Crush Gier
die keinen Mann ausgelassen hatte und der die Kerle auf dem Rodeogelände von Dalton in Dreierreihen nachstarrten. Entdeckt hatte er keinen einzigen. AuÃer ihren Klamotten. In den Jeans sah ihr Hintern eindeutig zum AnbeiÃen aus, doch das war das Einzige, was an ihr so wirkte.
Was war mit der wilden Herumtreiberin von damals passiert?, rätselte er. Und wer war die verschlossene, gefasste Frau, die ihren Platz eingenommen hatte? Es hätte ihn brennend interessiert, was diese dramatische Verwandlung bewirkt hatte. Rennie war ein Rätsel, das er für sein Leben gern gelöst hätte, und zwar unabhängig davon, ob sie Lozadas Auftraggeberin war oder nicht.
Sein gedankenversunkener Blick hatte sie offenbar verunsichert, denn sie verkündete unvermittelt: »Ich muss jetzt los.«
»Warum?«
»Ich habe noch etwas zu erledigen.«
Das sagte ihr Mund. Ihre Miene telegrafierte gleichzeitig: Das geht dich einen feuchten Dreck an.
Er suchte hektisch nach einem anderen Gesprächsthema, um sie an der Flucht zu hindern. »Wie viele Hektar Land haben Sie da drauÃen?«
»Neunzig.«
»Oh, das ist aber schön. Ein guter Ort, um die tägliche Tretmühle zu vergessen.«
»Und was machen Sie, Wick?«
Immerhin, ein Anfang war gemacht. Sie war sitzen geblieben, sie hatte ihm eine Frage gestellt, und sie hatte ihn mit Vornamen angesprochen. »Computersoftware.«
»Verkauf?«
»Und Programmierung.«
»Hmm.«
»Was?«
»Nur so.«
»Was?«, bohrte er nach.
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und Computersoftware entwerfen.«
»Sehr einfühlsam. Mein Job ist wirklich höllisch langweilig.«
»Und warum wechseln Sie nicht?«
»Ich bin noch auf der Suche. Wahrscheinlich könnte man sagen, ich habe meine Nische noch nicht gefunden.«
»Sie wissen noch nicht, was Sie werden wollen, wenn Sie erwachsen sind?«
Er lachte. »So in etwa.« Dann schob er den leeren Eisbecher beiseite und stemmte die Ellbogen auf die Tischfläche. »Sie sahen bedrückt aus, als Sie heute von der Ranch wegfuhren. Sie müssen wirklich gern da drauÃen sein.«
»Sehr. Ich liebe das Haus.«
Er hatte genug gesehen, um das zu verstehen. Zwar war ihre Wohnung in Fort Worth recht komfortabel, doch dieses Haus gefiel ihm wesentlich besser. Es war ein typisches zweistöckiges
Ranchgebäude mit einer AuÃenverkleidung aus Naturstein und Zedernholz sowie einer tiefen Veranda, die sich über die gesamte Front zog. Schlicht, aber klassisch. Und eine Menge Haus für eine allein stehende Frau.
Oder wohnte dort etwa mehr als eine Person? Vielleicht kümmerte sich Toby nicht nur um die Pferde. Wick hatte angenommen, die erwähnte Corrine sei Tobys Frau, aber vielleicht war es auch eine alte Tante oder ein Drahthaarterrier.
»Kennen Sie Toby und Corrine schon lang?«
»Ja.«
»Haben sie Kinder?«
»Drei. Und sie haben eben ihr fünftes Enkelkind bekommen.«
Gut. Die beiden waren ein Paar, und es stand zu bezweifeln, dass Opa Toby oft auf Rennies Ranch übernachtete. »Haben Sie keine Angst so ganz allein da drauÃen?«
»Wovor sollte ich Angst haben?«
Er zog eine Schulter hoch. »Eine Frau allein. In einer abgeschiedenen Gegend.«
Sie hob hastig ihre Schultertasche auf den Schoà und schob ihren Stuhl zurück. »Man wartet bereits auf unseren Tisch. AuÃerdem muss ich zurück nach Fort Worth. Vielen Dank für das Eis.«
Sie rauschte ab zum Ausgang. Wick hätte um Haaresbreite eine vierköpfige Familie niedergemäht, um nicht abgehängt zu werden. Als er bei ihrem Jeep ankam, rutschte sie bereits auf den Fahrersitz.
»Hey, nicht so schnell. Was habe ich denn gesagt?«
»Nichts.«
»Und warum dann der überstürzte Aufbruch?«
»Ich muss nach Hause, ganz einfach.«
»Rennie, mit diesem Sprint hätten Sie echte Chancen bei den Olympischen Spielen. Was ist Ihnen denn so aufgestoÃen?«
Sie rammte den Schlüssel ins Zündschloss und blickte ihn dann mit flammenden Augen an. »Ihre Andeutung, ich bräuchte Schutz.«
»Das habe ich mit keinem Wort angedeutet.«
»Haben Sie sich etwa Hoffnungen gemacht, ich würde Sie auf meine Ranch einladen, damit Sie mich beschützen können?«
»Ich habe mich nur mit Ihnen unterhalten. Sie deuten einen Haufen Mist in
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