den Humvees.
Allmählich befürchten alle, wir müssen doch zu Fuß von hier weg.
Das Beste, was wir neben den Stiefeln gefunden
haben, sind die Leuchtstäbe. Das sind Plastikrohre, die man über dem Knie
knickt und kräftig schüttelt. Dann kommt Licht heraus, ein blassgrünes Leuchten.
Gestern Abend hat Caleb einen zerbrochen und sich das leuchtende Zeug ins
Gesicht geschmiert. »Seht mich an!«, sagte er. »Jetzt bin ich ein Smoke!« Das
ist nicht komisch, sagte Peter, aber ich fand es doch, und die meisten haben
mitgelacht. Ich bin froh, dass Caleb hier ist.
Morgen werde ich Wasser heiß machen und ein
richtiges Bad nehmen, und wenn ich einmal dabei bin, werde ich Amy die Haare
schneiden oder wenigstens etwas gegen die verfilzten Strähnen tun. Vielleicht
kann ich sie dazu bringen, auch zu baden.
Tag 9
Michael sagte, heute würden sie versuchen, einen
der Humvees zu starten. Wir haben uns alle im Kreis darum herumgestellt, als
sie ihn an einen der Generatoren anschlossen, aber als er versuchte, den Motor
in Gang zu bringen, gab es einen lauten Knall und eine Menge Rauch, und
Michael sagte, jetzt muss er noch mal von vorn anfangen. Wahrscheinlich war
das Benzin schlecht, meinte er, aber ich habe ihm angesehen, dass er es
eigentlich
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