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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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sie als Arbeitszimmer nutzte. Dort kam sie zum gleichen Ergebnis: nichts. Dass in der Küche alles unverändert war, wusste sie bereits.
    Im Grunde wäre sie erleichtert gewesen, ein zerschlagenes Fenster oder ein verkratztes Schloss zu entdecken, denn damit wäre wenigstens ein Teil des Rätsels gelöst. Sie ging zurück ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen. Der Wein schmeckte ihr nicht mehr, trotzdem nahm sie noch einen Schluck, in der Hoffnung, er würde ihre Nerven beruhigen. Er tat es nicht. Als das Telefon auf dem Couchtisch zu läuten begann, schoss sie vor Schreck hoch.
    Sie, Rennie Newton, die mit vierzehn die schmale Leiter am Wasserturm ihres Heimatortes erklettert hatte, die unzählige
Male ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte, indem sie praktisch jeden Gefahrenherd dieser Erde aufsuchte, die Herausforderungen liebte und noch nie vor einer Mutprobe zurückgeschreckt war, die weder Tod noch Teufel fürchtete, wie ihre Mutter oft betonte, und die täglich Operationen durchführte, bei denen man Nerven wie Drahtseile und eine absolut ruhige Hand brauchte, fuhr vor Schreck fast aus der Haut, nur weil das Telefon läutete.
    Den verschütteten Wein von der Hand schüttelnd, griff sie nach dem schnurlosen Apparat. Die meisten Anrufe betrafen ihre Arbeit, darum antwortete sie kühl und geschäftsmäßig wie sonst auch.
    Â»Dr. Newton hier.«
    Â»Hier ist Detective Wesley, Dr. Newton. Wir haben vorgestern miteinander gesprochen.«
    Das hätte er nicht extra erwähnen müssen. Sie hatte ihn als durchtrainierten, imposanten Schwarzen in Erinnerung. Mit hoher Stirn. Ernstem Gesicht. Durch und durch professionell. »Ja?«
    Â»Ich habe mir vom Krankenhaus Ihre Privatnummer geben lassen. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich Sie zu Hause anrufe?«
    O doch. Sehr viel sogar. »Was kann ich für Sie tun, Detective?«
    Â»Ich würde Sie morgen gern sehen. Um zehn Uhr?«
    Â»Mich sehen?«
    Â»Um mit Ihnen über den Mord an Dr. Howell zu sprechen.«
    Â»Ich weiß nichts über den Mord. Das habe ich Ihnen doch schon erklärt… wann war das noch mal, vorgestern?«
    Â»Aber Sie haben mir nicht erzählt, dass Sie sich für denselben Posten wie er beworben hatten. Das haben Sie ausgelassen.«
    Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen. »Das war nicht von Belang.«
    Â»Um zehn Uhr, Dr. Newton. Die Mordkommission ist im zweiten Stock. Fragen Sie einfach nach mir.«

    Â»Verzeihen Sie, aber für morgen Vormittag sind schon drei Operationen angesetzt. Alle drei auf einen anderen Termin zu verlegen, würde den anderen Chirurgen und dem Krankenhauspersonal erhebliche Unannehmlichkeiten bereiten, von den Patienten und ihren Angehörigen ganz zu schweigen.«
    Â»Wann würde es Ihnen denn passen?« Sein Tonfall ließ erkennen, dass er ihr nur so weit wie unbedingt nötig entgegenkommen würde.
    Â»Am frühen Nachmittag, gegen zwei oder drei Uhr.«
    Â»Dann um zwei. Bis dann.«
    Er hatte schon aufgelegt, ehe Rennie das tun konnte. Sie legte den Apparat auf den Beistelltisch zurück. Dann schloss sie die Augen, atmete tief durch die Nase ein und ließ die Luft durch den Mund wieder ausströmen.
    Lee Howells Ernennung zum Chefarzt war ein schwerer Schlag für sie gewesen. Seit ihr ehemaliger Chef in Ruhestand gegangen war, hatten vor allem sie und Lee um diesen Posten konkurriert. Nach monatelangen ausgiebigen Gesprächen und Leistungskontrollen hatte der Verwaltungsrat des Krankenhauses letzte Woche endlich seine Entscheidung verkündet – praktischerweise, während sie außer Haus gewesen war, in ihren Augen ein Schritt von unerträglicher Feigheit.
    Andererseits war sie froh, nicht im Krankenhaus gewesen zu sein, als Lees Ernennung verkündet wurde. Die Nachricht würde sich mit Lichtgeschwindigkeit im Krankenhaus verbreiten. Bis sie wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt war, war das Thema bereits gegessen und die vielen wohlmeinenden und doch peinlichen Mitleidsbekundungen waren ihr erspart geblieben.
    Vollends war sie ihnen allerdings nicht entkommen. Im Star-Telegram, der Lokalzeitung, war über Lees Beförderung zum Chefarzt berichtet worden. In dem Artikel waren Dr. Lee Howells chirurgische Künste, sein hohes Berufsethos und sein Wirken im Krankenhaus und in der Gemeinde gepriesen worden. Im Kielwasser
dieses gloriosen Artikels hatte Rennie

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