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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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von Schriftstellern, mit Wesen, die Erfindung waren und durch die kleine Kinder erschreckt werden sollten. Und sie stand mitten drin. Sie wusste in diesem Augenblick nicht, ob sie schreien, lachen oder sterben sollte. Wer hätte es auch geglaubt – das Reich der Fantasie wurde für sie zu ernster Wahrheit.
    Unentschlossen trat Mandy auf der Stelle. Der Blick, mit dem sie das fremde Land musterte, sprach Bände. Sie dachte längst nicht mehr darüber nach, ob sie verrückt war oder im Traum. Nein, sie hatte schlicht und einfach Angst, warum auch nicht. Sie wusste überhaupt nichts über diese Welt und auch, wohin sie sollte, deshalb die nervösen Bewegungen. Sollte sie weitergehen und abwarten, was geschah oder umkehren? Allerdings, der Gedanke an den Irrgarten von Wald behagte ihr wenig. Vorhin hatte sie nicht den Hauch einer Chance gehabt hinaus zu finden, weshalb sollte ihr es nun gelingen? Außerdem glaubte sie, dass ihre Mutter das Verschwinden bemerkte und sofort Hebel des Gesetzes alarmierte.
    Mandy merkte im selben Moment, dass ihr Gedanke falsch war, wenn nicht gar absurd. Sie war in einer den Menschen unbekannten Welt bei seltsamen Sagengestalten. Keine Polizeieskorte auf dem gesamten Planeten würde etwas ausrichten können.
    Schöne Hoffnung!
    Das Mädchen gab es mit einem leisen Seufzer auf. Was blieb ihr übrig, als sich mitten ins Geschehen zu mischen und zu hoffen, dass sie irgendwie heim fand?
    Dennoch schluckte sie einen widerlichen Brocken herunter, ehe sie zimperlich los lief. Unsicher wie auf Stelzen schlenderte sie den Hang hinab, bis ins Tal. Ihre Augen hefteten sich an allem fest, das ihr begegnete. Immerhin war sie hier ziemlich ungeschützt.
    Bis auf die Tatsache, dass die Luft ein Hochgenuss war, wie es in ihrer Welt schon seit Jahren nicht mehr der Fall war, fühlte sie sich mies und irgendwie beobachtet. Aber wen wunderte das! Sie latschte wahrscheinlich durch die offenste Stelle im ganzen Land. Die Bewohner würden nicht einmal Brillen benötigen.
    Da sie aber keine Ahnung hatte, was sie hier tun sollte, würde sie wohl zunächst nach Leben Ausschau halten müssen, so wenig ihr dieser Gedanke auch gefiel. Anders hatte sie jedoch kaum eine Chance, sie würde schon vorsichtig sein.
    Als Mandy endlich unten im Tal angelangt war, ging sie auf direktem Weg zum Fluss. Nicht weit entfernt stand eine schmale Bretterbude, vielleicht eine Art Fischerhütte. Außerdem schien hier kein Massenauflauf an Figuren zu sein.
    Sie mahnte sich zwar gedanklich noch immer zu äußerster Vorsicht, ließ sich dennoch von dem Gewässer beeindrucken. Aus der Nähe betrachtet sah es nämlich noch um einiges bezaubernder aus, als von oben. Zunächst einmal war der Fluss fast doppelt so breit, wie sie geschätzt hatte, vielleicht an die fünfzig Meter. Im prallen Licht der Sonne zog er sich wie ein glitzerndes Band dahin, überzogen mit einer glatten Folie in kristallklarem Blau. Die Strahlen brachen sich an der Wasseroberfläche wie in einem Prisma und funkelten in unzählbaren Farben auf, dass der Fluss beinahe silbrig wirkte.
    So reines Wasser hatte sie noch nie gesehen. Es war quellfrisch und garantiert zum Trinken geeignet. Es rauschte sanft.
    Mandy wand den Blick mit einem Lächeln ab und ging schon etwas langsamer auf die Fischerhütte zu. Sie gab sehr viel Acht auf ihre Umgebung, momentan drohte keinerlei Gefahr.
    Unbehelligt erreichte Mandy die winzige Bretterbude und spähte hinein. „Hallo?“ Sie blinzelte in jede Ecke, doch es schien niemand da zu sein. Zudem war die Hütte ziemlich leer, bis auf ein paar Kleinigkeiten.
    Mandy zuckte mit den Schultern und wollte weitergehen, als sie fast zusammenzuckte und stehen blieb. Ihr Blick fiel auf eine Gestalt, die vor Sekunden noch nicht da gewesen war. Sie musste älter sein, denn der Rücken war leicht gekrümmt und derjenige auf einen Stock gestützt. Eine braune Kutte hüllte das Wesen vollkommen ein, selbst ihren Kopf. In das Gesicht konnte sie nicht sehen, weil die Gestalt ihr leicht den Rücken zu wand und auf den Fluss hinaus blickte.
    Mandy kämpfte ihren Schrecken nieder und ging sehr langsam auf die Gestalt zu. Sie war ein oder zwei Köpfe kleiner als sie selbst, was sollte passieren?
    „Entschuldigen Sie“, begann Mandy zögerlich und blieb in drei Schritten Abstand stehen. Sie ließ die Gestalt nicht aus den Augen.
    „Wie kann ich dir helfen, mein Kind?“ Die Gestalt drehte sich langsam zu ihr um und starrte zu ihr auf. Ihre Stimme und das

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