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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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ebendiese Frauen schießen. Die Armee ist in die Stadt einmarschiert, und jetzt weiß niemand mehr, wie man sich vor all dem Militär schützen soll. Etliche Frauen sind zu den Lagern der Fabriken gezogen, wobei an der Spitze Priester mit Ikonen liefen. Außerdem soll in den Badajew-Speichern Mehl gehortet werden. Als ich dort ankam, um meine Gutscheine für Mehl einzulösen, wurden gerade die Leichen auf Laster geladen. Dicht nebeneinander, wie Weihnachtsbäume. Genau dort, neben jenen von Blut rot gefärbten Schneewehen, habe ich begriffen: Das ist das Ende.
    Die Achte Panzerdivision ist ebenfalls eingezogen. Eine schreckliche Sache. Sie soll für Ruhe und Ordnung sorgen. Wer bei uns eigentlich noch das Sagen hat, ist völlig unklar. Den Gouverneur hat schon lange niemand mehr zu Gesicht bekommen. Aus den Lebensmittelgeschäften ist alles ausgeräumt, sogar das Salz. Die Metro funktioniert nicht mehr. Da von den Taxifahrern auch kaum noch jemand anhält, habe ich nur mit Mühe einen Wagen ergattert. Geld nehmen die Fahrer nicht, sondern nur noch Lebensmittel. Geld – das ist heute bloß Papier. Zum Glück hatte ich einen getrockneten Fisch dabei, den mir Denissow mitgebracht hat. Er versorgt mich auch mit Wasser. Er und Mirsojan haben eine Quelle aufgetan, bei der sich nachts nicht so viele Menschen versammeln und die von einer Armeepatrouille bewacht wird, sodass es kaum zu Schlägereien kommt. Pro Kopf gibt es zwanzig Liter, keinen Tropfen mehr, aber selbst das ist schon ein Segen. Da in einigen Bezirken die Kanalisation zusammengebrochen ist, besteht die Gefahr, dass Krankheiten um sich greifen. Denissow hat mit den Soldaten in den Panzern gesprochen. Sie versichern, dass es Orte gibt, an denen die Menschen ohne Gasmaske unterwegs und trotzdem gesund sind. Irgendwelche Dörfer in der Nähe von Pskow, wohin der Impfstoff nie gelangt ist. Möglicherweise ist ja tatsächlich nicht die gesamte Bevölkerung betroffen, aber mit Sicherheit kann das niemand sagen. Deshalb bleibt uns nichts, als auf unsere schlechten Verkehrsverbindungen zu hoffen: Die weit abgeschiedenen Dörfer werden überleben. Nur dürfte in dem Fall die Frage sein, in was sich ihre Bewohner in einer solchen Situation verwandeln. Aus der Stadt kommt man zumindest nicht mehr raus, die Züge stehen still auf den Schienen. Denissow wollte es mit dem Fahrrad versuchen, doch überall laufen Soldaten mit Hunden Patrouille und schießen in die Luft.
    Junge Leute sind mit Gewalt gezwungen worden, die Leichen einzusammeln. Sie erhalten Astronautenanzüge und die doppelte Ration eines Soldaten. Die Brigaden öffnen die Wohnungen und bringen Kreuze an den Türen an, wenn die Bewohner verstorben sind. Denissow meint, nachdem er diesen Friedhof gesehen hatte, habe er seine Ration nicht mehr heruntergebracht … Nur ist das kein Friedhof, sondern ein Ehrengrab. Das ist das Ende. Das Fernsehen sendet nur noch auf zwei Kanälen, aber selbst da wird nicht gezeigt, was in der Welt vor sich geht. Es gibt Gerüchte, dass in Ostankino Fuzzis vom Geheimdienst die Kontrolle übernommen haben. Es werden nur alte Filme und Musiksendungen gebracht. Was für ein großer, ewig währender Feiertag! Sie entscheiden wieder einmal für uns, was wir hören und sehen wollen. Vor einem halben Jahr hat der führende Epidemologe Moskaus angeregt, die Kindergärten und Schulen zu überprüfen und alle gesunden Kinder in Lager zu evakuieren. Und was hat der Bürgermeister der Hauptstadt daraufhin getan? Eine Luftballonparade veranstaltet. Der Anblick war aber auch allzu hübsch …
    Geradezu ein Wunder ist, dass wir im Institut noch Strom haben. Weil unsere Arbeit bisher als geheim eingestuft wurde, ist das Institut mit eigenen Kabelpeitschen ausgestattet. Das ganze Viertel um uns herum steht ohne Licht da, wir dagegen wärmen uns an Heizsonnen. Ich versuche, den Keller nicht zu verlassen, Arbeit gibt es ja genug. Mirsojan hat Gespräche der Soldaten mit angehört: Das AKW soll runtergefahren werden, aber uns als militärisches Objekt betrifft das nicht. Wir werden auch weiterhin Strom haben …
    Und nun kommt das Wichtigste: Links im Gang liegt eine Titantür. Dahinter befindet sich die sogenannte Anabiose-Kammer. Diese Bezeichnung wird Ihnen nichts sagen. In der ersten Kapsel schläft ein Mann, unser Mitarbeiter Artur Kowal. Um ihn aufzuwecken, genügt es, einen Knopf zu drücken oder einen Hebel am Schaltpult umzulegen. Nach drei Stunden wird er dann aufwachen. Wenn alles normal

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