Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)
Zivilisation auf oder wir enden im Wald.«
»Ganz genau. Und für die Karawane haben wir ausreichend Schutz, denn wir haben zusätzlich Cowboys und Leute von Mam Kate angeheuert.«
»Können die Wilden im Vorfeld von dieser Karawane erfahren haben? Oder von der Ware?«
»Die Ware ist ihnen einerlei. Sie würden uns jedoch vermutlich angreifen, wenn sie wüssten, dass Frauen dabei sind.«
»Wie viel kosten diese zusätzlichen Soldaten?«
»Nicht gerade wenig. Aber frag besser Charly danach, das ist sein Gebiet. Davon abgesehen bleibt Pap Rubens keine andere Wahl, als fremde Leute zu verpflichten, denn wir dürfen niemanden von unseren Wachtposten abziehen. Obendrein muss Ruslan Leute für die Patrouillen innerhalb der Stadt abstellen …«
»Pap Rubens hat doch gesagt, ich müsse mir eine ganze Woche um die Ohren schlagen, bevor ich den Eid leisten könne«, meinte Kowal, dem eine verzweifelte Idee gekommen war. »Vielleicht kann ich ja einen der Cowboys oder einen von Mam Kates Leuten ersetzen und mit der Karawane aufbrechen? Ich … ja, ich sehe das geradezu als meine Pflicht an. Und wer weiß, möglicherweise bin ich unterwegs ja noch von Vorteil.«
»Du nimmst Pap Rubens oder vielmehr Ruslan nicht zufällig krumm, dass er dir verboten hat, das Museum zu verlassen?«, fragte Lew grinsend, sodass er Artur einmal mehr an einen verschlagenen Zwerg aus einem Kinderbuch erinnerte. »Ein gesunder, zeugungsfähiger Mann stellt für jede Kommune einen unschätzbaren Wert dar. Nebenbei bemerkt könntest du selbst auf diese Weise zu unschätzbarem Reichtum gelangen, ohne auch nur einen einzigen Arbeitstag abzuleisten.«
»Nur ist das nicht mein Weg. Ich werde auf alle Fälle einer Arbeit nachgehen. Gut, ich mag ein schlechter Soldat sein, aber zu dem einen oder anderen bin ich doch in der Lage …« Obwohl Artur Lew am liebsten von Teleschews Protokoll erzählt hätte, davon, warum es ihn geradezu zwang, mit der Karawane aufzubrechen, hielt ihn eine innere Stimme davon ab.
»Das ganz gewiss. Allein die Kenntnis der englischen Sprache gewährleistet das. Wenn du bei uns bleibst, bräuchten wir bei den Kirchenleuten keinen Dolmetscher mehr anzuheuern, der uns bei Verhandlungen mit den Finnen und Schweden unterstützt.«
»Das heißt, ich darf nicht mit der Karawane aufbrechen?«
»O nein, das heißt es durchaus nicht«, antwortete Lew erstaunt. »Bis du den Eid geleistet hast, hat niemand das Recht, dir Vorschriften zu machen. Ich bin mir sicher, dass Pap Rubens dein Angebot dankbar annehmen wird. Unter uns gesagt: Du hast bereits im Laufe des heutigen Abends seinen Respekt gewonnen. Und er ist kein Mann, der einem Fremden schnell vertraut.«
»Stimmt, das ist mir auch aufgefallen … Was passiert eigentlich, nachdem ich den Eid geleistet habe? Bin ich dann verpflichtet, in allen Dingen nach seiner Pfeife zu tanzen? Ist Pap Rubens so etwas wie der Zar? Mit der entsprechenden Macht, meine ich.«
»Selbstverständlich«, antwortete Lew ernst. »Er hat die absolute Macht. Zumindest bis zu den nächsten Wahlen.«
»Wahlen – wenigstens das! Ich dachte schon, es gäbe wieder Posten auf Lebenszeit.«
»Also, Mam Kate hat ihr Amt auf Lebenszeit. Dergleichen entscheidet jede Kommune selbst. Bei uns gibt es dagegen einmal im Jahr Wahlen. Allgemeine und geheime Wahlen.«
»Allgemeine und geheime Wahlen?«
»Ebendiese. Artur, wir lesen durchaus alte Zeitungen. Wir wissen, wie die Menschen vor dem Großen Tod gewählt haben. Der Menge von Dummköpfen wurde bei Veranstaltungen ein Spektakel geboten, der Jugend war alles schnurzegal, und die Alten stimmten für diejenigen, die ihnen Brot und dritte Zähne versprachen. Nach den Wahlen warf man die Stimmzettel in die Latrine – und die bisherigen Gauner blieben an der Macht. Unsere Kommune ist nicht sehr groß, daher können wir durchaus allgemeine und geheime Wahlen durchführen. Die Kandidaten tragen ihren Namen einen Monat vor der Wahl in eine Liste in der Eingangshalle ein. Damit erwerben sie das Recht auf zwei öffentliche Auftritte. Der Pap wird von allen Mitgliedern der Kommune, die mindestens zwölf Jahre alt sind, gewählt. Die Stimmen werden öffentlich vom Großen Rat ausgezählt. Dieses Gesetz ist übrigens noch nicht sehr lange in Kraft. Vor dreißig Jahren wurde selbst bei uns noch mit lautem Geschrei abgestimmt, außerdem konnte man damals ein Viertel des Rats abwählen. Das hätte beinahe zum Untergang der Kommune geführt …«
»Warte kurz, Lew!«, bat
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