Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
Sie noch da? Woher zum Teufel haben Sie mein verdammtes Handy?«
Er schwieg noch immer.
»Haben Sie es gefunden? Habe ich es im Auto vergessen …? Nein, Moment. Es war doch eben noch hier. Ich weiß noch, dass ich es ans Ladegerät angeschlossen habe …« Er brach ab. »Sie waren in meinem Haus? Sie haben es
gestohlen,
Sie Dreckskerl!«
»Ich habe Informationen«, sagte er schließlich.
Pause.
»Informationen worüber?«
»Informationen, die Sie interessieren werden.«
»Hey … Was soll das?«
Wieder entstand eine längere Pause.
»Also, was für Informationen haben Sie für mich?« Die Stimme des Mannes klang jetzt ruhiger, doch der Retter sah ihn von Zimmer zu Zimmer gehen und aus den Fenstern spähen. »Und warum haben Sie mein Handy gestohlen?«
Mit einem Blick auf die Uhr beendete der Retter das Gespräch. Dann schaltete er auf Vibrationsalarm und steckte das Gerät in die Tasche. Sekunden später spürte er es an seinem Bein vibrieren und lächelte in sich hinein. Er konnte die Panik des Mannes förmlich spüren.
Genau so, wie er es erwartet hatte.
Das Vibrieren hörte so abrupt auf, wie es begonnen hatte.
Leise ging er zur Seite des Hauses, sorgsam darauf bedacht, sich im Schatten zu halten. Wieder vibrierte das Handy, und er fühlte das wachsende Unbehagen des Mannes.
Gut. Du spürst es. Du bist an der Reihe.
Durch das Fenster sah er, wie sein Opfer nervös ein Stumpenglas mit Whiskey an die Lippen hob.
Trink aus, Blödmann. Trink alles aus.
Der Mann schwankte jetzt stärker und stützte sich mit der flachen Hand an der Fensterscheibe ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Der Retter grinste in die Dunkelheit. Er war nur ganz kurz in der Küche gewesen, gerade lange genug, um das Handy einzustecken und die kleinen Tabletten in die offene Whiskeyflasche fallen zu lassen.
Es war so einfach gewesen.
Und jetzt taten diese Pillen ihre Wirkung, machten sein Opfer benommen.
»Prost!« Er formte das Wort lautlos mit den Lippen, während er angespannt beobachtete, wie der Mann sich torkelnd vom Fenster entfernte, offenbar auf dem Weg zu seinem Lehnsessel.
Wozu noch länger warten?
Er lief um das Haus herum und schlich die Stufen zur hinteren Veranda hinauf.
Die Tür zur Küche war immer noch unverschlossen.
Dr. Terrence Renner trank sein Glas aus, stellte es auf den Tisch neben seinem Lehnsessel und kämpfte die Panik nieder. Jemand hatte ihn angerufen … von seinem eigenen Handy aus. Jemand war in seinem Haus gewesen. Wahrscheinlich die Halbwüchsigen, die nur ein paar hundert Meter entfernt wohnten – drei Jungen, und jeder einzelne ein Rowdy. Unruhestifter.
Und dieses Gefasel über »Informationen« war bestimmt nur ein dummer Streich … oder? Dennoch hatte er in der Stimme des Anrufers eine echte Drohung gehört. Entschlossenheit.
Er brauchte drei Versuche, um das schnurlose Telefon zurück in die Basisstation zu stellen. Dann ließ er sich in seinen Lehnsessel fallen, starrte das Gerät an und wartete darauf, dass es noch einmal klingelte. Und die ganze Zeit über lief im Radio
Mitternachtsbeichte,
diese alberne Sendung mit »Dr. Sam«, einer Möchtegern-Psychologin. Die Sendung und auch die Frau ärgerten ihn, aber er hatte wie unter Zwang dennoch zugehört. Pop-Psychologie. Lächerlich.
Also, wer hatte sein Handy?
»Blöde Dreckskerle«, brummte er und ermahnte sich selbst zur Ruhe, befahl sich, sein Kaminfeuer – vielleicht das letzte knisternde Feuerchen in dieser Jahreszeit – und seinen Drink zu genießen.
Er schaltete das Radio aus. Diesen elenden Abklatsch einer Seelenklempnerin konnte er keine Minute länger ertragen.
War tatsächlich jemand im Haus gewesen?
Aber wann?
Er rieb sich den Nacken, warf noch einen Blick auf das Telefon und erwog, die Polizei zu rufen, doch dazu fühlte er sich einfach zu benommen. Morgen früh würde er klarer denken können. Heute Abend wollte er nur noch sein Kreuzworträtsel zu Ende lösen und dann schlafen gehen. Er faltete die Zeitung auseinander und zwang sich zur Konzentration.
Aus alter Gewohnheit ließ er die freie Hand sinken, um dem alten Rufus den Kopf zu kraulen, doch gleich darauf wurde ihm sein Irrtum bewusst: Der Hund war seit über zwei Wochen tot. Erstaunlich, wie sehr ihm der alte Terrier fehlte, der in seinen jüngeren Jahren mit Begeisterung Kaninchen, Eichhörnchen und Autos gejagt hatte. Zum Glück hatte das dumme Vieh nie etwas gefangen.
Aus dem hinteren Teil des Hauses hörte er
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