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Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Titel: Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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Geschichten. Wir kennen uns, weil wir im selben Haus wohnen. Wir lügen so wenig wie möglich.«
    »Das ist blöd. Ich werde mir etwas ausdenken«, bot Daisy an, aber Linc sagte: »Nein, das wirst du nicht«, und widmete sich wieder seinem Sandwich.
    »Okay.« Gewillt, sich zu konzentrieren, schob Daisy ihren leeren Teller zur Seite. »Brüder oder Schwestern?«
    »Zwei Brüder. Wilson und Kennedy, Wil und Ken.«
    »Lincoln, Wilson und Kennedy?«
    »Dad hielt viel von Vorbildern. Was ist mit dir?«
    »Ich glaube auch an Vorbilder.« Schon wollte Daisy ihm von der schwarzen Bürgerrechtlerin Rosa Parks erzählen - doch dann wurde ihr klar, dass er ihre Familie meinte. »Ach so. Zwei Stiefschwestern, Melissa und Victoria. Sehr schick.«
    »Alles klar.« Linc war mit dem Lunch fertig und sah auf seine Uhr.
    Langweile ich dich? dachte Daisy, sagte aber nur: »Musst du sonst noch etwas wissen?«
    »Womit verdienst du deinen Lebensunterhalt?«
    Genau damit, was auf meinem Briefkasten steht, wollte Daisy sagen, aber sie unterdrückte es. Mit Linc zusammen zu sein hieß, sehr viel zu unterdrücken. Das gefiel ihr nicht. »Ich male und erzähle Geschichten. Julia hat gesagt, du hättest ein Buch geschrieben. Wie heißt es?«
    »›Das Sportereignis des neunzehnten Jahrhunderts als Sozialgeschichte.‹«
    »Einprägsamer Titel. Und wer wird dich bei der Verfilmung spielen?«
    Demonstrativ ruhig sah Linc sie an. »Vielleicht sollte ich einfach allen in Prescott erzählen, dass du stumm bist.«
    Daisy grinste zurück. »Ich werde mich benehmen.«
    »Denk daran. Was für Bilder malst du?«
    »Naive.«
    »Naive?«
    Daisy überlegte, ob sie es ihm erklären sollte. Ob sie ihm die Frauen beschreiben sollte, die sie so winzig und so einfach wie möglich darstellte. Wie sie sie mit den kleinen Dingen ihres Alltags umgab, sodass die Einfachheit auf einmal komplex wurde. So wie ihre scheinbar einfachen Leben komplex wurden, wenn man sich ihre Hoffnungen und Ängste, ihre Träume und Geschichten ansah. Dann fiel ihr Blick auf Linc, wie er ihr rational und vernünftig gegenübersaß, und sie beschloss, es zu lassen. Offensichtlich war er ein Mann, der sich weder für bildende Kunst noch für das Leben von Frauen interessierte. »Es ist schwer zu erklären, aber ich mache sie wirklich gut.«
    Linc nickte sichtbar desinteressiert. »Was noch? Wie verdienst du wirklich dein Geld?«
    »Habe ich doch gesagt. Malen. Geschichtenerzählen. Außerdem verkaufe ich Schmuck an ein edles Kunsthandwerksgeschäft. Ich hatte einige Ersparnisse von meiner Zeit als Lehrerin, aber die sind jetzt alle weg.«
    Linc sah verblüfft drein. »Wie alt bist du?«
    »Im September werde ich fünfunddreißig.«
    »Du bist fünfunddreißig, hast keinen richtigen Job und kein festes Einkommen.« Er schüttelte den Kopf.
    »Wovon lebst du? Von Luft?«
    »Es geht mir nicht schlecht.« Die Wirklichkeit war nicht die Geschichte, über die Daisy gern reden wollte. »Das ist nur deine Fantasie, in der ich bei dir mitfahre, bis ich mich um Mitternacht in einen Kürbis verwandle«, fuhr sie fort. »Warum erzählst du mir nicht deine Geschichte? Dann sind wir fertig.«
    »Gern«, sagte Linc und begann, von sich zu berichten. Es war so viel schlimmer, als Daisy erwartet hatte. Alles war voller Pläne von einer Frau in einer Designerschürze und lächelnden pausbackigen Kindern in Kleidchen aus der Babyabteilung von Gap und einer spießigen Karriere in einer spießigen Stadt. Der Mann hatte überhaupt keine Fantasie, und sie, Daisy, steckte mitten in seiner Geschichte fest, war Teil davon. Gott sei Dank war es nur für vierundzwanzig Stunden. Wenn irgendjemand sie sah, konnte sie ihre Karriere als Märchenerzählerin begraben.
     
    Als Linc zu Ende erzählt hatte, fühlte er sich schon viel besser. Offensichtlich war Daisy eine kluge Frau, und sein Bericht hatte sich für ihn recht gut angehört. Zum ersten Mal glaubte er, die Sache könnte tatsächlich funktionieren.
    »Das ist mit Abstand die schlechteste Geschichte, die ich jemals gehört habe«, sagte Daisy.
    Linc verbiss sich eine Antwort. Er brauchte diese skurrile Frau. Schließlich musste er sie ja nur für eine Nacht ertragen. »Na ja, dann tu eben so, als würdest du sie lieben, solange wir in Prescott sind.«
    »Kein Problem.« Daisy neigte ein wenig den Kopf zur Seite, senkte das Kinn und machte große Augen. »Ich bin ganz entzückt, dass ich hier in Prescott sein darf, dem süßesten Städtchen in Ohio, dem perfekten

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