Crush Gier
den Abfluss wieder ein. Er wischte die Duschkabine mit einem Handtuch aus und steckte es in den Wäschesack. Beim Hinausgehen würde er den Sack in die Wäscheklappe werfen, durch die er in den Wäschecontainer im Keller des Gebäudes fallen würde. Zweimal am Tag wurde der Container von einem Waschdienst geleert. Er lieà nie ein gebrauchtes Handtuch im Bad zurück.
Während er in seine maÃgeschneiderte Leinenhose und das seidene T-Shirt schlüpfte, trank er sein Glas leer. Er genoss das Gefühl glatter Seide auf glatter Haut, er genoss es, wie der Stoff seine Brustwarzen liebkoste, weich und sinnlich wie die Zunge einer Frau. Hoffentlich würde Rennie das Tattoo gefallen.
Er vervollständigte seine Ausstattung mit einem kontrastierenden
Sportmantel. Natürlich war er damit eindeutig zu gut angezogen für das mexikanische Restaurant, aber ihm war festlich zumute. Er rief in der Garage an und lieà seinen Mercedes bereitstellen.
Ehe er sein Apartment verlieÃ, erledigte er noch einen letzten Anruf.
Der Bursche wartete bereits mit dem Mercedes auf ihn und hielt ihm die Fahrertür auf. »Einen schönen Abend noch, Mr. Lozada.«
»Danke.«
Weil er wusste, dass er super aussah, und weil ihn der junge Mann bestimmt beneidete, gönnte ihm Lozada ein groÃzügiges Trinkgeld.
18
Kaum war sie aus dem Aufzug getreten, sah sie auch schon die Rosen.
Sie waren unmöglich zu übersehen. Der Strauà stand auf der Theke zum Schwesternbereich. Offenbar warteten die Schwestern und Pfleger bereits auf sie, weil jeder ihre Reaktion miterleben wollte. Alle lächelten erwartungsvoll.
»Die sind für Sie, Dr. Newton.«
»Sie wurden vor einer halben Stunde geliefert.«
»Man konnte den Blumenboten hinter dem Strauà kaum noch erkennen. Sind die nicht unglaublich schön?«
»Sie haben wohl einen heimlichen Verehrer.«
»Jedenfalls ist es kein Bulle.« Das kam von dem Polizisten, den Wesley vor Wicks Zimmer postiert hatte. »So was könnte sich kein Polizist leisten, das steht fest.«
Rennie würdigte den Strauà keines Blickes. »Da muss ein Missverständnis vorliegen. Die sind bestimmt nicht für mich.«
»A-aber es liegt eine Karte bei«, stammelte eine Schwester. »Und auf der steht Ihr Name.«
»Bringen Sie die Rosen und die Karte weg. Und die Vase auch. Einfach alles.«
»Sie wollen wirklich, dass wir sie wegschmeiÃen?«
»Sie können sie auch unter den Patienten verteilen. Stellen Sie die Dinger unten ins Atrium oder in die Kapelle, oder lassen Sie sie meinetwegen auf die Speisekarte setzen. Mir egal. Hauptsache, ich brauche sie nicht mehr zu sehen. Und jetzt geben Sie mir bitte Mr. Threadgills Akte.«
Alle Gesichter wurden ernst, und die Gruppe zerstreute sich. Der Polizist zog sich auf seinen Posten zurück. Eine Schwester schleppte die schwere Vase weg. Eine zweite reichte Rennie die gewünschte Akte und folgte ihr tapfer in Wicks Zimmer.
»Er ist inzwischen immer öfter wach«, erzählte ihr die Schwester. »Und den Spirometer hasst er.« Die Patienten wurden in regelmäÃigen Abständen gezwungen, in das Gerät zu blasen, damit die Lungen frei blieben.
Blutdruck und Puls waren in Ordnung. Rennie prüfte den Verband über der Wunde. Als sie das Pflaster abschälte, um die Naht zu kontrollieren, stöhnte er im Schlaf. Nachdem die Wunde versorgt war, fragte sie die Schwester, ob er schon etwas zu trinken bekommen hätte.
»Nur das Eis.«
»Wenn er wieder was haben will, können Sie ihm etwas Sprite geben.«
»Mibmschssburbm.«
Rennie ging um das Bett herum, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. »Noch mal?«
»Burbm. Inn Schpreit.« Ohne den Kopf zu bewegen, versuchte er sie mit seinem einen offenen Auge zu orten. Um ihm die Suche zu erleichtern, setzte sie sich auf den Stuhl neben seinem Bett.
»Schmeckt Sprite mit Bourbon überhaupt?«
»Egal.«
Sie lächelte. »Ich glaube, Sie bekommen bereits genug Betäubungsmittel.«
»Von wegen.«
Die Schwester huschte hinaus, um die Sprite zu holen. Wick rückte den Kopf zurecht, sodass sein Gesicht nicht mehr ganz in den Kissen vergraben war. »Waren Sie das, Rennie?«
»Ich bekenne mich schuldig.«
»Dann streich ich« â er zuckte zusammen und hielt die Luft an â »Sie von meiner
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