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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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sie sollen sich zurückhalten.«
    »Tut, was sie sagt.« Olson hob die Hand. »Ich
sag's nicht zweimal. Runter mit den Gewehren, sofort.«
    Einer nach dem anderen senkten die Männer die
Läufe. Alicia tat es als Letzte. Aber Peter sah, dass sie den Revolver nicht
wieder in den Gürtel schob, sondern in der Hand behielt.
    »Wo sind sie?«, fragte er Olson. »Habt ihr sie?«
    »Ich dachte, Michael wäre der Einzige.«
    »Amy und Mausami sind auch verschwunden.«
    Olson zögerte, er schien verwundert zu sein.
»Tut mir leid. Das war nicht meine Absicht. Ich weiß nicht, wo sie sind. Aber
euer Freund Michael ist bei uns.«
    »Wer ist >unsist hier los, verdammt? Warum träumen wir alle denselben Traum?«
    Olson nickte. »Die dicke Frau.«
    »Du Scheißkerl, was hast du mit Michael
gemacht?«
    Dann hob sie tatsächlich den Revolver; sie
umklammerte den Kolben mit beiden Händen und zielte auf Olsons Kopf.
Ringsumher fuhren sechs Gewehrläufe hoch. Peters Magen zog sich zusammen.
    »Ist schon gut«, sagte Olson ruhig. Er fixierte
die Mündung des Revolvers.
    »Sag's ihm, Peter«, zischte Alicia. »Sag ihm,
ich jage ihm eine Kugel in den Schädel, wenn er nicht sofort redet.«
    Olson bewegte langsam die Hände hin und her.
»Ganz ruhig bleiben, Leute. Sie wissen es
nicht. Sie verstehen es nicht.«
    Alicias Daumen spannte den Hahn des Revolvers. »Was
wissen wir nicht?«
    Im trüben Lampenschein sah Olson aus, als sei er
geschrumpft. Er wirkte wie ein anderer Mensch. Es war, als sei eine Maske von
seinem Gesicht gefallen und als sehe Peter zum ersten Mal den wahren Olson - einen
müden alten Mann, geplagt von Zweifeln und Sorgen.
    »Babcock«, sagte er. »Ihr wisst nichts von
Babcock.«
     
    Michael lag auf dem Rücken. Sein Kopf war unter
dem Steuerpult verschwunden. Über ihm hing ein Gewirr von Drähten und
Plastiksteckverbindungen. »Versuch's jetzt.«
    Gus schloss den Messerschalter, der die
Schalttafel mit den Batterien verband. Unter ihnen ertönte das Surren des
anspringenden Hauptgenerators.
    »Und?«
    »Moment«, sagte Gus. Dann: »Nein. Der
Unterbrecherschalter wurde wieder ausgelöst.«
    Irgendwo in der Verdrahtung der Steuerung war
ein Kurzschluss. Vielleicht lag es an dem Zeug, das Billie ihm zu trinken
gegeben hatte, vielleicht auch an der langen Zeit mit Elton - jedenfalls
konnte er es tatsächlich riechen: einen
schwachen Entladungsgeruch von heißem Metall und geschmolzenem Plastik irgendwo
im Gestrüpp der Drähte über seinem Gesicht. Mit einer Hand bewegte er den
Schaltkreisprüfer am Steuerpult auf und ab, und mit der andern zupfte er
behutsam an jeder Verbindung. Alles war fest.
    Er rutschte unter der Schalttafel hervor und
setzte sich hin. Der Schweiß lief ihm über das Gesicht. Billie stand vor ihm
und schaute besorgt auf ihn herunter.
    »Michael ...«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    Er trank in tiefen Zügen aus einer
Wasserflasche, wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und nahm sich einen
Augenblick Zeit zum Nachdenken. Stundenlang hatte er Schaltkreise geprüft, an
Drähten gezogen und jede Verbindung zum Steuerpult zurückverfolgt. Und noch
immer hatte er nichts gefunden.
    Was würde Elton tun?
    Die Antwort war klar. Verrückt vielleicht, aber
klar. Michael rappelte sich hoch und ging durch den schmalen Gang, der von der
Lokführerkabine zum Maschinenraum führte. Gus blieb an der Anlassersteuerung
stehen. Eine kleine Taschenlampe klemmte zwischen seinen Zähnen.
    »Setz das Relais zurück«, rief Michael.
    Gus nahm die Lampe in die Hand. »Das haben wir schon
versucht. Wir strapazieren die Batterien, wenn wir es zu oft machen, müssen wir
sie mit den tragbaren Generatoren aufladen. Das dauert mindestens sechs
Stunden.«
    »Mach's einfach.«
    Gus zuckte die Achseln und tastete sich blind
zwischen den zahllosen Drähten hindurch.
    »Okay, was immer das bringen soll - es ist
zurückgesetzt.«
    Michael trat an den Unterbrecherschalter. »Ich
will, dass alle jetzt sehr, sehr leise sind.«
    Wenn Elton es gekonnt hatte, konnte er es auch.
Er atmete tief ein und ließ die Luft langsam und mit geschlossenen Augen wieder
raus, um einen klaren Kopf zu bekommen. Dann legte er den Unterbrecherschalter
um.
    Im nächsten Augenblick - es war nur ein
Sekundenbruchteil - hörte er das Rauschen des Stroms im Steuerpult, und das
Geräusch klang in seinen Ohren wie Wasser, das durch ein Rohr fließt. Aber
etwas stimmte nicht: Das Rohr war zu dünn. Das Wasser drückte gegen die

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