Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
Märchen auftischte, Chaney jedoch war ihm glaubwürdig erschienen. Sein Magen bereitete ihm wieder Probleme. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sagte zu Montoya: »Jetzt hätte ich wirklich gern eine Zigarette, wenn das Angebot noch steht.«
»Klar.« Montoya hielt Bentz die Schachtel und das Feuerzeug hin.
Bentz steckte sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Sein Partner las inzwischen Seite für Seite, wobei seine Augen immer schmaler wurden.
Schließlich blieb Montoya wie vom Donner gerührt stehen und starrte Bentz an. »Was zum Teufel soll das heißen?«
Bentz gab ihm Schachtel und Feuerzeug zurück und genoss die entspannende Wirkung des Nikotins. »Weiß nicht. Ich bin Faith Chastain nie begegnet.«
»Aber …«
»Ich kann es nicht erklären«, sagte Bentz, doch seine Gedanken folgten ihren eigenen Wegen, liefen einen langen, dunklen Korridor entlang mit Türen zu Räumen, die er gehofft hatte nie wieder öffnen zu müssen. Doch sosehr er sich auch wünschte, die Wahrheit hinter Schloss und Riegel zu bannen, sie drängte immer wieder ans Licht. Die Magenschmerzen wurden stärker, und er tastete in seiner Tasche nach den Tabletten.
Montoya sah stirnrunzelnd auf den Bericht. »Um Himmels willen, du musst doch etwas wissen. Es geht um deine Familie.«
»Um deine auch, wenn du Abby heiratest.« Bentz steckte eine Tablette in den Mund und begann zu kauen. »Womöglich sind wir alle verwandt.«
»Himmelherrgott noch mal – verwandt?« Montoya klopfte auch für sich selbst eine weitere Zigarette aus der Schachtel, zündete sie an und sog den Rauch ein, als hinge sein Leben davon ab. »Das ist doch verrückt«, sagte er und stieß eine Rauchwolke aus.
Wenn du wüsstest,
wie
verrückt,
dachte Bentz, während er überlegte, wer aus seiner Familie als Eve Renners Vater in Frage kam. Die Richtung, in die seine Gedanken ihn führten, gefiel ihm nicht, und er konnte sich nicht vorstellen, wie er es Eve oder Kristi erklären sollte. »Verrückt« war noch ein harmloser Ausdruck dafür. »Sieht so aus, als könnte Abby nun doch Eves Namen in die Familienbibel schreiben.«
»Und deinen auch, wie? Mann, was für ein Chaos.«
Allerdings,
dachte Bentz und trat seine Zigarette auf dem Gehweg aus.
Verdammte Scheiße.
Eve traute ihren Ohren nicht. Sprachlos stand sie neben Cole im Garten hinter dem Haus ihrer Großmutter. Der Wind seufzte in den Ästen des Magnolienbaums, langsam senkte sich die Dämmerung übers Land, und Bentz’ schockierende Behauptung hing in der Luft wie mit Händen zu greifen.
»Der DNA -Test hat ergeben, dass Sie Faiths Tochter sind. Und ich fürchte, das ist noch nicht alles – offenbar sind Sie außerdem auch mit mir verwandt.«
Sie sah Detective Bentz starr an, und er erwiderte den Blick. »Wie … ich meine …« Sie machte eine hilflose Geste mit dem gesunden Arm.
Sie war mit Bentz verwandt. Und zudem war sie Abby Chastains Halbschwester. Und Faiths Tochter. Aber nicht Jacques Chastains Kind.
»Das kann ich nicht glauben.«
Auch Cole zeigte sich skeptisch, doch dass er der Polizei nicht über den Weg traute, war schließlich nichts Neues. »Sind Sie sicher?«, fragte er und ließ den Blick von Montoya, der am Kotflügel seines Wagens lehnte, zu Bentz wandern, der vor ihm stand und soeben die skandalöse Nachricht überbracht hatte.
»Mir ist klar, dass das für Sie eine schwierige Situation ist.«
»Schwierig?« Cole lachte tonlos über diese Untertreibung.
»Die Tests wurden zur Sicherheit dreimal wiederholt. Ich konnte es zuerst auch nicht fassen, das können Sie mir glauben. Aber die DNA -Marker sind eindeutig«, erklärte Bentz.
Eve betrachtete ihn jetzt mit anderen Augen, versuchte zu erkennen, ob Ähnlichkeiten zwischen ihm und ihr bestanden. Die Antwort auf diese Frage war ein klares Nein. Eve war zierlich gebaut, hatte rötliche Locken, eine kurze Nase und blaue Augen mit einem Hauch von Grün. Bentz war untersetzt, hatte braunes, leicht angegrautes Haar, einen kantigen Kiefer und stahlgraue, tiefliegende Augen. »
Wie
sind wir verwandt?«, fragte sie voller Skepsis. Sie musste erst Näheres erfahren, ehe sie diese Geschichte glauben konnte. Zwar sah sie nicht, weshalb der Detective sie hätte anlügen sollen, aber … Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Was wollte er ihr sagen? War er ihr
Vater?
Ihr
Bruder?
Offenbar hatte er die Frage in ihren Augen gelesen. »Ich weiß nicht genau, wie wir verwandt sind, aber, nein, ich bin nicht Ihr
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