Cronin, Justin
Namen?«
Theo merkte, dass er das Gewehr immer noch
schlagbereit über dem Kopf hielt. Er entspannte sich einigermaßen verlegen.
Mausami runzelte nachsichtig die Stirn. »Er
nimmt es dir bestimmt nicht übel. Oder, mein Guter?« Energisch zerzauste sie
dem Hund die Mähne. »Was meinst du? Du bist so mager. Wie wär's mit einem Frühstück?
Wie würde dir das gefallen?«
Die Sonne war jetzt über die Berge
heraufgestiegen. Die Nacht war vorbei, begriff Theo, und sie hatte einen Hund
gebracht.
»Conroy«, sagte er.
Mausami sah ihn an. Der Hund leckte ihr das Ohr,
und es sah fast unanständig aus, wie er seine Schnauze an ihrem Kopf rieb.
»So nennen wir ihn«, erklärte Theo. »Conroy.«
Mausami nahm den Kopf des Hundes zwischen die
Hände und knetete seine Lefzen. »Bist du das? Bist du Conroy?« Sie ließ ihn
nicken und lachte vergnügt. »Ja, das ist Conroy.«
Theo wollte ihn nicht ins Haus lassen, doch
gegen Mausami kam er nicht an. Conroy stürmte die Treppe hinauf und
durchstöberte jedes Zimmer, als ob ihm das Haus gehörte. Seine langen Krallen
klickten aufgeregt über die Dielen. Mausami kochte ihm ein Frühstück aus Fisch
und Kartoffeln, in Schmalz gebraten, und stellte ihm den Napf auf den Boden
unter dem Küchentisch. Conroy hatte es sich bereits auf dem Sofa bequem
gemacht, aber als er das Geräusch des Steinguts auf dem Holzboden hörte, kam
er sofort in die Küche gestürmt, vergrub die Schnauze im Napf und schob ihn
beim Fressen mit der langen Nase vor sich her. Maus füllte eine zweite Schüssel
mit Wasser und stellte sie ihm hin. Als Conroy mit seinem Frühstück fertig war
und ausgiebig schlürfend getrunken hatte, trottete er wieder hinaus und kehrte
zum Sofa zurück, wo er sich mit einem geräuschvollen Seufzer der Zufriedenheit
niederließ.
Conroy, der Hund. Wo kam er her? Offensichtlich
war er schon früher bei Menschen gewesen; jemand hatte für ihn gesorgt. Er war
mager, aber nicht unterernährt. Sein Fell war verfilzt und voller Kletten, aber
er sah gesund aus.
»Schütte mir Wasser in die Wanne«, befahl Maus.
»Wenn er auf dem Sofa herumliegt, will ich ihn baden.«
Theo ging hinaus und zündete ein Feuer an, um
Wasser heiß zu machen. Als die Wanne voll war, stand die Sonne hoch über dem
Garten. Der Winter stand vor der Tür, doch tagsüber konnte es noch mild sein,
warm genug, um im Hemd herumzulaufen. Theo setzte sich auf einen Holzklotz und
sah zu, wie Maus den Hund badete. Sie massierte eine ganze Handvoll von ihrer
kostbaren Seife in sein silbriges Fell, kämmte mit den Fingern die Knoten
heraus, so gut es ging, und zupfte die Kletten ab. Der Hund war das Inbild
verzweifelter Demütigung. Ein Bad?, schien er zu fragen. Wessen Idee war das?
Als Maus fertig war, hob Theo das große, triefende Bündel aus dem Zuber, und
Maus ließ sich wieder auf die Knie sinken - selbst solche einfachen Bewegungen
fielen ihr von Tag zu Tag schwerer -, um ihn in eine Wolldecke zu hüllen.
»Mach nicht so ein eifersüchtiges Gesicht!«
»Habe ich das getan?« Aber sie hatte ihn
erwischt; er war tatsächlich eifersüchtig. Conroy hatte die Decke wieder
abgeworfen und schüttelte sich energisch. Wassertropfen sprühten im Bogen nach
beiden Seiten.
»Gewöhn dich lieber daran«, sagte Maus.
Sie hatte recht. Das Baby würde bald da sein.
Alles an ihr erschien größer. Sogar ihr Haar, das üppig und glänzend über ihre
Schultern fiel, wirkte fülliger. Er erwartete immer, dass sie sich darüber
beklagte, aber sie tat es nie. Als er sie mit Conroy beobachtete, der sich
ihren verspäteten und unnötigen Versuchen, ihn abzutrocknen, endlich doch
gefügt hatte, war er plötzlich zutiefst froh - froh über alles. Dort in seiner
Zelle hatte er nur sterben wollen. Eigentlich schon vorher. Ein Teil seiner
selbst hatte schon immer mit diesem Wunsch gekämpft. Einfach loslassen: Theo
kannte diesen Sog, eine Sehnsucht, so schmerzlich wie jeder Hunger. Sich dem
Schicksal überlassen, einfach hinaustreten ins Dunkel. Es war zu einer Art Spiel
für ihn geworden: Er sah sich selbst zu, wie er seinen täglichen Verrichtungen
nachging, als wäre er nicht schon halb tot, und wie er jeden, sogar Peter,
damit täuschte. Je schlimmer es wurde, desto leichter fiel ihm diese
Täuschung, bis sie am Ende das Einzige war, was ihn noch trug. Als Michael ihm
an jenem Nachmittag auf der Veranda vom Zustand der Akkus berichtet hatte, war
ihm unwillkürlich ein Gedanke durch den Hinterkopf gegangen: Gott sei Dank,
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