Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
Swanson.«
»Lavender?«
»Kein Wunder, dass er Geistlicher geworden ist«, bemerkte sie trocken. »Wenn das auf der Highschool bekanntgeworden wäre, hätten sie ihn ausgelacht, bis er von der Schule flüchtete.«
»Oder die härteste Sau im Football-Team geworden wäre.«
»Auch möglich. Jedenfalls lebt er in einem Pflegeheim, gar nicht weit von hier. Auf der anderen Seite des Lake Pontchartrain, in Covington.« Zaroster lächelte ihrem Kollegen zu und riss ein Blatt von ihrem Block. »Hier hast du die Adresse. Ronnie Le Mars ist noch in Arbeit.«
Bentz sprang auf. »Sag Montoya Bescheid. Er kann mich anrufen oder nachkommen.«
»Mach ich.«
Sie kehrte an ihren Schreibtisch zurück. Bentz nahm seine Jacke und lief durch das Labyrinth von Büronischen, in denen andere Detectives telefonierten, auf Monitore starrten, Protokolle aufnahmen oder Unterlagen studierten. Beinahe wäre er mit Arvin Noon zusammengestoßen, einem jungen Detective, der einen nach Whiskey und Erbrochenem stinkenden Verdächtigen im Schlepptau hatte. Der Kerl hatte fettige Haare, seine Kleidung war schmutzig, und seine Hände waren mit Handschellen auf dem Rücken fixiert.
»Das ist Herman Tessler. Wurde beim Ladendiebstahl erwischt.«
»Und?«, fragte Bentz. Schließlich musste es einen Grund dafür geben, dass Noon den Verdächtigen ins Morddezernat brachte – auch wenn die Methoden des kräftigen jungen Detectives allgemein recht unkonventionell waren. »Tessler behauptet, dass er neulich abends beim Black Bird Restaurant war und den Müllcontainer durchsucht hat. Dort will er gesehen haben, was sich zwischen Officer Tiggs und einem Kerl in einem dunklen Pick-up abspielte. Er sagt, eine Kugel sei an dem Pick-up abgeprallt – das passt zu der Patronenhülse, die wir am Tatort gefunden haben. Officer Tiggs’ Waffe wurde abgefeuert.«
»Aber die Kugel hat den Angreifer verfehlt?«, fragte Bentz.
Tessler, der Betrunkene, nickte.
Pech.
»Wenn er ausgenüchtert ist, nehme ich seine Aussage zu Protokoll und zeige ihm ein paar Fotos aus unserer Kartei. Vielleicht kann er den Täter identifizieren.«
»Tu das, und lass mich wissen, was dabei herausgekommen ist«, sagte Bentz zu dem jüngeren Kollegen.
Er klopfte seine Taschen ab, um sich zu vergewissern, dass er Waffe, Schlüssel und Brieftasche eingesteckt hatte, dann eilte er die Treppe hinunter.
Draußen schloss er seinen Crown Vic auf und wollte gerade einsteigen, als er Montoyas Mustang auf den Parkplatz einbiegen sah. Bentz winkte seinen Kollegen zu sich heran.
Montoya kam sichtlich schlecht gelaunt näher. »Was gibt’s?«
»Father Paul lebt im Pflegeheim St. Agnes in Covington.«
»Dann mal los.« Montoya stieg auf der Beifahrerseite ein, und Bentz steuerte den Crown Vic in Richtung Freeway. Zwar war der Himmel bedeckt, doch im Wagen war es warm. Bentz schaltete die Klimaanlage ein und fuhr durch den dichten Nachmittagsverkehr nach Norden in Richtung Metairie, von wo aus der Lake Pontchartrain Causeway, eine fünfundzwanzig Meilen lange Brücke, über den See ans nördliche Ufer führte, bis kurz vor Covington.
»Ich komme gerade vom Krankenhaus«, sagte Montoya. »Tiggs’ Zustand ist zwar noch ernst, aber nicht mehr kritisch.«
»Gut.«
»Wie man’s nimmt. Ein Teil seines Gesichts ist weg, und möglicherweise wird er einen Hirnschaden zurückbehalten. Ihm stehen endlose Operationen bevor, dazu Physiotherapie und weiß der Himmel was sonst noch.« Montoya blickte düster aus dem Fenster auf die riesige Wasserfläche, die sich unter der Brücke erstreckte.
Pelikane flogen dicht über dem See, und höher in der Luft segelten kreischende Möwen. Der Himmel sah bedrohlich aus, wie vor einem Unwetter.
»Scheiße, Mann, Tiggs ist verheiratet und hat eine Tochter, die gerade mal zwei Monate alt ist! So klein, dass sie ihn wohl noch nicht einmal erkennen würde. Und jetzt wird er nie wieder derselbe sein. Er verliert seinen Job, bezieht Erwerbsunfähigkeitsrente, und wer weiß, ob er je wieder … Ach, zum Teufel! Das ist einfach alles Scheiße, sag ich dir. Scheiße!«
Bentz hörte den Ausbruch seines Partners wortlos an. Früher oder später erging es jedem Polizisten einmal so wie jetzt Montoya. Das gehörte zum Job. Trotzdem gewöhnte man sich nicht daran, nie. Eine Zeitlang schwiegen beide, nur das Knistern des Funkgeräts und das gleichmäßige Schnurren des Motors waren zu hören. Schließlich sagte Bentz: »Dieser Job ist manchmal wirklich das
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