Cronin, Justin
kann ich reparieren, wenn das Gehäuse
keinen Riss hat. Wir brauchen auch mehr Kühlmittel.«
»Wie lange dauert das?«
»Nicht mehr als eine halbe Handbreit.«
Greer hob den Kopf und brüllte zu den Männern
herüber: »Den Ring enger ziehen! Blau nach vorn, und behaltet die Bäume dort im
Auge! Donadio! Wo zum Teufel ist Donadio?«
Alicia kam mit dem Gewehr über der Schulter
herangeritten. Dampf wehte wirbelnd um ihr Gesicht. Trotz der Kälte hatte sie
den Parka abgestreift und trug nur eine Taschenweste über ihrem T-Shirt.
»Anscheinend sitzen wir hier eine Weile fest«,
sagte Greer. »Sehen Sie sich schon mal an, wie es da vorn auf der Straße
weitergeht. Wir werden die verlorene Zeit aufholen müssen.«
Alicia stieß ihrem Pferd die Fersen in die
Flanken und galoppierte davon. Sie ritt vorbei, ohne einen Blick auf Hollis zu
werfen, der auf sie zutrat. Greer hatte ihn einem der Versorgungstrucks
zugewiesen, wo er Essen und Wasser an die Männer verteilte. »Was ist los?«,
fragte er Sara.
»Warte. Major Greer!«, rief Sara dem Mann
hinterher.
Greer war schon weitergeritten. Jetzt wendete er
sein Pferd.
»Wegen Sancho, Sir. Ich glaube, er stirbt.«
Greer nickte. »Verstehe. Danke, dass Sie es mir
sagen.«
»Sie sind sein Kommandeur, Sir. Ich dachte,
vielleicht freut er sich über einen Besuch von Ihnen.«
Sein Gesicht zeigte keine Regung. »Sanitäterin
Fisher. Wir haben noch vier Stunden Tageslicht für eine Strecke von ungefähr
sechs Stunden. Im Moment habe ich nur daran zu denken. Tun Sie einfach Ihr
Bestes. War das alles?«
»Hat er jemanden, mit dem er gut befreundet ist,
Sir? Jemanden, der jetzt bei ihm sein könnte?«
»Bedaure, ich kann im Moment keinen Mann
erübrigen. Das würde er sicher verstehen. Und jetzt entschuldigen Sie mich.« Er
ritt davon.
Sara stand im Schnee und merkte, dass sie
plötzlich mit den Tränen kämpfte.
»Komm.« Hollis nahm sie beim Arm. »Ich helfe dir.«
Sie stiegen in den Lastwagen. Withers war wieder
eingeschlafen. Sie zogen zwei Kisten neben Sanchos Koje. Er atmete jetzt noch
rauer. Ein wenig Schaum stand auf seinen Lippen, die vom Sauerstoffmangel blau
waren. Sie brauchte nicht nach seinem Puls zu tasten, um zu wissen, dass sein
Herz raste. Die Uhr lief ab.
»Was können wir für ihn tun?«, fragte Hollis.
»Ich glaube, wir können nur bei ihm sein.«
Sancho würde sterben; das hatte sie von Anfang an gewusst, aber jetzt, als es
so weit war, erschienen alle ihre Bemühungen zu kläglich. »Es dauert wohl nicht
mehr lange.«
Sie hatte recht. Sie sahen, dass seine Atmung
immer langsamer wurde. Seine Lider flatterten. Sara hatte gehört, dass ein
Sterbender sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen sah. Wenn das stimmte, was
sah Sancho dann jetzt? Was sähe sie, wenn sie an seiner Stelle hier läge? Sie
nahm seine bandagierte Hand und überlegte, was sie sagen sollte. Welchen Trost
konnte sie ihm spenden? Doch ihr fiel nichts ein. Sie wusste nichts über ihn,
sie kannte nur seinen Namen.
Als es vorbei war, zog Hollis dem toten Soldaten
die Decke über das Gesicht. Über ihnen regte Withers sich. Sara stand auf und
sah, dass er blinzelte. Sein graues Gesicht glänzte von Schweiß.
»Ist er ... ?«
Sara nickte. »Es tut mir leid. Ich weiß, er war
dein Freund.« Aber er nahm keine Notiz von ihr. Er war in Gedanken woanders.
»Verdammt«, stöhnte er. »Was für ein beschissener Traum.« Hollis stand jetzt
neben Sara. »Was hat er gesagt?«
»Sergeant.« Sara war plötzlich beunruhigt. »Was
für ein Traum?« Ihn schauderte, als er versuchte, die Erinnerung abzuschütteln.
»Einfach grässlich. Ihre Stimme. Und dieser Gestank.«
»Wessen Stimme, Sergeant?«
»Irgendeine dicke Frau«, antwortete Withers.
»Eine dicke, fette, hässliche Frau, die Rauch atmete.«
Als Michael an der Spitze des Zuges den Kopf aus
dem Motorraum des liegengebliebenen Fünftonners hob, sah er, wie Alicia auf dem
Höhenweg in vollem Galopp durch den Schnee herankam. Sie preschte an ihm
vorbei nach hinten und rief nach Greer. Was zum Teufel ... ?
Wilco stand mit offenem Mund neben ihm, und sein
Blick folgte Alicia. Jetzt kam auch Alicias Trupp heran.
»Mach das hier fertig«, sagte Michael, und als
Wilco nicht antwortete, drückte er ihm den Schraubenschlüssel in die Hand.
»Mach's einfach, und beeil dich. Ich glaube, wir ziehen ab.«
Michael folgte den Spuren ihres Pferdes im
Schnee. Mit jedem Schritt wurde die Ahnung stärker: Alicia hatte dort hinter
der Anhöhe etwas
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