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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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fort von den verschwitzten, zitternden Händen seiner Mutter, die ihn streichelten und liebkosten. Und die ganze Zeit über dachte er an Eve … Wie viel schöner es wäre, wenn sie, die unartige kleine Hure, in seinem Bett läge.
    Und jetzt, da er im Bett lag und nervös an den Nägeln kaute, obwohl seine Mutter längst nicht mehr zu ihm kam, obwohl diese alptraumhaften Jahre des Heranwachsens längst vorüber waren, dachte er immer noch an Eve. Immerzu.
    Eve, die Schöne.
    Eve, die Prinzessin.
    Eve, die Geliebte.
    Eve, das Miststück.

[home]
    32.
    D ie Stimme war ziemlich früh in der Nacht zu ihm gekommen, als er in traumlosem Schlaf lag. Klar und deutlich übertönte sie die anderen Stimmen, die kleinen, blechernen, die ihr wie sooft vorangingen. Er lag im Bett, und die Stimme sagte ihm genau, was er zu tun hatte.
    Gott hatte ihm vergeben!
    Allerdings musste er einen Preis dafür bezahlen.
    Buße tun.
    Und das tat er jetzt.
    Der Retter würde keinen Fehler mehr machen. Seine Nerven waren aufs äußerste gespannt. Ihm war bewusst, dass er auf die Probe gestellt wurde.
    Er war fast acht Stunden lang gefahren und vor der Morgendämmerung angekommen. Die Wohngegend lag noch in tiefem Schlaf, nur von Straßenlaternen beleuchtet, als er die Adresse suchte.
    Sie war im Haus.
    Nur ihr Wagen stand in der Einfahrt. So, wie die Stimme es vorausgesagt hatte.
    Tollkühn setzte er den Pick-up rückwärts in die Zufahrt, im Vertrauen darauf, dass das Kennzeichen aus Florida, das er sich an einem rund um die Uhr geöffneten Imbiss kurz vor Mobile beschafft hatte, noch nicht vermisst wurde. Die Besitzer des Dodge würden sicher erst am hellen Vormittag feststellen, dass ihr vorderes Nummernschild fehlte. Bis dahin würde es zu spät sein, um ihn zu identifizieren. Dann wäre seine Mission längst erfüllt.
    Er zog seine Waffe, die mit einem Schalldämpfer ausgerüstet war, und schlich in den Garten. Die Schwebetür zur Terrasse war nicht abgeschlossen.
    Sie ließ sich mit einem surrenden Geräusch zur Seite schieben.
    Er wappnete sich.
    Kein Hund bellte.
    Keine Alarmanlage schrillte.
    Aber er hörte leise Stimmen. Er lauschte, jeden Muskel angespannt – er durfte jetzt nicht aufgeben, nicht den Rückzug antreten. Als er in einen dunklen Flur spähte, sah er in einer offenen Tür den bläulich flackernden Schein eines Fernsehbildschirms.
    Auf leisen Sohlen schlich er zum Schlafzimmer. Eine Bodendiele im Flur knarrte. Er erstarrte, rechnete damit, dass jemand rief oder aufsprang, doch nichts geschah. Nur die Stimmen aus dem Fernseher waren zu hören. Vorsichtig warf er einen Blick ins Zimmer und sah in einem Spiegel an der Wand das Bett.
    Sie lag auf der zerwühlten Decke, das dunkle Haar wirr auf dem Kissen, mit geschlossenen Augen und offenem Mund. Er schob die Tür ein Stück weiter auf und schlüpfte hindurch. Auf dem Nachttisch lagen Tablettenröhrchen, daneben standen eine Wodkaflasche und eine Kleenex-Schachtel. Zerknüllte Papiertücher lagen auf dem Nachttisch und am Boden verstreut. Zwei der Tablettenröhrchen waren offen.
    Einen Moment lang erfasste ihn Panik.
    Wenn sie sich nun bereits selbst umgebracht hatte?
    O nein, das durfte nicht sein, das widersprach seinem Plan.
    Er durfte nicht noch einmal versagen. Gottes Anweisungen waren sehr deutlich gewesen.
    Sie musste noch am Leben sein!
    Angstvoll ging er weiter ins Zimmer hinein. Am Fußende des Bettes wäre er beinahe über einen Schuh gestolpert. Er stieß mit dem Knie gegen das Bettgestell und unterdrückte einen Fluch.
    Sie regte sich. Hob den Kopf, strich sich das wirre Haar aus der Stirn und blinzelte. »Kyle?«, sagte sie und streckte eine Hand nach der Nachttischlampe aus. »Bist du das, Schatz?«
    Er sprang.
    Landete schwer auf ihr.
    »Uff!« Alle Luft wich aus ihrer Lunge.
    Augenblicklich war sie hellwach, wand sich, wehrte sich, versuchte, ihn von sich zu schieben, und wollte schreien. Doch eine behandschuhte Hand legte sich über ihren Mund. Mit der anderen drückte er die Mündung der Glock an ihre Schläfe. »Nein, meine Liebe«, keuchte er und genoss die Angst in ihren aufgerissenen Augen, das Entsetzen, das ihren Körper erstarren ließ, das schiere, herrliche Grauen in ihren krampfhaften Atemzügen. »Ich bin nicht Kyle.«
     
    »Ich habe ihn«, verkündete Zaroster, die mit einem Memo-Block in der Hand Bentz’ Büro betrat. Ein triumphierendes Lächeln lag auf ihrem Koboldgesicht.
    »Ronnie Le Mars?«, fragte Bentz.
    »Father Paul Lavender

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