Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
über Corned Beef.
»Ohio ist ein großer Rugbystaat«, fuhr Linc fort, als hätte er nichts bemerkt.
»Dann bin ich also die Bienenkönigin?«
»Tatsächlich galt mein Stipendium für die Ohio State University.«
»Und du wärst die Drohne.«
»Es war kein besonders gutes Stipendium.«
»Immerhin wäre es eine Erklärung für deinen langweiligen Geschmack.«
»Aber das machte nichts, weil es ein Komplettstipendium für meine gesamte Unizeit war.«
Daisys Augen nahmen einen verklärten Ausdruck an. »Wir könnten in einem kleinen Landhäuschen leben und es den Bienenkorb nennen.«
Linc hielt inne. »Hörst du mir überhaupt zu?«
Daisy klimperte mit den Wimpern. »Natürlich, mein Schatz. Du warst Rugbyheld und hast einen Komplettaufenthalt an der Ohio State bekommen. Du warst mit der schönsten und beliebtesten Cheerleaderin zusammen. Du warst Klassensprecher und Lehrerliebling, und alle haben gedacht, dass du es am weitesten im Leben bringst. Deine Jungfräulichkeit hast du nach dem ersten Rugbyspiel an eine Zweitsemesterstudentin verloren.«
»Woher weißt du das?« Linc zwinkerte überrascht.
Daisy lächelte süffisant. »Das Wort ›Yuppie‹ steht dir auf die Stirn geschrieben, Süßer. Ich wäre nur nicht darauf gekommen, dass du eine Killerbiene warst.« Zufrieden darüber, wie sie ihn festgenagelt hatte, biss sie in ihr Brot.
Linc legte sein Sandwich hin und lächelte. »Du warst im Kunstverein. Du warst im Theaterklub. Als Anerkennung für deine schulischen Leistungen warst du in der National Honor Society. Du warst Brillenträgerin und hattest komische Klamotten an. Du hast Gedichte verfasst und in Englisch immer Einsen geschrieben, und die Jungs, mit denen du gegangen bist, nahmen alles im Leben sehr ernst. Deine Jungfräulichkeit hast du erst im College verloren, und dann war es eine große Enttäuschung. Dein ganzes Leben hast du darauf gewartet, dass ein ehemaliger Rugbystar aus Sidney, Ohio, dich bittet, ihn zu heiraten und mit ihm nach Prescott, Ohio, zu ziehen, damit du eine Menge Kinder bekommen und Republikanerin werden kannst.«
Daisy schluckte ihren Bissen herunter und grinste ihn an. »Bis zu der Stelle mit dem Exrugbystar aus Sidney, Ohio, warst du ziemlich gut.«
»Tu halt für das Wochenende so, als wäre der Rest auch noch wahr.«
Daisy versuchte, ihn zu verstehen. Bestimmt hatte er eine schwierige Kindheit gehabt - eine wie sie, wenn sie mehr Zeit bei ihrem Vater verbracht hätte als nur die Sommerferien. Vermutlich hatte er eine dieser strengen Mütter. »Mag mich deine Mom?«
»Meine Mutter mag niemanden, mich eingeschlossen.
Plötzlich war Daisy der Appetit vergangen, und sie legte ihr Sandwich weg. »Das ist furchtbar.«
Linc zuckte mit den Schultern. »Für mich ist es okay. Sie ist keine gefühlsbetonte Frau, und sie verachtet mich ja nicht. Sie lässt mich in Ruhe. Ich kenne Typen, deren Mütter jedes Wochenende anrufen, um herauszufinden, ob sie schon verheiratet sind.«
»Das wäre dann meine Mutter.« Daisy nahm ihr Truthahnsandwich wieder auf.
»Und dein Dad nennt dich ›Törtchen‹.«
Pustekuchen. »Mein Vater gibt mir keine Kosenamen«, widersprach Daisy. »Wie ist deiner?«
»Tot.« Linc kaute und schluckte.
Unter dem Ansturm von Mitgefühl verschwanden alle lausigen Erinnerungen an ihren Vater, und sie ließ ihr Sandwich auf den Teller fallen. »Oh. Oh, Linc, das tut mir leid.«
Abwehrend schüttelte er den Kopf. »Er starb, als ich dreizehn war. Aber er hat gesehen, wie ich einen Touchdown bei meinem ersten Spiel auf der Junior High gemacht habe.«
»Oh, gut.« Doch Daisy dachte daran, wie Linc bei allen anderen Spielen allein geblieben war. In ihrem Kopf verdichtete sich das Bild von dem tapferen jungen Sportler, der nach jedem Touchdown die leeren Ränge nach dem Vater absuchte, der nicht da war… Der nie mehr da sein würde… Und ihr stiegen die Tränen in die Augen.
»Aufhören!« Linc reichte ihr eine Serviette. »Das ist fünfundzwanzig Jahre her. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie er aussah. Erzähl mir lieber von deinem Vater.«
Daisy riss sich zusammen und tupfte sich die Augen ab. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er ist abgehauen.«
Das musste ich doch fragen, oder nicht? rechtfertigte Linc sich vor sich selbst. »Das hat bestimmt wehgetan.«
»Ich bin darüber hinweg.« Daisy schluckte und zuckte die Achseln. »Damals war ich ein Jahr alt.«
Linc suchte nach etwas Mitfühlendem, das sie trösten würde.
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