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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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gemacht, bei ihrem Nachnamen gerufen zu werden). Cantrell nickt und wirft Randy einen raschen, leicht verstohlenen Blick zu. Als Randy ihn erwidert, senkt Cantrell entschuldigend den Kopf und fängt an, seine Bierflasche nervös zwischen den Händen zu drehen. Tom schaut Randy weiterhin interessiert an. Dieses ganze wohl bedachte Hin- und Herschicken von Blicken führt Randy, Tom und Cantrell schließlich in der Ecke der Bar, die von den Karaoke-Boxen am weitesten entfernt ist, zusammen.
    »Du kennst also Andrew Loeb«, sagt Cantrell. Es wird deutlich, dass er vor allem entsetzt, irgendwie aber auch beeindruckt ist, als hätte er soeben erfahren, dass Randy mit bloßen Händen einen Mann erschlagen, diese Tatsache aber nie sonderlich erwähnenswert gefunden habe.
    »Das stimmt«, antwortet Randy. »So gut, wie man einen solchen Typen eben kennen kann.«
    Cantrell widmet sich mit übertriebenem Eifer dem Versuch, das Etikett von seiner Bierflasche abzuzupfen, sodass Tom den Faden aufnimmt. »Wart ihr Geschäftspartner?«
    »Eigentlich nicht. Dürfte ich erfahren, wie ihr darauf kommt? Woher wisst ihr überhaupt, dass es Andrew Loeb gibt? Wegen dem Digibomber-Ding?«
    »Nein, nein, das war erst später. In manchen Kreisen, in denen Tom und ich verkehren, ist Andy zu einiger Bedeutung gelangt«, sagt Cantrell.
    »Die einzigen Kreise, in denen ich mir Andy vorstellen kann, sind die von primitiven Überlebenskünstlern und von Leuten, die glauben, sie seien in Schwarzen Messen missbraucht worden.«
    Das sagt Randy, ohne zu überlegen, als sei sein Mund ein Fernschreiber, der eine Wettervorhersage herunterhämmert. Jetzt hängt es irgendwie in der Luft.
    »Das beantwortet einige offene Fragen«, sagt Tom schließlich.
    »Was dachtest du, als das FBI seine Hütte durchsuchte?«, fragt Cantrell, dessen Grinsen zurückgekehrt ist.
    »Ich wusste nicht, was ich denken sollte«, antwortet Randy. »Ich erinnere mich, wie ich das Video in den Nachrichten angeschaut habe – die Beamten, die mit Kisten voller Beweismaterial aus diesem Schuppen kamen, und dass ich dachte, mein Name müsste auf irgendwelchen Papieren darin stehen. Und dass ich als Folge davon irgendwie in den Fall verwickelt würde.«
    »Hat das FBI dich je kontaktiert?«, fragt Tom.
    »Nein. Ich glaube, dass sie, nachdem sie sein ganzes Zeug erst mal durchsucht hatten, ziemlich schnell darauf kamen, dass er nicht der Digibomber war, und ihn von der Liste strichen.«
    »Nicht lange nach diesem Vorfall tauchte Andy Loeb dann im Netz auf«, sagt Cantrell.
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Wir damals auch nicht. Schließlich hatten wir alle doch seine verschiedenen Manifeste bekommen – auf diesem grauen Recyclingpapier, das aussah wie die Faserschicht, die man vom Fusselsieb eines Wäschetrockners abzieht.«
    »Er benutzte eine Art organische Tinte auf Wasserbasis, die abblätterte wie schwarze Haarschuppen«, sagt Tom.
    »Damals witzelten wir immer, wir hätten überall auf unseren Schreibtischen Andy-Staub«, sagt Cantrell. »Als dann dieser Mensch namens Andy Loeb in der Mailingliste der Heimlichen Bewunderer und der Eutropia-Newsgroup auftauchte und dieses ganze irre Zeug losließ, konnten wir einfach nicht glauben, dass er das war.«
    »Wir dachten, irgendjemand hätte einfach ausgesprochen brillante Parodien auf seinen Prosastil verfasst«, sagt Tom.
    »Als sie dann aber weiterhin Tag für Tag kamen und er anfing, in diese langen Dialoge einzusteigen, wurde klar, dass es tatsächlich er selbst war«, murmelt Cantrell.
    »Und wie hat er das mit seiner Maschinenstürmerei in Einklang gebracht?«
    Cantrell: »Er sagte, er habe Computer immer als eine Kraft betrachtet, die zur Entfremdung und Auflösung der Gesellschaft führte.«
    Tom: »Die Tatsache, dass er eine Zeit lang der Digibomber-Verdächtige Nummer eins gewesen war, hatte ihn zwangsläufig aufs Internet gebracht, das Computer veränderte, indem es sie miteinander verband.«
    »Ach du liebe Zeit!«, entfährt es Randy.
    »Und er dachte über das Internet nach, während er tat, was immer Andrew Loeb tut«, fährt Tom fort.
    Randy: »Nackt in eisigen Bergbächen sitzen und mit bloßen Händen Bisamratten erwürgen.«
    Tom: »Und ihm war klar geworden, dass Computer als Werkzeug zur Einigung der Gesellschaft dienen könnten.«
    Randy: »Und ich wette, er war derjenige, der sie einigt.«
    Cantrell: »Das ist tatsächlich nicht weit von dem entfernt, was er sagte.«
    Randy: »Du willst mir doch nicht

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