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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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gewöhnlich im Wohnzimmer verschwunden, um über schwierige Fälle zu sprechen. Wie heute Abend.
    Â»Ich habe ein Video, das du dir ansehen solltest.« Oren schob ein Band in den Recorder, kehrte mit der Fernbedienung zurück und setzte sich an das andere Ende des Sofas, auf dem Wick lag. »Es ist von heute Nachmittag.«
    Â»Von?«
    Â»Dr. Rennie Newton.«
    Auf dem Bildschirm erschien die Aufnahme. Sie zeigte einen Vernehmungsraum. Wick hatte schon Hunderte solcher Aufzeichnungen gesehen. Die Kamera, wusste er, war hinter Oren auf einem Stativ montiert. Sie zeigte auf den Stuhl mit der vernommenen Person. In diesem Fall war das die Frau, deren Fotos ihm Oren gestern gezeigt hatte.
    Wick war überrascht. »Sie ist Ärztin?«
    Â»Chirurgin.«
    Â»Ohne Scheiß?«
    Â»Ich habe sie angerufen, nachdem ich von dir weggefahren bin. Sie ist heute zur Vernehmung gekommen.«
    Â»In Verbindung mit dem Mord an Howell?« Nachdem er sich bereit erklärt hatte, nach Fort Worth zu kommen, hatte ihn Oren mit den dürftigen Einzelheiten des Falles vertraut gemacht.
    Â»Sie war einverstanden, die Vernehmung aufzeichnen zu lassen, aber sie hatte auch ihren Anwalt dabei.«
    Â»Sie ist nicht auf den Kopf gefallen.«
    Â»Nein. Im Gegenteil, sie ist… wart’s ab.«

    Dr. Newtons Anwalt war eine graue Maus. Durchschnittlich groß. Durchschnittlich schwer. Weißes Haar. Grauer Nadelstreifenanzug. Argwöhnische, wachsame Augen. Ein einziger Blick genügte Wick, um sich eine Meinung über ihn zu bilden.
    Deshalb konzentrierte er sich auf Dr. Rennie Newton, die in keiner Hinsicht durchschnittlich wirkte. Im Gegenteil, hätte ihm jemand aufgetragen, einen durchschnittlichen Chirurgen zu beschreiben, hätte das Resultat nie im Leben der Frau auf dem Bildschirm entsprochen. Nicht in einer Million Jahren.
    Auch ihr Verhalten war untypisch für jemanden, der wegen eines Kapitalverbrechens verhört wird. Sie schwitzte nicht, sie zitterte nicht nervös mit den Beinen, sie trommelte nicht mit den Fingern, knabberte nicht an den Nägeln und rutschte auch nicht auf ihrem Stuhl herum. Stattdessen saß sie vollkommen reglos da, die Beine elegant übereinander geschlagen, die Hände im Schoß verschränkt, den Blick ruhig geradeaus gerichtet – ein Sinnbild der Gelassenheit.
    Gekleidet war sie in einen beigen Hosenanzug und Highheels mit Schlangenledermuster. Dazu hatte sie eine passende Handtasche. Sie trug keinen Schmuck außer ein Paar Ohrsteckern und einer großen, schlichten Armbanduhr. Keine Ringe. Die langen Haare hatte sie zu einem korrekten Pferdeschwanz zurückgekämmt. Von den heimlich aufgenommenen Fotos wusste er, dass ihr Haar, wenn sie es offen trug, bis auf ihren Rücken reichte. Das helle Blond wirkte genauso echt wie die Diamanten in ihren Ohrsteckern.
    Oren hielt das Band an. »Was hältst du von ihr? Dein erster Eindruck als Connaisseur des schönen Geschlechts?«
    Wick zuckte mit den Achseln und nahm einen Schluck Tee. »Weiß sich zu kleiden. Saubere Haut. Auf ihrem Hintern könntest du nicht mal einen Eiswürfel zum Schmelzen bringen.«
    Â»Also cool.«
    Â»Eher schon Gefriertruhe. Andererseits ist sie Chirurgin. Sie muss unter Druck cool bleiben, oder?«

    Â»Wahrscheinlich schon.«
    Oren ließ das Band weiterlaufen, und man hörte, wie seine Stimme alle Anwesenden nannte, darunter auch Detective Plum, den zweiten Zivilbeamten im Raum. Er nannte Datum und Aktenzeichen des Falles und fragte für die Aufzeichnung Dr. Newton noch einmal, ob sie mit der Vernehmung einverstanden sei.
    Â»Ja.«
    Oren kam sofort zur Sache. »Ich möchte Ihnen in Zusammenhang mit dem Mord an Ihrem Kollegen Dr. Lee Howell noch einige Fragen stellen.«
    Â»Ich habe Ihnen bereits alles gesagt, was ich weiß, Detective Wesley.«
    Â»Es kann nie schaden, alles noch mal durchzugehen, oder?«
    Â»Wahrscheinlich nicht. Wenn man die Zeit dazu hat.«
    Oren hielt das Band wieder an. »Siehst du? Da. Genau das habe ich gemeint. Immer höflich, aber mit einem hörbaren Unterton.«
    Â»Würde ich auch sagen, stimmt. Aber auch das passt zu ihr. Sie ist Ärztin. Chirurgin. Götter in Weiß und so weiter. Wenn sie was sagt, haben alle mit gespitzten Ohren dazusitzen. Sie ist es nicht gewohnt, dass man sie ausfragt oder ihre Antworten anzweifelt.«
    Â»Daran wird sie sich gewöhnen

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