Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
Gideon richtete sich auf und kam auf mich zu. Er nahm mein Gesicht in beide Hände, legte meinen Kopf zurück und küsste mich sanft. »Ich liebe dich.«
»Langsam bekommst du Übung darin, das zu sagen.«
Er fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. »Erinnerst du dich noch an jene Nacht, in der du diesen Albtraum hattest und ich noch nicht zu Hause war? Du hast dich gefragt, wo ich war.«
»Das frage ich mich immer noch.«
»Ich war im Hotel und habe das Zimmer ausgeräumt. Meine Absteige, wie du es genannt hast. Aber es schien mir nicht der rechte Zeitpunkt zu sein, dir das zu erklären, während du dir die Seele aus dem Leib gekotzt hast.«
Ich atmete die Luft aus, die ich angehalten hatte. Es war eine Erleichterung, endlich zu wissen, wo er gewesen war – umso mehr, da seine Absteige nun der Vergangenheit angehörte.
Mit sanftem Blick sah er mich an. »Ich hatte es vollkommen vergessen, bis es bei Dr. Petersen zur Sprache kam. Wir wissen beide, dass ich die Absteige nie wieder benutzen werde. Meine Freundin macht es lieber in Transportmitteln als in Betten.«
Er lächelte und ging hinaus. Ich starrte ihm nach.
Als der Security-Angestellte im Türrahmen erschien, schob ich meine aufgewühlten Gedanken beiseite. Wenn ich mehr Zeit hatte, würde ich mich ihnen widmen und sehen, wohin sie mich führten.
Auf dem Heimweg kaufte ich statt Champagner eine Flasche Apfelschorle. Hin und wieder sah ich den Bentley, der mir immer noch folgte, jederzeit bereit, rechts ranzufahren und mich mitzunehmen. War ich früher wütend darüber gewesen, weil sein Anblick mich an Gideon erinnerte und nur zu meiner Verwirrung über unseren Beziehungsstatus beitrug, brachte mich seine Allgegenwart jetzt zum Lächeln.
Dr. Petersen hatte recht gehabt: Freiraum und Zeit hatten bei mir für Klarheit gesorgt. Irgendwie hatte die Trennung uns beide stärker gemacht und dafür gesorgt, dass wir einander mehr schätzten und nicht mehr alles für selbstverständlich hielten. Ich liebte Gideon mehr denn je und spürte das ganz deutlich, als ich einen Abend mit meinem Mitbewohner plante, ohne zu wissen, wo Gideon war oder mit wem er seine Zeit verbrachte. Das war auch unwichtig. Ich wusste, dass ich in seinen Gedanken und in seinem Herzen war.
Mein Handy klingelte. Ich zog es aus der Tasche, sah den Namen meiner Mutter auf dem Display und sagte: »Hi, Mom.«
»Ich weiß nicht, was die eigentlich wollen!«, rief meine Mom. Sie klang wütend und deprimiert. »Aber sie lassen Richard einfach nicht in Ruhe. Heute sind sie in sein Büro gekommen und haben Kopien von den Videoaufzeichnungen des Sicherheitsdiensts gemacht.«
»Die Polizei?«
»Ja. Sie lassen einfach nicht locker. Was wollen die bloß?«
Ich bog in meine Straße ein. »Einen Mörder fangen. Wahrscheinlich wollen sie nur sehen, wann Nathan gekommen und gegangen ist. Sie überprüfen die zeitlichen Abläufe oder so.«
»Das ist doch lächerlich!«
»Ja, aber es ist ja nur eine Vermutung von mir. Mach dir keine Sorgen. Sie können nichts finden, weil Stanton unschuldig ist. Es wird alles gut werden.«
»Er hat sich in dieser Angelegenheit so großzügig verhalten, Eva«, sagte sie leise. »Er ist so gut zu mir.«
Ich seufzte, weil ich den flehenden Unterton in ihrer Stimme hörte. »Ich weiß, Mom. Ich verstehe das – und Dad auch. Du bist dort, wo du sein solltest. Niemand verurteilt dich. Wir kommen alle damit klar.«
Erst als ich vor meinem Haus angekommen war, hatte ich sie beruhigt. Doch die ganze Zeit fragte ich mich, was die Detectives wohl finden würden, wenn sie auch die Videoaufzeichnungen vom Crossfire-Sicherheitsdienst durchforsteten. Die Entwicklung meiner Beziehung mit Gideon ließ sich sicher an den Situationen nachvollziehen, die ich mit ihm in der Empfangshalle von Cross Industries verbracht hatte. Dort war er zum ersten Mal auf mich zugegangen und hatte eindeutig sein Verlangen bekundet. Direkt nachdem ich mich einverstanden erklärt hatte, nur noch mit ihm und keinem anderen auszugehen, hatte er mich hier an die Wand gedrückt. Und an jenem schrecklichen Tag, an dem er angefangen hatte, sich von mir abzuwenden, hatte er meine Berührung zurückgewiesen. Das alles, diese privaten, intimen Momente, würden die Beamten zu sehen bekommen, wenn sie nur weit genug in der Zeit zurückgingen.
»Ruf mich an, wenn du mich brauchst«, sagte ich, als ich meine Tasche auf dem Küchentresen abstellte. »Ich bin den ganzen Abend zu Hause.«
Nachdem wir das Gespräch
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