Crush Gier
Privatsphäre.«
»Hey!« Er breitete die Arme aus. »Ich kann ein Geheimnis für mich behalten. Probieren Sieâs aus. Erzählen Sie mir ein Geheimnis, und Sie werden sehen, dass ich es mit ins Grab nehme.«
»Ich habe keine Geheimnisse.«
»Dann erzähle ich Ihnen eben eines von meinen. Ich hätte so einige Schoten zu bieten.«
Er hatte einen etwas schief stehenden Schneidezahn, wodurch sein Lächeln â das er wahrscheinlich für entwaffnend hielt â noch lausbubenhafter wirkte. »Auf Wiedersehen, Mr. Threadgill.« Sie drehte ihm den Rücken zu und ging zum Tor zurück. Sobald sie es durchschritten hatte, rollte sie es mit einem endgültig klingenden Scheppern zu.
»Warten Sie. Nur einen Moment.«
Er war gut aussehend und charmant, und er war sich dessen bewusst. Sie hatte schon oft mit solchen Typen zu tun gehabt. Sie waren eingebildet und arrogant und glaubten, dass ihnen niemand, und schon gar keine Frau, widerstehen konnte.
»Bitte, Dr. Newton?«
Sie war längst nicht so wütend, wie sie tat oder eigentlich sein sollte. Obwohl sie fest entschlossen war, sich nicht umzudrehen, tat sie es. »Ja?«
»Ich wollte mich noch für die Bemerkung von neulich Abend entschuldigen.«
»Ich kann mich nicht erinnern«, log sie.
»Die mit dem Mund und dem feuchten Traum? Das war unverschämt.«
Das hörte sich gar nicht eingebildet und arrogant an, und auch sein entwaffnendes Grinsen war verschwunden. Wenigstens oberflächlich schien es ihm ernst zu sein. AuÃerdem wollte sie nicht den Verdacht aufkommen lassen, die Bemerkung hätte sie getroffen, weshalb sie bestimmt keinen Aufstand machen würde. Sie hatte sie getroffen. Ein bisschen. Aber das würde sie ihm nicht verraten.
»Entschuldigung angenommen.«
»Ich war ⦠Ach, egal â es war jedenfalls nicht angebracht.«
»Vielleicht habe ich auch überreagiert, als Sie dem Burschen am Parkplatz ein Trinkgeld gaben.«
Er kam langsam ans Tor. »Vielleicht sollten wir es noch mal probieren.«
»Ich glaube nicht.«
»Was könnte schon passieren?«
Sie wandte den Kopf ab und blickte mit zusammengekniffenen Augen in die Ferne. Für jeden anderen wäre das keine groÃe Sache. Für sie war es, als müsste sie mit einem gebraucht gekauften Paraglider über eine Felsenklippe springen.
Als ihr Blick wieder auf ihm zu liegen kam, begriff sie, dass er ihr direkt in die Augen sah. Und obwohl seine Augen nicht mehr ironisch funkelten, wurde sie unter seinem Blick nervös.
Was könnte schon passieren? Vielleicht nichts, vielleicht alles. Jedenfalls war es zu riskant. Weshalb sie nicht hätte überraschter sein können, als sie sich sagen hörte: »Im Ort gibt es ein Eiscafé.«
»In Weatherford?«
»Ich wollte auf dem Rückweg dort einkehren, nachdem ich hier alles erledigt habe. Dort könnten wir uns treffen.«
»Ich helfe Ihnen.«
»Ich bin es gewohnt, das allein zu machen.«
»Das glaube ich Ihnen«, antwortete er ernst. Dann drehte er sich um und eilte im Laufschritt die StraÃe zurück.
»Wohin laufen Sie denn?«
»Ihren Hut holen!«, rief er zurück.
12
Sie brauchte anderthalb Stunden, bis sie alles erledigt hatte. Erst führte sie den Wallach über die Koppel, damit er sich abkühlte, dann brachte sie ihn in den Stall. Das bäuerliche ÃuÃere täuschte. Wick kannte sich nicht mit Ställen aus, aber dieser hier wirkte hochmodern.
»Ich habe erstklassige Pferde«, erwiderte sie auf sein Kompliment. »Sie haben einen erstklassigen Stall verdient.«
Er war auch kein Pferdeexperte, aber man brauchte nicht viel von Pferden zu verstehen, um zu erkennen, dass ihre Tiere beeindruckend waren. Rennie rieb den Wallach langsam und methodisch ab und sprach ihm währenddessen liebevoll zu. Wick stand neben ihr, während sie dem Pferd die lange Mähne kämmte.
»Er scheint alles zu verstehen, was Sie ihm sagen.«
Seine Bemerkung schien sie zu ärgern. »Warum auch nicht?«
»Ich wusste gar nicht, dass Pferde sprachbegabt sind.«
»Meine schon.« Sie fuhr mit der Hand über das glatte Fell des Wallachs. »Wenigstens bei mir.«
»Dann handelt es sich wahrscheinlich um eine besondere Begabung von Ihnen und nicht um eine des Pferdes.«
Sie drehte sich um und setzte zu einer Erwiderung an, als ihr
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