Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
Vom Netzwerk:
Menschenseele unterwegs.
    An den Wachen vorbeizukommen war einfach
gewesen. Sara hatte sich einen Trick ausgedacht. Möchte
wissen, was Lish jetzt machen würde, hatte sie gesagt und war
zur Tür hinaus und geradewegs über den Platz zu den beiden Männern, Hap und
Leon, marschiert, die dort neben einer Feuertonne standen und gespannt
aufschauten. Sie blieb so vor ihnen stehen, dass sie ihnen den Blick auf die
Tür der Baracke versperrte. Es folgte eine kurze Verhandlung; dann wandte sich
der kleinere der beiden - Hap - ab und ging davon. Sara fuhr sich mit der Hand
durch das Haar: das verabredete Zeichen. Hollis schlüpfte zur Tür hinaus und
duckte sich in den Schatten der Baracke, und Peter folgte ihm. Sie liefen außen
um den Platz herum und gingen hinter einem der Gebäude in Stellung. Einen
Augenblick später erschien Sara dort, begleitet von dem zweiten Wächter, dessen
beschwingter Schritt erkennen ließ, was sie ihm versprochen hatte. Als sie an
ihnen vorbeikamen, erhob Hollis sich aus seinem Versteck hinter einer leeren
Tonne und holte mit einem Stuhlbein aus.
    »Hey«, sagte er und traf Leon mit solcher Wucht,
dass der Mann glatt zu Boden ging.
    Sie schleiften die schlaffe Gestalt in den
Schatten hinter den Baracken. Hollis tastete ihn ab. In einem Lederhalfter am
Oberschenkel, unter dem Overall, steckte ein kurzläufiger Revolver. Caleb
erschien mit einer Wäscheieine. Sie fesselten den Mann an Händen und Füßen und
stopften ihm einen zusammengeknüllten Lappen in den Mund. »Ist der geladen?«,
fragte Peter.
    Hollis klappte die Trommel heraus. »Drei
Schuss.« Mit einer knappen Drehung des Handgelenks ließ er die Trommel wieder
zuschnappen und reichte Alicia die Waffe.
    »Peter, ich glaube, die Häuser hier sind leer«,
sagte er.
    Es stimmte. Nirgends brannte ein Licht.
    »Wir sollten uns beeilen.«
    Sie näherten sich dem Gefängnis von Süden her
über freies Feld. Hollis vermutete den Eingang auf der anderen Seite, die dem
Haupttor zugewandt war. Sie würden es dort versuchen, wenn es sein müsste,
aber die Stelle lag im Blickfeld der Wachttürme, und es war besser, einen
weniger riskanten Weg hinein zu suchen. Die Trucks und Pick-ups standen vermutlich
in der Garage, auf die sie jetzt zuliefen. Es lag nahe, dass Olson und seine
Leute alles Wichtige an einem Ort aufbewahrten, und irgendwo mussten sie
schließlich mit dem Suchen anfangen.
    Die Garage war verschlossen. Die Rolltore waren
heruntergelassen und mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert. Peter spähte
durch ein Fenster, aber er sah nichts. Hinter der Garage führte eine lange Betonrampe
zu einer Plattform mit einem Vordach und einem doppelten Rolltor in der
Gefängniswand. In der Mitte der Rampe war ein dunkler Fleck. Peter hockte sich
hin und berührte ihn. Seine Fingerspitzen waren feucht. Er hielt sie unter die
Nase. Motoröl.
    Das Tor hatte keine Griffe und keinen sichtbaren
Mechanismus, mit dem es zu öffnen war. Sie stellten sich zu fünft
nebeneinander, drückten die Hände gegen die glatte Fläche und versuchten, es
hochzuschieben. Sie spürten keinen harten Widerstand, nur das Gewicht des Tors
selbst, das zu schwer war, um es zu heben, ohne irgendwo zupacken zu können.
Caleb sprintete die Rampe hinunter zur Garage. Glas klirrte, und einen
Augenblick später war er mit einem Montiereisen wieder da.
    Wieder stellten sie sich in einer Reihe auf, und
es gelang ihnen, das Tor so weit hochzudrücken, dass Caleb die Eisenstange
darunterschieben konnte. Ein Lichtstreifen fiel auf den Betonboden. Sie
packten die Unterkante und schoben das Tor hoch. Einer nach dem andern duckten
sie sich darunter hindurch und ließen es dann wieder herunterfallen.
    Sie waren in einer Art Ladezone. Auf dem Boden
lagen aufgerollte Ketten und alte Motorenteile. Irgendwo in der Nähe tropfte
Wasser, und es roch nach Öl und Stein. Die Lichtquelle war weiter hinten - ein
flackerndes Leuchten. Als sie weitergingen, tauchten vertraute Umrisse im
Halbdunkel auf.
    Ein Humvee.
    Caleb öffnete die Hecktür. »Alles weg, bis auf
das Maschinengewehr. Und drei Kisten Munition.«
    »Wo sind die übrigen Waffen?«, fragte Alicia.
»Und wer hat den Wagen hergebracht?«
    »Wir.«
    Sie fuhren herum, und eine einzelne Gestalt
löste sich aus dem Schatten. Olson. Dann tauchten weitere auf und umringten
sie. Sechs orangegekleidete Männer, allesamt mit Gewehren bewaffnet.
    Alicia hatte den Revolver aus dem Gürtel gezogen
und richtete ihn auf Olsons Brust. »Sag ihnen,

Weitere Kostenlose Bücher