Cronin, Justin
auch nicht wusste. Zu allem Überfluss waren dann die Toiletten in
den Unterkünften verstopft. Hollis fragte, wie kommt's dass die U. S. Army
Lebensmittel machen kann, die hundert Jahre haltbar sind, aber kein anständiges
Klo zustande kriegt?
Hollis hat mich gebeten, ihm auch die Haare zu
schneiden, und ich muss sagen, wenn man ihn ein bisschen zurechtmacht, sieht er
gar nicht schlecht aus. Vielleicht kann ich ihn auch dazu bringen, sich den
Bart abzurasieren. Aber ich glaube, der bedeutet ihm zu viel, nachdem Arlo
nicht mehr da ist. Armer Arlo. Armer Hollis.
Tag 11
Heute ist die Stute gestorben. Das war allein
meine Schuld. Tagsüber haben wir sie draußen im Schatten angepflockt; da gibt
es ein bisschen Gestrüpp, wo sie fressen konnte. Ich dachte, ich führe sie ein
bisschen herum, aber dann erschreckte sie etwas, und sie ging durch. Hollis und
ich rannten ihr nach, aber natürlich konnten wir sie nicht einholen, und dann
sahen wir sie draußen auf dem Feld weiden, wo die Minen sind, und bevor ich
etwas sagen konnte, gab es einen furchtbaren Knall, und als der Staub sich
verzogen hatte, lag sie auf dem Boden. Ich wollte hin, doch Hollis hielt mich
fest. Ich sagte, wir können sie nicht so liegen lassen, und er sagte, nein, das
können wir nicht, und dann ging er in die Unterkunft und holte sein Gewehr, und
das war's. Wir haben beide geweint, und nachher habe ich ihn gefragt, ob er einen
Namen für sie hatte. Ja, sagte er, sie hieß Sweetheart.
Wir sind erst neun Tage hier, aber mir kommt es
viel länger vor, und allmählich frage ich mich, ob wir je wieder weggehen
werden.
Tag 12
In der Nacht ist der Pferdekadaver verschwunden.
Jetzt wissen wir, dass Smokes in der Nähe sind. Peter hat beschlossen, das Tor
sicherheitshalber eine Stunde vor Sonnenuntergang zu schließen. Ich mache mir
ein bisschen Sorgen um Mausami. Seit ein paar Tagen sieht man es ihr plötzlich
an. Wahrscheinlich bemerkt es sonst niemand, aber ich schon. Was alle wissen,
jedoch nicht sagen, ist, dass Theo wahrscheinlich tot ist. Mausami ist tough,
aber dass sich alles so hinschleppt, ist nicht leicht für sie. Ich würde hier
draußen kein Kind bekommen wollen.
Tag 13
Gute Nachrichten! Michael sagt, vielleicht
versucht er morgen, einen der Humvees zu starten. Alle drücken die Daumen. Wir
wollen unbedingt weiter.
In Raum drei habe ich eine Kiste mit der
Aufschrift »Transporttaschen für menschliche Überreste« gefunden. Als ich sie
öffnete und hineinschaute, sah ich, dass es die Säcke waren, in denen die Army
die toten Soldaten verstaute. Ich habe die Kiste wieder zugemacht und hoffe,
dass niemand mich danach fragt.
Tag 16
Ich habe seit zwei Tagen nichts geschrieben,
weil ich Autofahren lerne.
Vor zwei Tagen haben Michael und Caleb den
ersten Humvee endlich in Gang gebracht, mit Reifen und allem. Alle haben
geschrien und gelacht, weil wir so glücklich waren. Michael wollte es als
Erster versuchen, und es gab nur ein paar Schrammen, als er ihn rückwärts aus
dem Bunker fuhr. Wir haben uns dann am Steuer abgewechselt, und Michael hat uns
gesagt, was wir tun sollen, aber wir können es alle nicht besonders gut.
Der zweite Humvee ist heute Morgen
hinausgerollt. Caleb sagt, das war's, mehr als zwei kriegen wir nicht
startklar, aber zwei reichen uns völlig. Wenn einer kaputtgeht, haben wir immer
noch einen in Reserve. Michael meint, wir können genug Dieselbenzin mitnehmen,
um bis Las Vegas zu kommen, vielleicht sogar noch weiter, bevor wir neues
auftreiben müssen.
Morgen früh fahren wir zum Treibstofflager.
Tag 17
Vollgetankt und abfahrbereit. Den ganzen
Vormittag über sind wir zwischen Bunker und Treibstofflager hin- und
hergefahren, haben die Humvees aufgetankt und die Reservekanister gefüllt.
Alle sind erschöpft, aber auch aufgeregt. Es
ist, als ginge die Reise jetzt endlich wirklich los. Wir fahren in zwei
Vierergruppen. Peter fährt den einen Humvee und ich den andern, und Hollis und
Alicia sitzen oben und bemannen die .50er Maschinengewehre, die wir heute
Nachmittag montiert haben. Michael hat ein paar Akkus gefunden, die ihre Ladung
noch halten können; jetzt könnten wir uns über die Walkie-Talkies verständigen,
wenigstens bis die Akkus leer sind. Peter meint, wir sollten um Las Vegas
herumfahren und im offenen Gelände bleiben, aber Hollis sagt, wenn wir nach
Colorado wollen, führt der schnellste Weg über Las Vegas, und die Interstate
Highways sind die besten, weil
Weitere Kostenlose Bücher