Crush Gier
Wick ist«, meinte sie lächelnd. »Ich habe ihn noch nie so reglos gesehen. Sonst kann er keine Sekunde stillsitzen. Der Mann ist ständig in Bewegung.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen.« Grace sah sie fragend an. »Natürlich kenne ich ihn nicht näher«, schränkte Rennie hastig ein. »Praktisch überhaupt nicht. Aber Sie kennen ihn wahrscheinlich ziemlich gut.«
»Wick war in der Abschlussklasse der High-School, als Oren â mein Mannâ¦Â«
Rennie nickte.
»Als Oren und Wicks Bruder Joe auf die Polizeiakademie kamen. Wir waren eng mit Joe befreundet. Einmal lud er uns zu einem Basketballspiel an der High-School ein, damit wir seinen âºkleinen Bruder spielen sehen könnenâ¹, wie er sagte.« Sie lachte. »Wick wurde nach einem Foul vom Platz gestellt.«
»Er war ein aggressiver Sportler?«
»Und ein Hitzkopf. Aufbrausend und leicht erregbar. Aber meistens entschuldigt er sich hinterher, wenn ihm mal die Pferde durchgegangen sind.«
Beide schwiegen eine Weile, dann sagte Rennie: »Von seinem Bruder habe ich erst heute erfahren, als mich ein Reporter nach ihm gefragt hat.«
»Joe ist vor drei Jahren gestorben. Wir sind alle noch nicht darüber hinweg. Wick am allerwenigsten. Er hat Joe vergöttert und über alles geliebt.«
Die Schwester kam herein, um den Beutel am Tropf zu wechseln. Sie unterbrachen ihr Gespräch, bis sie wieder ungestört waren. »So wie ich es verstanden habe, wurde Joeâ¦Â«
»Ermordet«, beendete Grace den Satz knapp.
In diesem Moment schloss sich der Kreis in einem gleiÃenden Blitz. »Lozada«, sagte Rennie nur.
»Genau. Lozada.«
»Wie ist er damals davongekommen?«
»Er wurde nie dafür vor Gericht gestellt.«
»Warum nicht?«
Grace zögerte, machte dann einen Schritt auf Rennie zu und sagte leise: »Dr. Newton, ich habe meinen Mann gefragt, was
heute Morgen zwischen Ihnen beiden los war. Ich habe starke Spannungen gespürt.«
»Vor zwei Wochen habe ich in einer Jury gesessen, die Lozada freigesprochen hat.«
»Das hat Oren auch gesagt.«
»Ihr Mann macht mich persönlich für diesen Freispruch verantwortlich. Vor allem jetzt. Lozada hat ihm schon einen Freund geraubt und hätte ihm um ein Haar einen zweiten genommen.« Sie sah auf Wick. »Wenn die Jury ihn damals schuldig gesprochen hätte, dann wäre Wick nicht angegriffen worden, und die junge Frau, die gestern Nacht ermordet wurde, wäre noch am Leben.«
»Darf ich Ihnen eine Frage stellen?« Grace klang ganz ruhig. Als Rennie sie ansah, sagte sie: »Wenn Sie das Urteil noch einmal fällen müssten, würden Sie dann immer noch für einen Freispruch stimmen?«
»Mit meinem heutigen oder mit meinem damaligen Wissen?«
»Mit Ihrem damaligen Wissen.«
Rennie bedachte die Frage genauso gründlich wie damals vor ihrer endgültigen, schicksalhaften Entscheidung. »Wenn ich mich strikt auf das beschränken müsste, was ich damals wusste und worüber wir zu befinden hatten, sähe ich mich immer noch gezwungen, für einen Freispruch zu plädieren.«
»Dann brauchen Sie sich keine Vorwürfe zu machen, Dr. Newton. Sie tragen keine Schuld an Lozadas Angriff auf Wick.«
Sie schnaufte resigniert. »Erzählen Sie das mal Ihrem Mann.«
»Das habe ich bereits.«
Rennie schaute verdutzt auf. Grace lächelte sanft und griff kurz nach Rennies Hand. »Ich werde jetzt gehen. Bitte sagen Sie Wick, dass ich hier war.«
»Ich muss jetzt ebenfalls gehen, aber ich werde den Schwestern auftragen, es auf jeden Fall auszurichten.«
»Können Sie schon sagen, wann er auf eine normale Station verlegt wird?«
»In ein, zwei Tagen, wenn er sich weiterhin so gut erholt. Bis
dahin halten wir ihn unter Beobachtung wegen der Infektionsgefahr.«
»Was soll ich meinen Mädchen sagen?«
»Sie haben Töchter?«
»Zwei. Sehr lebhafte.«
»Wie schön für Sie.«
»Sie haben darum gebettelt, mitkommen zu dürfen, aber Oren wollte sie nicht aus dem Haus lassen.«
Rennie brauchte nicht zu fragen, warum. Wesley fürchtete um ihre Sicherheit, er fürchtete, dass sich Lozada möglicherweise mit der Attacke auf Wick nicht zufrieden geben würde. An mehreren Stellen im Krankenhaus hatte er Polizisten postiert, und gerade jetzt fielen ihr noch zwei hinter der Glaswand zu Wicks
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