Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cruel World

Cruel World

Titel: Cruel World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neslihan Dadas
Vom Netzwerk:
Schalter angeknipst hatte, bewies mir, dass es bloß Nacht war und alle anderen bereits schliefen. In dem Kamin befand sich nur noch Asche. Stöhnen streckte ich mich, ehe mir klar wurde, dass ich hellwach bin und somit, wenn es Tag wurde, wieder todmüde sein würde. Na toll!
Einen Augenblick lang leuchtete ich mit meiner Taschenlampe auf Jacks Gesicht, das nun, genauso wie bei Aaran, wenn dieser schlief, ganz weich aussah. Allerdings hatte Jack sich bestimmt schon seit einer Woche nicht rasiert. Ich musste trotzdem zugeben, dass ihm das außerordentlich gut stand. Und an der Narbe, die über sein halbes Gesicht verlief hatte sich auch nicht geändert. Sie war noch immer ein bisschen lila und die Haut kam an dieser Stelle schien genauso ein bisschen verschrumpelt zu sein wie an meiner Taille.
Ich erstarrte kurz und ließ dann meine rechte Hand dorthin gleiten. Vorsichtig zogen meine Finger den Pullover hoch (jemand hatte mir die Jacke bereits ausgezogen und eine Decke über mich gelegt) und strichen dann über meine Narbe. Wieder bekam ich Gänsehaut bei der Erinnerung daran, wie sie entstanden war.
Die Eigenschaften der Unsterblichen waren unglaublich! Wir waren einerseits ganz normale Menschen, weil wir gewöhnliche Nahrung, wie Obst, Gemüse, Getreide oder Fleisch, nötig hatten, um zu überleben. Unsere Organe arbeiteten zwar, aber sie taten dies ein bisschen anders. Ich hatte einen Herzschlag und Blut, das durch meine Adern floss und ich konnte krank werden. Ich hatte es nicht nötig, anderen das Leben auszusaugen. Und ich bekam jeden Monat meine Regel. Bei Vampiren funktionierte dies ein bisschen anders. Sie lebten wahrscheinlich doch durch Magie. Allerdings haben Unsterbliche mit Vampiren immer noch ein paar Dinge gemeinsam. Wir beide konnten ab einem bestimmten Alter, das wir selbst festgelegt haben, nicht altern und nicht sterben. Vampire jedoch waren ein bisschen stärker und hatten viel bessere Sinne, weil sie die Kraft von all jenen bekamen, deren Blut sie tranken.
Wenn es wirklich stimmte, dass Aaran bisher noch nie irgendjemanden mit bloßen Händen ermordet hat, dann wäre es gar keine so schlechte Idee ihm vorzuschlagen, dass er sich meiner Spezies anschließen sollte. Dafür müsste er nur in einen stockdunklen Raum gesperrt werden und mindestens fünf Monate nichts zu Essen oder trinken bekommen. Jedenfalls hatten wir das so in der Schule gelernt. Bekam ein Unsterblicher gewöhnliches, menschliches Blut in den Mund, dann könnte es passieren, dass der Körper sich schlagartig zurückverwandelt und beginnt nach mehr zu verlangen. Ich hatte bereits Alex und Aarans Blut in mir. Konnte auch etwas Schlimmes bei Vampirblut geschehen? Noch ging es meinem Körper ganz gut. Ich fühlte mich nicht krank oder geschwächt. Wie es jedoch in meiner Seele aussah... dort war alles schwarz und zerbrochen. Wenn es nach ihr ginge hätte ich mich schon längst umgebracht. Nur das Wissen, dass Rhys noch am Leben ist, hielt mich davon ab.
Ich wollte aufstehen, als mir plötzlich leise Geräusche ins Ohr drangen. Mein gesamter Körper spannte sich automatisch an, während ich nach wenigen Sekunden feststellte, dass es Schritte waren, die nun immer lauter wurden. Es waren mehrere Personen im Treppenhaus!
Mit keuchendem Atem sprang ich auf die Beine und rüttelte Jack wach, der erst die Augen öffnete, als ich ihm vor Verzweiflung ins Ohr gekniffen hatte.
Au! Was soll das, Chalina? Wir haben-
Sei still und wecke die anderen auf! flüsterte ich drängend Wir können jeden Moment angegriffen werden!
Er lauschte kurz, ehe seine Augen sich weiteten. Oh mein Gott! Hast du nachgesehen, ob es Vampire sind?
Wer sollte es denn sonst sein?
So langsam wachten endlich auch die anderen auf und schienen, ohne uns zu fragen, zu realisieren, was hier vor sich ging. In Windeseile hatten sie ihre Decken und Kissen gemeinsam mit der Tüte, in der sich Essen befand, eingepackt und sich daran gemacht, die Rucksäcke leise aufzuteilen. Ich erklärte mich bereit, auch einen weiteren zu nehmen, um nicht so arrogant dazustehen. Dann ging jeder vor der Haustür in Angriffsstellung. Sie Schritte waren nun noch lauter geworden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese Personen gar nicht daran dachten, wenigstens ein bisschen leise zu sein. Gelächter drang uns allen in die Ohren. Jeder sah die anderen verwirrt und gleichzeitig überrascht an. Wir wussten nicht, ob wir angreifen sollten. Vielleicht waren es ja bloß Menschen, die einfach nur

Weitere Kostenlose Bücher