Cronin, Justin
Wand,
und dann strömte es in die falsche Richtung, in wilden Turbulenzen, halb
vorwärts, halb zurück, Strömungen, die sich gegenseitig aufhoben - und dann
hörte alles einfach auf. Der Stromkreis war unterbrochen.
Als er die Augen öffnete, sah er, dass Gus ihn
anstarrte. Der Mund des Mannes stand offen und entblößte die schwarzen Zähne.
»Es liegt am Unterbrecher«, sagte Michael.
Er zog einen Schraubenzieher aus dem
Werkzeuggürtel, löste den Schalter aus der Tafel. »Fünfzehn Ampere«, sagte er.
»Das Ding reicht nicht mal für eine Kochplatte. Warum zum Teufel sind es
fünfzehn Ampere?« Er schaute hinauf zu dem Kasten, zu den Hunderten von Schaltungen.
»Was ist das da, im nächsten Slot? Nummer sechsundzwanzig?«
Gus studierte seinen Schaltplan, den er auf dem
winzigen Tisch in der Lokführerkabine ausgebreitet hatte. Er warf einen Blick
auf die Tafel und wandte sich dann wieder der Zeichnung zu. »Die Innenbeleuchtung.«
»Dafür brauchst du doch keine dreißig Ampere!«
Michael nahm den zweiten Schalter heraus und tauschte ihn gegen den ersten.
Dann schloss er den Messerschalter wieder und wartete darauf, dass der
Unterbrecher ausgelöst wurde. Als es nicht passierte, sagte er: »Das war's.«
Gus runzelte zweifelnd die Stirn. »Das war's?«
»Sie müssen irgendwie vertauscht worden sein. Es
hat nichts zu tun mit der Kopfstelle. Setz das Relais zurück, und ich zeig's
dir.«
Michael ging nach vorn in die Lokführerkabine,
wo Billie auf einem der beiden Drehstühle wartete. Alle andern waren fort; sie
waren kurz nach Sonnenuntergang mit Billies Pick-up zurückgefahren und erwarteten
sie am Treffpunkt.
Michael setzte sich auf den anderen Stuhl. Er
drehte den Schlüssel, der neben dem Gashebel im Pult steckte. Plötzlich tat
sich etwas. Die Anzeigen auf dem Pult leuchteten in kühlem Blau auf. Durch den
schmalen Schlitz zwischen den Panzerplatten sah er das offene Tor des Schuppens.
Tja, dachte Michael, jetzt oder nie. Entweder der Anlasser hatte Strom oder
nicht. Ein Problem hatte er gefunden, aber wer konnte wissen, wie viele andere
es noch gab? Zwölf Tage hatte er gebraucht, um einen Humvee in Gang zu bringen.
Hier hatte er weniger als drei Stunden zur Verfügung gehabt.
Michael sah sich nach Gus um, der hinten dabei
war, den Treibstoff vorzupumpen und die Luft aus der Leitung zu lassen. »Los!«,
rief er.
Gus betätigte den Anlasser. Ein mächtiges
Brüllen stieg von unten herauf, und mit ihm kam der befriedigende Geruch von
verbranntem Diesel. Ein Ruck ließ die Lok erschauern, als die Räder in Gang
kamen und an den Bremsen zerrten.
»So.« Michael drehte sich um und sah Billie an.
»Wie fährt man dieses Ding?«
55
Am Ende mussten sie sich auf Olsons Wort
verlassen. Ihnen blieb einfach nichts anderes übrig.
Sie teilten die Waffen untereinander auf und
bildeten zwei Gruppen. Olson und seine Leute würden den Raum durch das
Erdgeschoss stürmen, und Peter und die andern würden von oben angreifen. Der
Raum, den sie den »Ring« nannten, war früher der Innenhof des Gefängnisses
gewesen und hatte ein Kuppeldach gehabt. Das Dach war teilweise eingestürzt,
sodass der Raum nach oben offen war, aber die Träger der ursprünglichen
Konstruktion waren noch intakt. Mit diesen waren, fünfzehn Meter über dem
Boden, diverse Laufstege verbunden, die früher von den Wärtern benutzt worden
waren, um den Bereich darunter zu überwachen. Die Stege waren angeordnet wie
die Speichen eines Rades, und über ihnen zogen sich Lüftungsrohre entlang,
groß genug, um einzeln hindurchzukriechen. Wenn sie die Stege gesichert hätten,
würden Peter und die anderen über die Treppen am nördlichen und südlichen
Ende nach unten gelangen. Diese Treppen führten zu drei Etagen mit vergitterten
Baikonen, die den Innenhof umringten. Dort würden die meisten Leute sein, hatte
Olson erklärt, während ungefähr ein Dutzend am Boden den Flammenring in Gang
hielten.
Der Viral, Babcock, würde durch das offene Dach
hereinkommen, an der Ostseite des Rings. Die Rinder, vier Stück, würden auf der
anderen Seite durch eine Lücke im Flammenring hereingetrieben werden, gefolgt
von den zwei Menschen, die als Opfer bestimmt waren.
Vier und zwei, hatte
Olson gesagt, bei jedem Neumond. Solange wir ihm die
vier und zwei geben, hält er die Vielen von uns fern.
Die Vielen: So nannte Olson die anderen Virais.
Die von Babcock, sagte er. Die von seinem Blut. Er beherrscht sie?, fragte
Peter. Er konnte das alles noch
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