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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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eine ganz unschuldige Frage.« Sie rangen schweigend um die Autotür. »Hören Sie, wenn wir schon über Ängste sprechen, dann sprechen wir doch mal über meine.«
    Â»Ihre?«
    Â»Genau. Sie jagen mir eine Höllenangst ein.« Sie ließ die Tür los und sah ihn fragend an. »Sie sind reicher als ich und klüger als ich.« Sein Blick fiel auf den Türgriff. »Sie sind fast so stark wie ich, und ich fürchte, Sie würden mich bei einem Wettrennen locker abhängen.«
    Sie senkte den Kopf, und er glaubte den Anflug eines Lächelns zu erkennen. Sofort versuchte er den Vorteil zu nutzen. »Gehen Sie mit mir essen, Rennie.«
    Â»Weshalb?«
    Â»Also, zum einen, weil ich Hunger bekommen werde, sobald ich dieses Eis verdaut habe.«
    Â»Das Eis war mein Abendessen.«
    Â»Na schön, wir müssen ja nichts essen. Wir könnten auch ins Kino gehen. Oder spazieren. Egal. Ich möchte einfach mit Ihnen zusammen sein.«
    Sie drehte den Zündschlüssel und startete den Motor. »Adieu, Wick.«
    Â»Einen Moment noch.« Er fügte ein leises »Bitte« hinzu, das sie davon abhielt, wieder nach der Tür zu greifen. »Warum laufen Sie immer vor mir davon?«
    Â»Ich habe Ihnen schon gesagt, ich bin –«
    Â»Ich weiß, ich weiß, Sie sind nicht zu haben. Haben Sie jemand anderen?«
    Â»Ja.«
    Bitte lass es nicht Lozada sein, dachte er.
    Â»Meine Patienten«, antwortete sie. »Ich habe meine Patienten.«

    Â»Und mit denen essen Sie immer zu Abend?« Er schenkte ihr sein bestes Trauriger-Welpe-Lächeln, aber das brachte ihm nicht einmal eines ihrer Halb-Lächeln ein.
    Stattdessen wandte sie sich ab und schaute mehrere Sekunden gedankenverloren durch die Windschutzscheibe. »Sie sind sehr einnehmend, Wick.«
    Â»Danke. Aber…?«
    Â»Aber wir hätten es bei dem belassen sollen, was gestern Abend war.«
    Â»Da war doch gar nichts.«
    Â»Genau.«
    Â»Also, mir hat das nicht gereicht.«
    Â»Das wird es aber müssen. Ich habe das schon gestern klarzustellen versucht. Und ich werde es Ihnen noch mal erklären. Ich kann und werde Sie nicht wiedersehen. Das würde nichts bringen.« Sie sah ihn wieder an und fügte leise hinzu: »Und dabei bleibt es.«
    Er blickte lange in ihre Augen. Schließlich hob er die Hand an ihr Gesicht.
    Â»Nicht«, flüsterte sie.
    Doch er berührte sie nicht. Stattdessen hob er eine Haarsträhne von ihrer Wange und schob sie unter ihren Hut. Ein paar Sekunden verharrten seine Finger knapp über ihrem Ohr, dann zog er die Hand zurück. Leise sagte er: »Ich fahre Ihnen nach, damit Sie sicher nach Hause kommen.«
    Â»Das brauchen Sie nicht.«
    Â»Ich weiß sowieso schon, wo Sie wohnen.«
    Â»Ich werde Sie nicht ins Haus bitten, Wick.«
    Â»Ich fahre Ihnen nach.«
    Er trat zurück und schloss die Fahrertür. Ohne ein Winken fuhr sie los. Trotzdem hielt er sein Versprechen. Er folgte ihr bis nach Hause, und als sie den Wagen in die Garage fuhr, hupte er zweimal kurz zum Abschied.

    Â 
    Sie rief im Krankenhaus an, um sich nach den operierten Patienten zu erkundigen, und bekam mitgeteilt, dass die Dienst habenden Ärzte nichts Auffälliges zu berichten hätten. Der Zustand des Patienten mit der entfernten Milz hatte sich von »den Umständen entsprechend« auf »gut« verbessert. Er erholte sich stündlich.
    Nach diesem Anruf war sie offiziell bis zum nächsten Morgen außer Dienst. Zehn Minuten später lag sie bereits in einem heißen Schaumbad. Sie versuchte tief durchzuatmen und sich zu entspannen, doch sobald sie die Augen schloss, sah sie Wick Threadgill vor sich und musste unwillkürlich lächeln. Es war unmöglich, ihn nicht zu mögen. Sie mochte ihn mehr als jeden anderen Menschen seit langem.
    Und genau darum durfte sie ihn nie wiedersehen.
    Ihre Fähigkeit, eine Liebesbeziehung einzugehen, war erloschen. Sie war an jenem schicksalhaften Nachmittag im Arbeitszimmer ihres Vaters gestorben, genau wie Raymond Collier. Sie hatte diesen Teil ihrer selbst ausgelöscht, so wie Raymond ausgelöscht worden war.
    Aber war sie wirklich erloschen? Oder doch nur erfolgreich unterdrückt worden?
    Sie hatte sich alle gewöhnlichen Gelüste so radikal und so lange verwehrt, dass sie irgendwann überzeugt gewesen war, diese Gelüste würden nicht mehr existieren. Was für die meisten

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