Crush Gier
Frauen ganz natürlich war, traf auf sie nicht zu. Sie brauchte keine Liebe, keine Romantik. Sie brauchte niemanden in ihrem Leben und nichts auÃer ihrer Arbeit. Nur nach ihrer Arbeit verzehrte sie sich, nur die Arbeit konnte ihr Befriedigung verschaffen. Das war ihr Mantra, ihre persönliche Hymne gewesen.
Die sich auf einmal verdächtig nach leerem Pathos anhörte.
Ihr fester Entschluss, niemals zu heiraten und nie eine Familie zu gründen, war ihr bis Mitte zwanzig mutig vorgekommen. Jetzt war sie da nicht mehr so sicher. Hatte sie sich nur etwas beweisen wollen, als sie diese Entscheidung gefällt hatte? Im Lauf der
Jahre war die Trennlinie zwischen Unabhängigkeit und Einsamkeit so dünn geworden, dass sie das eine kaum mehr vom anderen trennen konnte.
Dieser Mann, dieser schlaksige Wick Threadgill mit seinen langen Beinen und seinen blonden Strubbelhaaren, hatte Begierden in ihr geweckt, die sie längst überwunden geglaubt hatte. Heute Abend hatte sie sich nur höchst widerwillig von ihm verabschiedet. Sie genoss seine Gesellschaft und fürchtete gleichzeitig ihre eigenen Gefühle, wenn er sie auf diese gewisse Art ansah.
Seine Küsse waren wahrscheinlich genauso gefährlich wie sein Lächeln. Nicht dass sie ihm einen Kuss gestattet hätte. Doch als er die lose Strähne zurückgeschoben hatte, hatte sie nur schwer der Versuchung widerstehen können, den Kopf ein wenig zur Seite zu drehen und ihre Wange in seine Hand zu schmiegen. Nur für einen Moment. Nur um â
Das Telefon läutete.
Sie setzte sich auf, und die Schaumberge schwappten durch die Wanne. Vielleicht war es Wick. Er war eindeutig arrogant und hartnäckig genug, um noch einen Versuch zu wagen.
Andererseits konnte es auch Lozada sein.
Im Display stand keine Nummer. Sie zögerte kurz, räusperte sich dann und nahm den Hörer in die Hand.
»Geht es dir gut, Rennie?«
13
Ihr leiser, hektischer Atem machte Lozada ganz heiÃ. Nur in Todesangst oder beim Sex begannen Frauen so zu keuchen. So oder so hätte er seinen Spaà mit Rennie.
»Wieso rufen Sie wieder an, obwohl ich Ihnen ausdrücklich gesagt habe, Sie sollen das unterlassen?«
»Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Rennie«, antwortete er. »Ich rufe an, um sicherzugehen, dass du okay bist.«
»Warum sollte ich es nicht sein?«
»Weil du schlechten Umgang hast.«
Er hatte seinen Augen nicht getraut, als sie am Abend heimgekehrt war, gefolgt von Threadgill in seinem Pick-up. Die Begegnung auf der Hochzeitsfeier hatte er noch als bizarren Zufall abtun können. Aber zwei Tage hintereinander? Das stank zum Himmel nach Polizeitaktik.
Threadgill hatte beim Wegfahren zweimal kurz gehupt. Dass er nicht mit Rennie ins Haus gegangen war, hatte diesem Bastard das Leben gerettet. Aber wo waren die beiden gewesen? Und wie lange waren sie zusammen gewesen? Eine Stunde? Den ganzen Tag? Was hatten sie getrieben?
Lozada hatte sich bereits verschiedene Methoden überlegt, wie er Wick Threadgill ausschalten könnte. Wie würde er ihm die meisten Schmerzen bereiten? Wick Threadgills Tod sollte qualvoll sein, o ja, aber seine Qualen sollten über jeden normalen Schmerz hinausgehen. Sein Tod sollte etwas Ungeheuerliches an sich haben. Auf keinen Fall wollte er, dass Wick Threadgill als Märtyrer, als Held starb.
Er konnte auch nicht einfach wiederholen, was er Wicks Bruder Joe angetan hatte. Denn das wäre einfallslos, und Lozada war berühmt für seine kreative Ader. Er würde etwas Einzigartiges, etwas ganz Besonderes planen. Vielleicht würde er einen seiner Skorpione ins Spiel bringen. Allein der Angstfaktor wäre genieverdächtig.
Wie auch immer, Wick Threadgills Tod sollte die Krönung seines Lebenswerks werden und in seinem Berufsstand neue MaÃstäbe setzen. Darum durfte er nichts überstürzen, sondern musste alles genau durchdenken.
Natürlich hätte er, falls Wick Threadgill mit Rennie ins Haus gegangen wäre, augenblicklich handeln und beide umbringen müssen. Threadgill für seine Dreistigkeit; Rennie für ihre Treulosigkeit.
Doch dann war ihm der Gedanke gekommen, dass sie möglicherweise völlig ahnungslos war. Wenn sie nun gar nicht wusste, dass Threadgill ein Bulle war? Vielleicht benutzte Threadgill sie nur, um an ihn heranzukommen. Er hoffte, dass dem so war. Und um sicherzugehen, hatte er angerufen.
»Ich weià nicht, wovon Sie
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