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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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ist, das Daten in die Krypta überträgt.«
    »Aber wir legen doch das Kabel von Palawan hierher...«
    »Die Lakaien des Sultans sind ausgeschwärmt, um Aufträge einzuholen«, sagt Cantrell. »Avi und Beryl halten sich eher bedeckt, aber wenn ich Toms und meine Notizen vergleiche und den Kaffeesatz lese, dünkt mir, dass noch ein, vielleicht sogar zwei weitere Kabel nach Kinakuta hereinkommen.«
    »Wow!«, sagt Randy. Mehr fällt ihm nicht ein. »Wow!« Er trinkt sein Guinness fast zur Hälfte leer. »Das leuchtet ein. Wenn sie es einmal mit uns machen, können sie es auch noch mit anderen Datenüberträgern machen.«
    »Sie haben uns dazu benutzt, noch andere ins Boot zu holen«, sagt Cantrell.
    »Tja... jetzt ist die Frage, ob das Kabel durch die Philippinen überhaupt noch benötigt wird. Oder gewünscht.«
    »Ja«, erwidert Cantrell.
    »Tatsächlich?«
    »Nein. Ich meine, ja, genau das ist die Frage.«
    Randy denkt darüber nach. »Das könnte sich positiv auf deine Phase der Operation auswirken.Wenn mehr Leitungen in die Krypta führen, bedeutet das langfristig mehr Arbeit.«
    Cantrell zieht, von Randys Ansicht leicht befremdet, die Augenbrauen hoch. Randy lehnt sich zurück und sagt: »Wir haben schon vorher darüber diskutiert, ob es sinnvoll ist, dass Epiphyte mit Kabeln und Routern auf den Philippinen herummacht.«
    Cantrell sagt: »Im Unternehmensplan wurde immer behauptet, es sei durchaus ökonomisch sinnvoll, ein Kabel durch die Philippinen zu verlegen, selbst wenn es am Ende davon keine Krypta gäbe.«
    »Im Unternehmensplan muss stehen, dass das Netz innerhalb der Philippinen als unabhängiges Paket abgekoppelt werden und dennoch überleben kann«, sagt Randy, »um zu rechtfertigen, dass wir es anlegen.«
    Dem hat keiner von beiden mehr etwas hinzuzufügen. Eine ganze Weile haben sie sich ziemlich intensiv aufeinander konzentriert und durch ihre Körperhaltung vom Rest der Bar abgesondert, aber jetzt lehnen sie sich beide zurück, strecken sich und schauen sich langsam um. Der Zeitpunkt ist günstig, denn gerade ist Goto Furudenendu mit einer Gruppe Bauingenieure, so Randys Vermutung, hereingekommen: gesund aussehende, gepflegte Japaner zwischen dreißig und vierzig. Randy lächelt ihm einladend zu, winkt dann dem Kellner und bestellt ein paar von diesen gigantischen Flaschen mit eiskaltem japanischem Bier.
    »Dabei fällt mir ein – die Heimlichen Bewunderer setzen mir ganz schön zu«, sagt Randy.
    Cantrell grinst, er macht kein Hehl aus seiner Sympathie für diese verrückte Bande. »Kluge, hochgradig paranoide Leute sind das Rückgrat der Kryptologie«, sagt er, »aber vom Geschäft verstehen sie oft sehr wenig.«
    »Vielleicht verstehen sie zu viel davon«, sagt Randy. Es wurmt ihn ein bisschen, dass er ins »Bomb and Grapnel« heruntergekommen ist, um eine Antwort auf die von [email protected] gestellte Frage (»Warum macht ihr das?«) zu bekommen, aber immer noch nicht schlauer ist. Genau genommen weiß er jetzt noch weniger als zuvor.
    Dann gesellen sich die Männer von Goto zu ihnen, und zufällig tauchen im selben Augenblick auch Eberhard Föhr und Tom Howard auf. Explosionsartig werden wie nach einem bestimmten System Visitenkarten und Namen ausgetauscht. Es hat den Anschein, als verlange das Protokoll, dass in einem solchen gesellschaftlichen Rahmen besonders viel getrunken wird – nachdem Randy aus Versehen die Höflichkeit dieser Burschen herausgefordert hat, indem er Bier für sie bestellte, müssen sie jetzt beweisen, dass sie in dieser Art von Wettstreit nicht zu übertreffen sind. Tische werden zusammengeschoben und alles wird unglaublich fröhlich. Auch Eb muss eine Runde Bier bestellen. Nach kurzer Zeit sind sie bis zum Karaoke herabgesunken. Randy steht auf und singt »Me and You and a Dog Named Boo«. Das ist eine gute Wahl, denn es ist ein weiches, cooles Lied, das keine allzu großen Gefühlsausbrüche erfordert. Und besondere Sangeskünste eigentlich auch nicht.
    Irgendwann legt Tom Howard seinen fleischigen Arm auf die Rückenlehne von Cantrells Stuhl, um ihm besser ins Ohr brüllen zu können. Ihre identischen Eutropia-Armbänder mit der eingravierten Botschaft »Hallo Doktor, bitte frieren Sie mich folgendermaßen ein:...« glitzern auffällig und Randy befürchtet, die Japaner könnten sie bemerken und überaus schwer zu beantwortende Fragen stellen. Tom erinnert Cantrell an etwas (aus irgendeinem Grund sprechen sie von Cantrell immer so; manche Leute sind eben dazu

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