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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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    THE GRACE OF GOD war von Fidel Gad in einer herrlich unbekümmerten Geste des Trotzes gegenüber den Elementen des Dschungels gewaschen und poliert worden. Wir überquerten Fluss. Rassische Unterschiede machten sich in Gesichtern und Physiognomien der Stadtbewohner bemerkbar. Die Philippinen wurden von zahllosen einander überlappenden Wellen prähistorischer Zuwanderer, die jeweils mit der vorhergehenden rassisch und sprachlich inkompatibel waren, besiedelt; im Zusammenhang mit dem Phän. der räumlichen Komplexität, auf dem ich, glaube ich, bis zu diesem Punkt zur Genüge herumgeritten bin, ergibt sich hieraus der grundlegende Mischmasch verschiedener ethnischer Gruppen. Die Flussgabelung im Kern dieser Stadt war der Punkt, an dem die inoffiziellen Territorien von drei solchen verschiedenen Kulturen zusammentrafen. Die Verlockung durch helle, ja selbst durch gedämpfte, flackernde Lichter hat in den letzten Generationen Tausende aus den Bergen angezogen und eine Reihe von Barangays gründen lassen. Die Gesprächspartner an diesem Morgen waren solche Zuwanderer aus den Bergen oder deren Söhne oder Enkel, die behaupteten, Informationen aus erster Hand über die Lage von Yamashitas Schätzen zu besitzen oder von verstorbenen Vorfahren darüber gehört zu haben.
    Nachdem wir etwa 1,5 LUCs durch den Dschungel zurückgelegt hatten (Straßen, Hänge & Bedingungen, die immer schlechter wurden), stießen wir auf eine weitere Straßensperre des Militärs, errichtet (was ich kaum glauben konnte) an einem Pass über einen Gebirgszug, von wo aus einige Reisterrassen sichtbar wurden, die (was ich noch unglaublicher fand) vor Tausenden von Jahren von den offensichtlich unglaublich zähen Vorfahren der Einheimischen aus einem mehr oder minder senkrechten Südhang herausgehauen worden waren. Hier wurden wir sorgfältig durchsucht. Meine Hoden wurden ausgiebig von einem Sergeant mit Bleistiftschnurrbart gequetscht, dessen Motive nicht sexueller Natur zu sein schienen, der mir aber gleichzeitig forschend in die Augen schaute, wo er einen Blick der Unterwerfung oder Hoffnungslosigkeit erwartete. Die anderen wurden derselben Behandlung unterzogen, ertrugen sie aber vermutlich stoischer als Meine Wenigkeit. An keinem unserer Hodensäcke wurden irgendwie befestigte gefährliche Waffen gefunden, doch (na so was!) Jean (»John Wayne«) Nguyen und Jackie Woo entpuppten sich als bis an die Zähne bewaffnet, DMS etwas weniger. Das ist die Stelle, an der Meine Wenigkeit erwartete, an einem flachen Grab kniend ins Genick geschossen zu werden, doch ironischerweise waren die Militärs viel mehr an meinem Cap’n-Crunch-Proviant als an den Waffen interessiert, mit denen meine Kameraden herumliefen. In der Zurückgezogenheit eines Zeltes fanden Verhandlungen zwischen DMS und dem für diesen Außenposten verantwortlichen Captain statt. DMS kam mit einer dünneren Brieftasche und einer unbeschränkten Durchfahrtserlaubnis heraus, unter der Bedingung jedoch, dass (1) der gesamte Vorrat an Cap’n Crunch dem Offizierskasino gestiftet und (2) bei unserer Rückkehr eine komplette Aufstellung der Waffen und Munition erstellt und mit den heutigen Funden verglichen würde, um sicherzustellen, dass wir nicht, sollten im Dschungel Nette Personen Anwesend sein, sie mit Waffen versorgten.
    Drei Tage einer unerträglich langsamen Reise einschließlich vielleicht zehn weiterer LUCs standen uns bevor. Meiner Landkarte und dem GPS zufolge umfuhren wir eine Ansammlung aktiver Vulkane, von denen regelmäßig Lahars (Schlammlawinen) herabstürzten, die, wenn sie Fahrspuren im Dschungel – ich nenne sie hier Straßen – verstopfen, bis ans Absurde grenzende logistische Probleme aufwerfen. Wir durchfuhren ganze Städte, die begraben und verlassen dalagen. Kirchtürme stachen in schiefem Winkel aus dem grauen Schlamm hervor, hochgehalten von denselben Fluten, die sie in diese Schieflage gebracht hatten. Schädel von Ziegen, Hunden etc. ragten aus dem Schlamm, der um lebendige Tiere herum wie Beton erstarrt war. Unser Nachtquartier schlugen wir in kleinen Siedlungen auf, nachdem die Einheimischen mit Geschenken wie Penicillin (das die Filipinos wie Aspirin verwenden), Batterien, Wegwerffeuerzeugen & was die Soldaten an den Straßensperren uns sonst noch gelassen hatten, besänftigt worden waren. Wir schliefen unter Moskitonetzen auf Rückbänken, Boden, Dach oder Vordersitzen

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