Crush Gier
wandte sich Toby an Rennie: »Der Tierarzt war die Woche drauÃen und hat sie alle durchgecheckt. Keine Probleme, soweit er sehen konnte.«
»Ich hatte auch keine festgestellt, aber ich wollte sichergehen. Danke, dass Sie ihn begleitet haben. Schickt er mir die Rechnung?«
»Die hat er mir dagelassen.« Er zog einen Umschlag aus der Hemdtasche und überreichte ihn ihr.
»Danke. Ich werde sie gleich morgen bezahlen.« Sie stopfte den Umschlag in ihre Schultertasche. »Hat sich der Luchs noch mal gezeigt?«
»Nicht, seit er vor ein paar Wochen das Kalb gerissen hat. Hoffentlich haben wir ihn endgültig verscheucht. Könnte mir vorstellen, dass ihn einer meiner Schüsse verletzt hat. Vielleicht hat er sich verkrochen und ist verendet, oder er hat sich in ein angenehmeres Jagdrevier verzogen.«
Wick hätte nicht gedacht, dass der Mann lächeln konnte, doch er tat es, und Rennie lächelte zurück. »Hoffentlich haben Sie Recht.«
»Ein Riesenkerl«, fuhr Toby fort. »Ich hab noch nie einen so groÃen gesehen, aber ich glaube, wir sind ihn los.«
»Tja«, sagte Rennie, »wir wollten auch gerade los.«
»Lassen Sie sich nicht aufhalten. Das Haus ist zugesperrt?«
»Ich habe beim Rausgehen abgeschlossen.«
Toby bedeutete ihr voranzugehen, und so zogen sie zu dritt in einer kurzen Prozession die Verandastufen hinab. »Soll ich diese Woche was Besonderes für Sie erledigen?«, fragte er.
»Im Moment fällt mir nichts ein. Zur Not rufe ich Sie an. Sorgen Sie gut für die Pferde.«
»Versteht sich von selbst.«
»Und grüÃen Sie Corinne von mir.«
»Mach ich.« Er tippte sich an den Hut und schoss einen Blick auf Wick ab, der dessen Eier gefrieren lieÃ, ehe er seine Sonnenbrille aufsetzte, wieder in seinen Pick-up kletterte und losfuhr.
Rennie warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf das Haus und den Stall und verkündete dann: »Ich bin so weit.«
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Im Eiscafé herrschte sommerlicher Sonntagnachmittags-Hochbetrieb. Sobald einer der kleinen schmiedeeisernen Tische frei wurde, besetzte ihn Rennie, während sich Wick anstellte, um zwei Softeisbecher mit heiÃer KaramellsoÃe zu ordern. Während er sie zum Tisch zurücktrug, kam ihm der Gedanke, dass ihm dieses Eis in Kombination mit Crystals Bananenpudding bestimmt ein paar zusätzliche Pfunde eintragen würde.
Sie waren beide in ihr Eis vertieft, als Rennie aus heiterem Himmel fragte: »Haben Sie manchmal Panikattacken?«
Die Frage brachte ihn vollkommen aus dem Konzept. »Verzeihung?«
Sie zuckte kurz mit den Schultern. »Mir ist das Gummiband an Ihrem Handgelenk aufgefallen. Gestern Abend haben Sie es auch getragen.«
»Ach. Das. Das ist nur, äh, eine alte Angewohnheit. Ich weià gar nicht mehr, wann und warum ich angefangen hab, es zu tragen.«
Sie nickte, fixierte ihn dabei aber genauer. »Menschen mit akuten Angstattacken bekommen manchmal den Rat, ein Gummiband ums Handgelenk zu tragen. Wenn sie eine Panikattacke kommen spüren, schnalzen sie sich das Band gegen die Haut. Bisweilen kann auf diese Weise das irreführende Signal, sie schwebten in Lebensgefahr, noch abgefangen werden, bevor es das Gehirn erreicht. Und damit wird die Panik abgewendet.«
»Puh. Das wusste ich gar nicht.«
Schweigend löffelten sie ihre Eisbecher leer. Als sie fertig war, zog sie eine Serviette aus dem Spender auf ihrem Tisch und tupfte
sich die Lippen ab. Wenn man sich Träume wünschen könnte, hätte sich Wick diesmal definitiv einen schmutzigen Traum mit ihren Lippen in der Hauptrolle gewünscht. Dann hätte er die Nacht kaum noch erwarten können.
»Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass ich ein Landhaus haben könnte?«, fragte sie.
»Ich habe den Sattel hinten in Ihrem Auto gesehen, als ich Sie gestern zu Ihrem Wagen gebracht habe.«
»Ich hätte auch Mitglied in einem Reitverein sein können.«
»Sie hätten auch ein kanadischer Mountie sein können, aber das erschien mir eher unwahrscheinlich.«
»Sie sind aber schlau.«
»Danke. Aber wahrscheinlich nicht ganz so schlau, wie ich denke.«
»Das war eigentlich mein Text.«
Wenn sie lächelte, verwandelte sich ihr ganzes Gesicht. Leider lächelte sie nicht allzu oft. Den ganzen Nachmittag hielt er nun schon Ausschau nach einem winzigen Hinweis auf die halsbrecherische Rodeoreiterin,
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