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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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die Hüften trug es eine Art Badehose aus Schuppen. Zwischen den Fußzehen dehnten sich Schwimmhäute und die Ohren standen weit ab und liefen oben spitz zu. Ansonsten glich das kleine Wesen einem Jungen ihrer Welt.
    „Glotz nicht so dämlich!“, schimpfte der Fischmann verärgert. „Sei dankbar, ich habe dich vor dem Ertrinken gerettet.“
    „Ertrinken?“ Mandy betrachtete ihn ungläubig, aber gelassen. „Das ist ein kleiner Burggraben.“
    „Wie?!“, fauchte er und starrte sie zornig an. „Das Wasser ist zweihundert Meter tief und es gibt Unmengen Strudel und Schlingpflanzen.“
    Mandy blickte zum Wasser. Sie konnte die Meinung des Fischmannes nicht teilen, beließ es aber bei einem misstrauischen Blick. „Wenn du meinst, vielen Dank.“
    „Will ich meinen“, giftete das Wesen weiter. „Noch mal rette ich dich nicht, pass gefälligst auf, wohin du latscht.“
    Mandy war kein bisschen wütend auf den Kerl, im Gegenteil, sie lächelte amüsiert. „Na ja, wie du meinst. Ich bin ja nur zum Tor gelaufen, wer ahnt denn, dass mir jemand einen Graben vor die Füße zaubert.“
    „Red nicht, ihr Menschen könnt eben nicht sehr weit sehen. Würdest du nicht ständig bloß deine Nasenspitze betrachten, hättest du es gesehen.“
    „ Das sehen ... sag bloß, du kannst das?“
    „Natürlich“, erwiderte der Fischmann überzeugt. „Jeder kann das, bloß du mal wieder nicht, typisch. Du musst noch ne Menge lernen.“
    „Sieht so aus ... also danke, ich hoffe, wir sehen uns wieder, kleiner Mann.“
    „Haha ... denkste, du bist größer, ich hoffe, wir begegnen uns nicht mehr.“ Zähneknirschend verschwand der Junge wieder im Wasser.
    Mandy lachte leise und hievte sich dann wieder auf die Beine. Wenn sie es recht bedachte, waren die Gestalten hier gar nicht so übel.
    Mit einem amüsierten Grinsen fuhr Mandy herum, lief wenige Schritte zum Tor und blieb wieder stehen, um sich alles genau anzusehen. Allerdings bezweifelte sie, dass sie solche Magietricks erkannte.
    Dazu kam sie auch nicht, denn nun wurde endlich die Zugbrücke herunter gelassen. Das Tor knallte quietschend auf das Ufer und gab den Weg ins Innere der Festung frei. Mandy nahm dieses Angebot an, auch wenn ihre Beine plötzlich zu zittern begannen.
    Auf dem Burghof legte sie den nächsten Stopp ein. Er war eingefasst in gewaltige Wehrmauern, sicherlich an die zwanzig Meter hoch, mit Schießscharten und Erkern für die Kletterpartie. Ihr gegenüber war ein kleiner Eingang, der wohl in eine Art Palast zu führen schien. Vor dem schmalen Tor standen zwei Gestalten, die Wache hielten. Sie glichen dem Zwerg, der ihr bisher am Bekanntesten war. Die dunkle Haut war übersät mit Muskeln und einer gewaltigen Rüstung. In den Händen hielten sie Speere.
    Für Mandy war dieses Bild nahezu unvorstellbar. In ihrer Zeit gab es solche Lebensumstände längst nicht mehr. Selbst das Mittelalter hätte sich vor dieser Garnitour lächerlich gemacht.
    Das Mädchen ging wieder los, direkt auf die Wachen zu. Die beiden Gestalten griffen sie nicht an, sondern warteten geduldig ab. Immerhin erwartete man sie und in ihr wurde kein Feind gesehen, zumindest redete sich Mandy das mit aller Macht ein, während sie ihren Blick stellenweise durch den Innenhof glitten ließ. Er war so groß, dass er mühelos hundert solcher Krieger aufnehmen könnte. Zu anderer Zeit war der Ort sicher eine Art Markt oder Versammlungslager. Heute war er leer, bis auf einzelne Wagenplanen.
    Wortlos blieb Mandy vor den beiden Soldaten stehen. Würden sie die scharfen Speere nicht so beängstigen, hätte sie über die Wichte gelacht. Wächter, die gerade die Hälfte ihrer Größe einnahmen – lächerlich.
    Einer der beiden sah zu ihr auf und blinzelte sie Sekunden stumm an. „Du bist endlich da ... wird auch Zeit.“
    „Wofür?“
    „Wirst du erfahren“, antwortete der andere und bezog in Mandys Rücken Position. „Komm mit, der König erwartet dich bereits.“
    „So?“, fragte Mandy stirnrunzelnd, bekam jedoch keine weitere Antwort. Deshalb seufzte sie nur und folgte dem ersten Wächter hinein.
    Das Innere der Festung ließ ihre Erwartungen bestätigen, es sah genauso aus, wie sie sich eine uralte Burg vorstellte. Sie gingen durch schmale Gänge, gefertigt aus nacktem Fels und nur Fackeln erleuchteten den Weg. Größtenteils aber waren die Räume und Gänge aus Steinquadern gefertigt, eine mühselige Arbeit.
    Mandy hatte keine Ahnung, wohin sie die beiden schleppten. Allerdings begnügte

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