Crush Gier
Probleme hatte überwinden müssen, hatte er sofort einen Plan gefasst und umgesetzt. Die Möchtegern-Tänzerin hatte er im Nu rumgekriegt. Ohne weitere Fragen hatte sie ihm die Geschichte von einem Freund abgenommen, der gern einen Dreier schieben würde â und ob sie mitmachen wollte? »Wenn er so süà ist wie du, ganz bestimmt!«
Erst hatte sie sich dagegen gesträubt, mit ihrem statt mit seinem Auto zu fahren, doch als er gemeint hatte: »Ach, weiÃt du was, vergessen wir die ganze Sache«, hatte sie augenblicklich ihre Meinung geändert.
Er wusste, wo Threadgill einquartiert war. In genau dem Rattenloch, in dem das FWPD alle wichtigen Zeugen, Angehörige von Polizisten, neue Rekruten und so weiter einmietete. Um sich Gewissheit zu verschaffen, brauchte er nur dort anzurufen und zu bitten, dass man ihn in Wick Threadgills Zimmer durchstellte. Gleich beim ersten Läuten hatte er aufgelegt, denn damit war klar, dass Threadgill dort wohnte.
Er lieà Sally zwei Blocks vom Motel entfernt auf dem Parkplatz eines Supermarktes parken und hatte sie von dort aus zu Fuà gehen lassen. Als sie ihn nach dem Grund fragte, erklärte er ihr, er wolle seinen Freund überraschen. Auch das hatte sie ihm abgekauft.
Wicks Pick-up stand vor Zimmer 121. Lozada lieà den Blick über den Motel-Parkplatz wandern, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete. Die meisten Zimmer waren dunkel. Bei den wenigen erhellten waren die Vorhänge zugezogen.
Er schob das Mädchen vor. »Du gehst voran. Ich möchte, dass er erst dich sieht, wenn er die Tür aufmacht.«
Sie klopfte, wartete ein paar Sekunden und legte dann das Ohr an die Tür. »Ich glaube, ich kann die Dusche hören.«
Dass er das Schloss mit seiner Kreditkarte öffnen konnte, beeindruckte
sie sichtlich. Er gab ihr ein Zeichen, keinen Laut von sich zu geben, zog sie ins Zimmer und flüsterte ihr zu, sie sollte sich aufs Bett legen. Sie gehorchte und gab sich gerade alle Mühe, ein Kichern zu unterdrücken, als er ihr zweimal in die Stirn schoss. Er überlegte noch, ob er ihr die Zunge herausschneiden sollte, wie er es versprochen hatte, falls sie über ihn plaudern sollte, doch das wäre eine Mordssauerei gewesen. AuÃerdem wurde gerade in diesem Moment der Wasserhahn im Bad abgedreht.
Rückblickend erkannte er, dass es besser gewesen wäre, auch bei Wick die schallgedämpfte Pistole einzusetzen. Ein leises Plopp ins Ohr, sobald er aus dem Bad kam, ein zweiter Schuss zwischen die Augen, um jedes Risiko zu vermeiden. Aber wo wäre dabei der Witz geblieben? Wick sollte begreifen, dass er sterben würde.
Andererseits war der Schraubenzieher keine schlechte Wahl gewesen. Er hatte ihn in einer alten Werkzeugkiste im Lager seiner Fernsehwerkstatt gefunden. Praktisch, rostig, uralt, nicht zurückzuverfolgen.
Auch das hätte er möglicherweise anders machen sollen: Er hätte gleich einen tödlichen und nicht nur schmerzhaften Stich setzen sollen. Statt Threadgill mit einem Stich direkt ins Herz sofort zu töten, so wie er es mit Howell gemacht hatte, hatte er mit ihm spielen wollen. Keine gute Idee, wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte. Nur wegen diesem Zimmermädchen hatte ihm die Zeit gefehlt, den Job zu Ende zu bringen. Welches Zimmermädchen reinigt schon um 4 Uhr 30 morgens das Zimmer?
Bis sie die Polizei alarmiert hatte, war er bereits wieder beim Supermarkt. Von dort aus hatte er Sallys Wagen zu dem Punkt zurückgefahren, an dem sie die Autos getauscht hatten. Er hatte die Schlüssel stecken lassen und war wieder in seinen Geländewagen gestiegen, den er in einer Parkgarage abgestellt hatte, bevor er zum Frühstücken in das Hotelcafé gegangen war. Dort trank er gerade eine letzte Tasse Kaffee, als in den Morgennachrichten die ersten Berichte über den Mord gebracht wurden.
So viel Arbeit und alles vergebens, dachte er jetzt. Der Bastard war einfach nicht krepiert. Und Rennie hatte ihm geholfen zu überleben. Wieso eigentlich? Wieso hatte sie diesen Typen gerettet? Sie war doch wütend auf ihn. Sie hatte ihm erklärt, dass sie ihn nie wiedersehen wollte. Sie hasste ihn.
Oder etwa doch nicht?
Den ganzen Tag blieb er in seinem Apartment, zu deprimiert, um noch mal auszugehen. Er hörte seine höchst vertrauliche Mailbox ab, auf der eine Nachricht war, dass ein Job auf ihn wartete. Die Angelegenheit lag dem Klienten so am
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