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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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und der alte Herr freute sich immer, wenn Rennie einen Augenblick erübrigen konnte, um mit ihm an der gemeinschaftlichen Azaleenhecke zu plaudern.
    Wahrscheinlich aus Einsamkeit und Langeweile hatte er stets das Ohr am Puls der Nachbarschaft und wusste über alles und jedes Bescheid. Wenn man irgendetwas über irgendwen erfahren wollte, dann war Mr. Williams der Richtige.
    Â»Hallo, hier ist Rennie.«
    Â»Hallo Rennie, wie schön. Wie war die Beerdigung?«
    Vor ein paar Tagen hatte er sie abgefangen, als sie die Zeitung ins Haus holen wollte. Erst hatte er sie mit Fragen nach dem Mord bombardiert und dann zutiefst enttäuscht gewirkt, als sie ihn nicht mit grausigen Details versorgte. »Der Gottesdienst war sehr bewegend.« Um weiteren Fragen vorzubeugen, setzte sie sofort nach: »Mr. Williams, weswegen ich anrufe –«
    Â»Ist die Polizei dem Mörder schon auf der Spur?«
    Â»Da bin ich überfragt.«
    Â»Wurden Sie denn nicht vernommen?«
    Â»Doch, genau wie alle anderen, die an jenem Abend auf Dr. Howells Party waren. Soweit ich weiß, konnte niemand wirklich weiterhelfen.« Statt sie zu entspannen, bereitete der Wein ihr Kopfschmerzen. »Mr. Williams, wissen Sie zufällig, ob mir heute etwas geliefert wurde?«
    Er war der einzige Nachbar, der einen Schlüssel zu ihrem Haus hatte. Sie hatte ihn nur unter schweren Bedenken weitergegeben,
jedoch nicht, weil sie Mr. Williams nicht vertraut hätte. Die Vorstellung, dass jemand während ihrer Abwesenheit ihr Haus betreten könnte, war einfach widerwärtig. Sie legte nicht nur großen Wert auf einen geregelten Tagesablauf, sondern auch auf ihre Privatsphäre.
    Dennoch hatte sie das Gefühl, jemand sollte einen Ersatzschlüssel haben, falls es zu einem Notfall kam oder irgendwelche Handwerker ins Haus gelassen werden mussten. Die Wahl war auf Mr. Williams gefallen, weil er ihr direkter Nachbar war. Soweit Rennie wusste, war er noch nie allein in ihrem Haus gewesen.
    Â»Ich erwarte nämlich ein Päckchen«, log sie. »Ich dachte, es könnte vielleicht bei Ihnen abgegeben worden sein, weil ich nicht zu Hause war.«
    Â»War denn kein Zettel an ihrer Tür? So ein gelber Aufkleber?«
    Â»Nein, aber es wäre ja möglich, dass der Fahrer den vergessen hat. Sie haben keinen Lieferwagen vor meinem Haus parken sehen?«
    Â»Nein, da war nichts.«
    Â»Hmm. Na ja, solche Päckchen kommen nie an, wenn man darauf wartet, stimmt’s?«, flötete sie fröhlich. »Trotzdem vielen Dank, Mr. Williams. Und entschuldigen Sie die Störung.«
    Â»Haben Sie schon von den neuen Welpen bei den Bradys gehört?«
    Verflixt! Sie hatte nicht schnell genug aufgelegt. »Nein, noch nicht. Sie wissen ja, ich war ein paar Wochen kaum zu Hause und –«
    Â»Beagles. Sechs Stück. Die süßesten kleinen Dinger, die man sich nur vorstellen kann. Sie wollen die Kleinen verschenken. Sie sollten einen nehmen.«
    Â»Ich habe keine Zeit für ein Haustier.«
    Â»Die sollten Sie sich aber nehmen, Rennie«, erklärte er mahnend wie ein strenger Vater.
    Â»Meine Pferde –«

    Â»Das ist was anderes. Die wohnen nicht bei Ihnen. Sie brauchen ein Tier im Haus. Ein Tier kann das ganze Leben verändern. Menschen mit einem Haustier leben länger, haben Sie das gewusst? Ich wüsste nicht, was ich ohne Oscar machen würde«, lobte er seinen Pudel. »Ein Hund oder eine Katze wäre am besten, aber selbst ein Goldfisch oder ein Wellensittich können die Einsamkeit vertreiben.«
    Â»Ich bin nicht einsam, Mr. Williams. Ich habe nur sehr viel zu tun. Vielen Dank noch mal. Auf Wiederhören.«
    Sie legte augenblicklich auf, und das nicht nur, um sich einen Vortrag über die Vorzüge eines Haustiers zu ersparen. Sie war zutiefst verängstigt. Die Rosen waren keine Einbildung, und sie hatten sich auch nicht von selbst auf ihrem Couchtisch materialisiert. Jemand war in ihrer Wohnung gewesen und hatte sie hier abgestellt.
    Eilig überprüfte sie die Haustür. Sie war verriegelt, genau wie am Morgen, als sie zum Krankenhaus aufgebrochen war. Rennie lief durch den Flur ins Schlafzimmer, wo sie unter dem Bett und im Schrank nachschaute. Alle Fenster waren fest verschlossen und verriegelt. Das Fenster über der Badewanne war so klein, dass nicht einmal ein Kind durchgepasst hätte. Als Nächstes überprüfte sie das zweite Zimmer, das

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