Cruel World
Meinung, dass ich mich viel oft in Gefahr begebe? Unsterblich sein wäre hier draußen in der Wildnis gar nicht mal so schlecht. Oder verheimlichte er mir noch etwas? Wenn ja, dann musste es etwas sehr Wichtiges sein.
Du solltest dich wirklich hinlegen. Das ist etwas, das man erst einmal ordentlich verarbeiten muss, Chalina. Na los, komm.
Gegen meinen Willen zog Jack mich auf die Beine und führte mich zu dem Sofa unter dem großen, verstaubten Spiegel, auf das ich mich stöhnend legte und den Drang zum Schlafen bekam.
Jack...
Was?
Ich muss... euch noch etwas erzählen. murmelte ich ein wenig verzeifelt und spürte, wie er wieder meine Hand ergriff.
Ach ja?
Es geht um Aaran. Als mir auffiel wie eingedöst und schläfrig ich klang setzte ich mich sofort mit aufgerissenen Augen wieder auf. Es wird euch alle ziemlich wundern, aber das ist nun einmal der Grund, weshalb ich zurückgekommen bin.
Du kannst es uns auch später noch erzählen, Chalina. Wir gehen heute nicht mehr weg. Es sind kaum Vampire in dieser Gegend, weil sie nicht damit rechnen, dass Menschen sich ausgerechnet in der Innenstadt befinden, wo man sie eigentlich sofort auffinden könnte.
Aber es ist doch erst... Mittag.
Na und? Du solltest trotzdem ein wenig schlafen. Grinsend erhob er sich und gesellte sich wieder zu den anderen auf dem Boden. Außerdem solltest du es genießen. Wer weiß, wann du je wieder die Möglichkeit bekommen wirst auf etwas Weichem zu schlafen?
Die anderen kicherten leise, was mich aus irgendeinem Grund ziemlich aufregte. He, wenn ich will, könnte ich jederzeit zu Aaran zurückkehren und mich von ihm aufwärmen lassen!
Erst, als auf einmal alle die Köpfe zu mir drehten und es mucksmäuschenstill geworden war, erkannte ich, was ich gerade zugegeben hatte. Daraufhin wäre ich am liebsten im Boden versunken und nie mehr wieder hochgekommen. Schnell drehte ich meinen Körper um und versuchte ruhig weiterzuatmen, was mir nur teilweise gelang.
Ich zitterte, obwohl die Luft hier in diesem Raum eigentlich angenehm warm war.
Wieso war mir ausgerechnet jetzt herausgerutscht, dass Aarans und mein Verhältnis noch enger war als sie dachten! Es war so peinlich, dass ich mich gerade noch davon abhalten konnte in das dünne Kissen unter meinem Kopf hineinzuschreien. Das hätte bestimmt gut getan, aber auch noch mehr Aufmerksamkeit erregt, was ich auf keinen Fall wollte. Mein Körper fühlte sich unglaublich erschöpft. Jack hatte womöglich Recht. Es wäre besser, wenn ich schlafe. Danach könnte ich meinen Clan immer noch von Aaran erzählen. Sie sollten es einfach nur erfahren, damit sie sich nicht mehr so sehr vor ihm fürchteten. Ich wusste zwar genauso gut wie sie zu was er fähig sein konnte, wenn er wütend wurde, aber ich war die Einzige, die ebenso wusste, dass er bloß einsam war und sich nach Liebe sehnte, die nur ich ihm geben konnte. Wenn Alex nicht wäre, dann hätte ich mich womöglich bereits für ihn entschieden, doch im Moment wusste ich noch nicht so recht wen von beiden ich will. Es gab zurzeit andere Dinge, die getan werden mussten. Vor allem aber stieg der Drang in mir herauszufinden, wie man eine solch mächtige Person wie Kelly tötet oder von der Erde verbannt. Es musste eine Möglichkeit dafür geben.
Selbst während ich schlief konnte mein Körper keine Ruhe finden. Die ganze Zeit schossen mir schreckliche Bilder in den Kopf, in denen Kelly mir böse Dinge antat. Dazu gehörte nicht nur das Brechen meiner Beine und Arme, sondern auch, wie sie mich erpresste, als wir in der siebten Klasse waren. Ihr war schon damals aufgefallen, dass Aaran mir viel mehr Aufmerksamkeit schenkte als ihr. Ich hatte Angst gehabt und beinahe alles getan, was sie verlangte - mich verprügeln lassen, mein Taschengeld geben und viele weitere Sachen. Dieses Mädchen hatte noch nie Gnade mir gegenüber gezeigt. Sie hasste mich wirklich mehr alles andere in diesem Universum.
Es hatte keinen Sinn noch länger davonzulaufen. Irgendwann würde der alles entscheidende Kampf entstehen. Entweder Kelly würde besiegt werden und die Welt käme irgendwie wieder ins Gleichgewicht oder wir alle starben und Tyrannei würde niemals ein Ende nehmen. Natürlich hoffte ich mit aller Kraft auf Ersteres.
Als ich nach einiger Zeit wieder wach wurde war es stockdunkel um mich herum. Panisch suchte ich schnell meinen Rucksack, den ich neben mir auf den Fußboden fand, und holte die Taschenlampe heraus. Das grelle Licht, das zum Vorschein kam, nachdem ich den
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