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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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schade.«
    »Ja.«
    »Aber jetzt ist sie bei Gott«, fuhr der Geistliche fort und strich sich mit der Hand über den fast kahlen Kopf.
    »Was wissen Sie über Faith Chastain und das Kind, das sie vor ungefähr achtundzwanzig Jahren zur Welt gebracht hat?« Bentz entschied, den Namen »Adam« und die Totgeburt nicht zur Sprache zu bringen, genauso wenig wie die Tatsache, dass Eve Renner der DNA -Analyse zufolge Faith Chastains Tochter war. Bentz wollte wissen, woran sich der alte Mann ohne Hilfestellung erinnerte.
    »Das Kind«, wiederholte Father Paul leise und starrte so lange ausdruckslos auf den Boden, dass es Bentz schien, als wollte er sich das Muster des Teppichs einprägen. Dann plötzlich sagte er so klar, wie der Detective es nie erwartet hätte: »Ich finde, es ist Zeit, dass jemand die Wahrheit erfährt. Bevor noch jemand zu Schaden kommt.«
    »Oder womöglich ermordet wird«, warf Montoya ein. »Wer ist der Vater des Kindes? Und was ist aus dem Kind geworden? Wir haben den Sarg auf dem Friedhof gefunden. Jemand hat ihn ausgegraben und einen Schweinekadaver hineingelegt.«
    Father Paul verzog das Gesicht. »So weit ist es also gekommen.« Er rieb sich mit seinen großen Händen die Knie. Das schlechte Gewissen beugte seine schmalen Schultern. »Faith war verwirrt und lebhaft … Sie hatte Männer, denen sie ihre Gunst erwies.«
    »Sie wurde von Mitarbeitern der Anstalt und von Mitpatienten missbraucht«, berichtigte Bentz ihn.
    »Aber sie verlangte nach Aufmerksamkeit.« Er sah aus dem Fenster, vor dem gerade ein Zaunkönig auf das Dach flatterte.
    Bentz und Montoya warteten, doch Minuten vergingen, ohne dass der Geistliche ein Wort von sich gab. Sie wechselten einen Blick.
    Father Paul schien völlig fasziniert von dem Vogel vor dem Fenster. Der Himmel hatte sich inzwischen noch mehr verdüstert, und es begann zu regnen.
    »Von wem verlangte sie Aufmerksamkeit?«
    Der alte Mann fuhr zusammen, als habe er ganz vergessen, dass er nicht allein war.
    »Faith Chastain – Sie sagten, sie verlangte nach Aufmerksamkeit?«
    »Father James. Er war ihr Seelsorger.«
    »James McClaren?«, bohrte Bentz nach. Sein Magen krampfte sich zusammen. Der vertraute Name trieb seine Gedanken in eine Richtung, die ihm nicht behagte. Doch es half nichts.
    »Ach, ich weiß nicht … McCafferty?«
    »McClaren.«
    »Oh … Father James … ja.«
    »Er war der Gemeindepfarrer.«
    Bentz spürte Montoyas Blick.
    »Ja. Nein. … Ach ja, eine Zeitlang.« Father Paul hatte offensichtlich Schwierigkeiten, sich zu erinnern; er zog die Stirn in Falten und dachte angestrengt nach. »Ich glaube, er und die Frau, diese Patientin …«
    »Faith Chastain.«
    »Ja, ja. Genau die. Sie bekam ein Kind. Nein.« Er schüttelte den Kopf, und zeichnete mit einem langen, knorrigen Finger Muster in die Luft, während er überlegte. »Sie bekam zwei Kinder. Ich war dabei. Sie glaubten, der Junge wäre tot.«
    »Aber er war nicht tot?«
    »O nein.« Versonnen schüttelte er den Kopf. »Kurz nachdem die Schwester den Raum verlassen hatte, hat der Arzt … Doktor …«
    »Renner.«
    »Ja, Renner, so hieß er. Er hat festgestellt, dass das Kind doch lebte, und dann das andere … Die Frau hatte so schreckliche Schmerzen. Man konnte nichts tun.« Er sah gequält auf und warf sich heftig in seinem Sessel zurück. »Ich … Wir haben geschworen zu schweigen. Auf ewig. Ich habe deswegen gebetet.«
    »Können Sie uns davon erzählen?«, fragte Bentz und zog sich einen Stuhl heran.
    Father Paul faltete die Hände und senkte den Kopf. »Ja.«
    Stockend und in ständigem Wechsel zwischen lichten Momenten und Verwirrtheit berichtete der Geistliche über eines der düsteren Geheimnisse von Our Lady of Virtues. Es dauerte beinahe eine Stunde, ihm die ganze Geschichte zu entlocken. Anschließend herrschte Schweigen, während die Detectives versuchten zu verarbeiten, was der Geistliche ihnen offenbart hatte.
    Father Paul berichtete, dass Faith zwei Kinder zur Welt gebracht hatte. Das erste war ein Junge, und man hielt ihn zunächst für eine Totgeburt. Er war auf natürlichem Weg zur Welt gekommen, allerdings hatte sich die Nabelschnur um den Hals gewickelt, und er war bereits blau angelaufen … aber »Wunder über Wunder unseres himmlischen Vaters – der Junge begann zu atmen«.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Schwester Chaney offenbar bereits den Raum verlassen. Doch dann kam es zu Komplikationen. Father Paul war nicht ganz luzide, aber seinen Worten war zu

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