Crush Gier
nur eine Frage der Zeit, bis er sich selbst zerstörte. Wesley?« Er zuckte mit den Achseln. »Sein Problem ist, dass er sich die falschen Freunde aussucht.«
»Wie hast du davon erfahren? In den Nachrichten haben sie nichts darüber gebracht. Und das Krankenhaus war so voller Sicherheitsbeamter, dass nur eine Hand voll Leute von Wesleys Einlieferung und der Art seiner Verletzung wussten. Du musst einen Informanten bei der Polizei haben. Wer hat dir davon erzählt?«
»Ein kleines Vögelchen hat mir etwas zugezwitschert«, flüsterte er. »Ein feiges kleines Vögelchen. Erst habe ich ihm nicht geglaubt, aber ich habe sein trauriges Märchen überprüft, und siehe da, es hatte die Wahrheit gepfiffen.«
Er streckte die Hand aus, um eine Haarsträhne zu befingern, die über ihrer Brust lag. Sie zwang sich, nicht zurückzuzucken, doch anscheinend ahnte er ihren Ekel, denn er lieà wieder sein kaltes Lächeln aufblitzen. »Du siehst heute Abend ganz bezaubernd aus.«
»Ich sehe überhaupt nicht bezaubernd aus. Ich bin müde. Total erschöpft, um genau zu sein. Ich habe das alles so satt.«
»Die Fahrt hat dich bestimmt sehr mitgenommen.«
»Wie hast du das eigentlich geschafft?«
»Was geschafft, meine Liebe?«
»Wie bist du noch vor Tagesanbruch von Galveston auf meine Ranch gekommen?«
»Ich habe dir schon einmal gesagt, Rennie, dass ich grundsätzlich
keine Berufsgeheimnisse ausplaudere. Sonst wäre ich bald aus dem Geschäft.«
»Das war keine geringe Leistung.«
Er lachte. »Ich habe kein Flugzeug, falls du das glauben solltest.« Als ihre Handfläche auf seine Wange traf, knallte es laut wie ein explodierender Donnerschlag.
»Das ist dafür, dass du meine Pferde umgebracht hast.«
Jetzt lachte oder lächelte er nicht mehr. Stattdessen packte er ihr Handgelenk so brutal, dass sie vor Schmerz aufschrie, wirbelte sie herum und zog ihre Hand über den Rücken bis zu den Schulterblättern hoch. Sein Atem fuhr heià über ihr Ohr. »Dafür sollte ich dich auf der Stelle umbringen.«
»Du wirst mich doch sowieso umbringen, oder etwa nicht?«
»Wie könnte ich dich am Leben lassen, Rennie? Aber das hast du nur dir allein zuzuschreiben. Du hättest mir erlauben sollen, dich so zu verehren, wie es dir zugestanden hätte. Stattdessen hast du dich von diesem primitiven Cowboy und Ex-Bullen begrapschen lassen.« Er zog sie näher an seinen Körper und schob gleichzeitig ihre Hand noch weiter nach oben. »Nach einer solchen Beleidigung bleibt mir gar nichts anderes übrig, als euch beide zu töten. Nur schade, dass er im Knast sitzt, denn so kann er dich nicht sterben sehen. Na ja, man kann nicht alles haben.«
Der Schmerz war nur schwer zu ertragen, doch sie wehrte sich nicht. Sie wimmerte nicht mal. »Dich hätten sie schon vor Jahren wegschlieÃen sollen, Lozada. Nicht weil du ein Mörder bist, sondern weil du gröÃenwahnsinnig bist. Will das denn gar nicht in deinen Schädel? Ich hätte dich nicht mal an mich rangelassen, wenn du der einzige Mann auf Erden gewesen wärst. Du bist ein Widerling.«
Er lieà das Messer aufschnappen und setzte es an ihre Kehle. »Bevor ich mit dir fertig bin, wirst du mich anbetteln, dich am Leben zu lassen.«
»Da kannst du lange darauf warten, dass ich dich anbettle. Ich hätte dich vielleicht angefleht, meine Pferde zu verschonen, aber
dazu hast du mir keine Gelegenheit gelassen. Was mich betrifft, so hast du deine Trumpfkarte aus der Hand gegeben, als du sie abgeschlachtet hast. Du kannst mir nichts mehr anhaben, Lozada. Ich habe keine Angst mehr vor dir.«
»Ach, das bezweifle ich.« Er senkte das Messer und tätschelte mit der flachen Klinge ihre Brustwarze.
Automatisch hielt sie die Luft an.
»Siehst du?« Sie hörte ihn leise lachen. »Du hast sehr wohl noch Angst, Rennie.«
Damit hatte er Recht. Sie litt Todesängste, doch sie würde ihm das auf gar keinen Fall zeigen. »Ich werde nicht kämpfen, Lozada. Seit zwanzig Jahren war jeder neue Tag schon ein Bonus. Ich werde dich bestimmt nicht anbetteln, mich am Leben zu lassen. Falls du darauf wartest, dann vergeudest du nur deine Zeit.«
»Welche Courage. Allein darum tut es mir Leid, dich töten zu müssen, Rennie. Ganz ehrlich. Du bist eine ganz erstaunliche Frau. Ich hoffe, du begreifst, wie sehr ich es
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