Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
nicht.«
»
Eigentlich
nicht?«
»Ich glaube, es fing an, als Dad beschuldigt wurde, für den Selbstmord einer seiner Patientinnen verantwortlich zu sein.«
Eve ging nicht näher darauf ein. Montoya fragte unvermittelt: »Ihre Mutter ist tot?«
»Ja.«
»Wie ist sie gestorben?«
»An Herzversagen. Das ist jetzt etwa fünfzehn Jahre her, ich war damals sechzehn. Wieso fragen Sie danach?«
»Ich will nur die Fallgeschichte vervollständigen. Einer Ihrer Brüder lebt in Atlanta, der andere in …?«
»Phoenix … na ja, eher in Mesa. Aber soweit ich weiß, halten sie sich zurzeit beide in New Orleans auf. Van – der jüngere – hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass er beruflich hier zu tun hat, und Kyle soll ebenfalls auf dem Weg sein. Mit ihm habe ich allerdings noch nicht gesprochen.«
»Werden sie bei Ihnen wohnen?«
»Ich denke, eher nicht. Van hat nichts dergleichen geäußert, und Kyle übernachtet nicht gern bei anderen Leuten. Er geht lieber ins Hotel.«
»Ach ja?«, fragte Bentz.
Eve zuckte die Schultern. »Na ja, wir sind nun mal keine besonders harmonische Familie. Mein Dad hat Kyle und Van adoptiert, als er meine Mutter heiratete. Und als meine Eltern mich adoptierten, waren die Jungen schon fast erwachsen.«
Montoyas Augen wurden schwarz wie die Nacht. »Terrence Renner ist also nicht Ihr leiblicher Vater?«
»Nein.«
»Sondern wer?«, fragte Bentz und beugte sich vor, den Bleistift in der Hand.
»Ich kenne meine leiblichen Eltern nicht. Ich habe ein paarmal nachgefragt, aber keine richtige Antwort bekommen. Sie sagten mir, es war eine anonyme Adoption. Das bedeutet wohl, dass meine leiblichen Eltern nichts mehr von mir wissen wollten.« Eves Lippen zuckten. »Die Sache wurde privat abgewickelt, über einen Anwalt, und … Nun, Mom starb, bevor sie mir Näheres darüber erzählen konnte, und Dad hat sich nur sehr vage geäußert. Ich hatte immer vor, mich irgendwann auf die Suche nach meinen leiblichen Eltern zu machen. Ich meine, was hätte denn schon schlimmstenfalls passieren können? Dass sie mir die Tür vor der Nase zuschlagen?« Sie seufzte. »Aber dann ist es nie dazu gekommen.«
Montoya kratzte seinen Kinnbart. Bentz sagte: »Wir benötigen die Telefonnummern ihrer Brüder.«
Eve nannte ihnen Kyles Festnetznummer in Atlanta, dann kramte sie ihr Handy aus der Handtasche und suchte im Speicher nach den Handynummern von Kyle, Anna Maria und Van. »Vans Festnetznummer habe ich nicht mehr. Er ist nach Mesa umgezogen, kurz bevor ich verwundet wurde, und ich rufe ihn immer nur auf dem Handy an und hinterlasse Nachrichten.«
»Das genügt schon.« Bentz schrieb auf seinen Notizblock. »Noch einmal zu Ihrem Vater – hatte er Feinde? Können Sie sich vorstellen, wer ihm übelgewollt haben könnte?«
Eve sah im Geiste Tracy Aliotas trauernde Eltern und ihren Bruder vor sich, als sie im Gerichtssaal saßen und das Urteil »Nicht schuldig« hörten. Alle drei waren erschüttert gewesen, Tracys Mutter, Leona, sogar einem Zusammenbruch nahe, so dass ihr Mann sie stützen musste. Tracys älterer Bruder, J. D., war hochrot im Gesicht und kochte vor Wut; in seinen Augen brannte die Gewissheit, dass himmelschreiendes Unrecht geschehen war. »Ich glaube schon«, sagte Eve und berichtete den Detectives in knappen Sätzen von der Familie Aliota. »Sie waren vermutlich nicht die Einzigen, allerdings ist sonst niemand von den Patienten oder deren Angehörigen jemals so weit gegangen, meinen Vater zu verklagen.«
»Und im Privatleben?«, fragte Montoya.
Eve dachte angestrengt nach. »Der Vater meiner Brüder – ihr leiblicher Vater, Ed Stern – mochte ihn nicht. Ich glaube, er gab ihm die Schuld an der Scheidung. Aber er ist frühzeitig von der Bildfläche verschwunden. Schon als die Jungen noch klein waren, hat er seine elterlichen Rechte aufgegeben. Ich habe ihn nie kennengelernt, und soweit ich weiß, haben meine Brüder ihn auch nicht mehr gesehen, seit er sich aus dem Staub gemacht hat.«
Bentz kritzelte immer noch auf seinem Block.
»Sonst noch jemand?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es gab da wohl noch einen Rechtsstreit um die Benutzung einer Zufahrtstraße, die quer über das Farmland führte … mit dem Nachbarn, Hugh … wie hieß er noch gleich … Hugh Capp, glaube ich. Aber Dad hat nie viel darüber gesprochen. Die Sache liegt fünf oder sechs Jahre zurück, und soweit ich weiß, haben sie das Problem beigelegt.«
»Und beruflich? Hatte er im Berufsleben
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