Cruel World
Aaran, weil ich noch immer nicht zu ihm zurückgekehrt war, aber ich glaubte nicht, dass er mich suchen würde. Er wusste bestimmt, dass Aaran mich nicht sterben lassen würde.
Ich schüttelte meinen Kopf, um nicht an die Nacht in der Folterkammer zurückzudenken, und wollte mich gerade umdrehen, als ein kalter Luftzug an mir vorbeizog, der mich kurz erstarren ließ, ehe etwas fest gegen mich stieß und ich mit dem Gewichtsbrocken nach hinten zu Boden fiel. Mein Flammenwerfer glitt aus meinen Händen und irgendetwas, das sich in meinem Rucksack befand, schien mir schmerzhaft gegen den Rücken zu drücken. Ich schrie auf, als mein Kopf eigentlich auf dem gepflasterten Boden hätte aufstoßen sollen, was dann aber nicht geschah, denn etwas Helles schnellte unter meine Haare und ergriff gleich darauf meine Taille, sodass ich erst gar nicht richtig aufkam.
Das, was gegen mich gestoßen ist, war kein Etwas. Es war niemand anderer, als mein guter Freund Cooper Christiansen, der zur Hälfte über mir lag und mich nun voller Panik anschaute.
> Cha-Chalina?<< fragte er irritiert und blinzelte, so, als hätte er geglaubt, ich sei eigentlich tot.
>> Cooper.<< bekam ich nur heraus, während er sich sofort entschuldigte und wir uns wieder aufrichteten.
Er trug eine alte, zerrissene Jeans und darüber eine zu klein aussehende braune Lederjacke. Unter seinen schneeweißen Augen, in denen sich noch immer keine Pupillen befanden, waren aufgekratzte Wunden, die stark bluteten. Außerdem entdeckte ich einen großen Bluterguss unter seiner Stirn, welcher nur schwer zu erkennen gewesen ist, weil es von seinen blonden Haaren, die genauso wie immer, in alle Richtungen abstanden, beinahe ganz verdeckt wurde.
>> Wo ist dein Clan?<< wollte er plötzlich wissen und zappelte ungeduldig mit den Füßen umher.
> Ich weiß nicht. Was ist los mit dir? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!<
Nicht einmal, als Olivia vor mir erschienen ist, habe ich so ängstlich reagiert, wie er jetzt. Im Gegenteil – ich hatte es als Natürlich und Selbstverständlich empfunden, obwohl mich ziemlich gewundert hat, dass sie ausgerechnet an diesem einen Tag aufgetaucht war. Warum hatte sie mir ihr Angebot genau dann, als die Situation zwischen Aaran und mir eskaliert ist, gemacht? War sie der festen Überzeugung, dass ich durch den momentanen Hass auf Aaran bereit wäre, ihn mit meinen eigenen Händen zu ermorden? Dieses Mädchen hatte ganz bestimmt noch nie erfahren, wie sich echte Liebe anfühlt. Ich war tatsächlich wütend und dieser Betrüger sollte mir auf keinen Fall unter die Augen treten, aber tot sehen wollte ich ihn auf keinen Fall. Dafür bedeutete er mir viel zu viel.
Cooper lachte bitter. >> Schön wär's! Ich hatte eine viel schlimmere Begegnung.<<
>> Mit wem?<
>> Luzifer.<<
Ich erstarrte. >> W-Wirklich? Hat er dich etwa so zugerichtet?<<
Obwohl mein Herz es nicht wahrhaben wollte, so konnte ich nicht anders, als ihn zu fragen.
Cooper verzog das Gesicht und blickte sich wieder nervös um. Sein Gesicht wurde noch blasser, als es ohnehin schon war. >> Chalina... ich weiß noch aus der Vergangenheit, wie sehr du an deinem Onkel hängst, aber... er ist nicht mehr derselbe.<<
>> Was meinst du damit?<< Ich hielt den Atem an, weil ich mit dem Schlimmsten rechnete.
>> Er ist plötzlich vor mir aufgetaucht und ich habe mich natürlich erst einmal erschrocken, weil ich ihn ja ewig nicht mehr gesehen habe! Trotzdem war ich anfangs noch froh, ihm endlich mal wieder zu begegnen.<< Er machte eine kurze Pause, ehe er die Augenbraen zusammenzog. >> Dann jedoch wollte er wissen, wo du bist.<<
>> H-Hast du es ihm gesagt?<
Aus irgendeinem Grund bekam ich auf einmal Angst. Angst um mein Leben.
>> Nein.<< antwortete Cooper kopfschüttelnd und ergriff zu meiner Überraschung meine Hände. Seine fühlten sich an, als hätte er sie stundenlang im Schnee stecken gehabt.
>> Ich hatte etwas Komisches, genauer gesagt, etwas Böses von ihm aus wahrgenommen. Außerdem wusste ich die Antwort ja wirklich nicht.<<
>> Hmm. Und, was hat Luzifer dann gemacht?<
>> Hattet ihr beide einen Streit?<<
>> Nein, nicht dass ich wüsste.<<
>> Nun. Er ist sauer geworden und hat mir gedroht mich mit sich in die Hölle zu nehmen!<
>> Wieso sollte er so etwas machen, Cooper? Fragte ich verwirrt, während mein Herz begann laut zu klopfen. Mein Verstand warf mir etwas an den Kopf, das mir Tränen in die Augen trieb.
>> Chalina, ich möchte dich nicht weinen sehen.<< meinte er erschöpft
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